Ltaiefs einzigartiger Weg zum Profi Als Bub war er Karate-Schweizermeister und wurde beim FCZ aussortiert

Von Michael Wegmann

18.3.2024

Winti-Star Ltajef: «Karate hat mir geholfen»

Winti-Star Ltajef: «Karate hat mir geholfen»

Der Zürcher Sayfallah Ltaief (23) kickte vor ein paar Jahren noch in den A-Junioren eines Amateurklubs und war einer der besten Karatekas seiner Altersklasse. Heute ist er Winti-Star und tunesischer Nationalspieler.

11.03.2024

Der Zürcher Sayfallah Ltaief (23) kickte vor ein paar Jahren noch in den A-Junioren eines Amateurklubs und war einer der besten Karatekas seiner Altersklasse. Heute ist er Winti-Star und tunesischer Nationalspieler.

Von Michael Wegmann

Keine Zeit? blue Sport fasst für dich zusammen

  • Heute ist Sayfallah Ltaief (23) Tempodribbler beim FC Winterthur und der tunesischen Nationalmannschaft. Vor ein paar Jahren war der Schweiz-Tunesier Schweizermeister im Karate.
  • «Karate lehrte mich, mich zu konzentrieren und zu fokussieren, zudem hat es mir im Mentalen viel geholfen», sagt er.
  • Mit 15 wurde er im FCZ-Nachwuchs aussortiert. «Das war eine grosse Enttäuschung», erinnert sich Ltaief im Interview mit blue Sport. So gross, dass er für ein Jahr mit Fussball aufhörte. 

Fragt man heute einen Fussballprofi nach seinem Weg zum Spitzensportler, tönt es mehrheitlich so: als Kind im Dorfklub, mit 10 in eine Nachwuchsabteilung eines Grossklubs, dann Stufe um Stufe bis zum ersten Profivertrag.

Wohltuend, dass es auch heute noch andere Wege in den Spitzenfussball gibt. Wie jener von Sayfallah Ltaief, 23-jährig, Tempodribbler des FC Winterthur, gebürtiger Zürcher und mittlerweile sogar tunesischer Nationalspieler.

Als seine Altersgenossen mit Jahrgang 2000 längst in den Akademien drei- bis viermal wöchentlich trainieren, kickt Sayf, wie er von den meisten genannt wird, mit Kumpels in seinem Quartier. «Wir hatten da einen Fussballkäfig in der Nähe, spielten in jeder freien Minute Fünf gegen Fünf.» Wobei jede freie Minute in seinem Fall nicht ganz stimmt. Ltaief ist ein höchst talentierter Kampfsportler – mehr als einmal wird er im Karate Schweizermeister in seiner Altersklasse.

Ltaief spielte B- und A-Junioren in einem Amateurklub

Weil seine ganz grosse Leidenschaft aber immer dem Fussball gehört, darf er mit 14 beim FCZ vorspielen und wird sogleich im Nachwuchs aufgenommen. Ein Jahr später wird er aber bereits wieder aussortiert. «Man hat mir gesagt, dass mir Grundlegendes in der Ausbildung fehlt, da ich zwischen 10 und 14 nicht im Klub gespielt habe. Das war eine grosse Enttäuschung.» So gross, dass er für ein Jahr komplett mit Fussball aufhört.

Als Bub war er Karateka, jetzt ist er Fussballprofi: Winterthurs Tempodribbler Ltaief.
Als Bub war er Karateka, jetzt ist er Fussballprofi: Winterthurs Tempodribbler Ltaief.
KEYSTONE

Nur weil seine Kumpels ihn drängen, schliesst er sich den B-Junioren beim FC Kosovo ZH an.  Nach eineinhalb Jahren beim Amateurklub landet er via der U18 vom FCZ («da bekam ich zu wenig Spielpraxis») in der U21 beim FC Winterthur, wo ihm 2020, 20-jährig, der Sprung in die erste Mannschaft gelingt.

Derzeit ist er als FCB-Leihspieler zurück beim FC Winterthur und wirbelt da die Liga durcheinander: Cup-Halbfinal und derzeit Platz 6 in der Meisterschaft und somit Finalrunde. Im Januar war er zudem mit Tunesien am Africa Cup, «auch wenn wir sportlich nicht überzeugen konnten, war das für mich ein Riesen-Erlebnis», sagt der Tunesier-Schweizer.

Ltaief: «Karate hat mir im Mentalen viel geholfen»

Der einstige Karate-Schweizermeister mit dem unüblichen Werdegang hat sich auf dem Fussballplatz durchgesetzt. Die Karateka-Ausbildung hat ihm dabei sicher nicht geschadet. Da trainierte Ltaief nicht nur seine Explosivität und Beweglichkeit, er schulte auch seinen Kopf. «Karate lehrte mich, mich zu konzentrieren und zu fokussieren, zudem hat es mir im Mentalen viel geholfen», sagt er. 

Und warum kannte man Ltaiefs Story bisher nicht? Weil dieser viel lieber mit Ball am Fuss dribbelt als spricht. «Nicht meine Lieblingsdisziplin», sagt er erleichtert, als es vorbei ist. Das Interview mit blue Sport ist deshalb sein erstes grösseres Gespräch vor einer Kamera. Macht er so weiter, wird es mit Sicherheit nicht sein letztes gewesen sein.

Basel – Winterthur 1:1

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