Die Medien-Arbeit im emotionalen Fussball-Geschäft wird immer wichtiger. Was die Kommunikation alles beinhaltet, diskutiert Stefan Eggli im Fussball-Talk Heimspiel mit Gaetano Giallanza, Felix Bingesser und Fredy Bickel.
Blerim Dzemaili zog in einem Pauseninterview bei der Partie zwischen dem FC St.Gallen und dem FCZ über den Schiedsrichter her. Der Routinier enervierte sich über einen ausbleibenden Foulpfiff. Für das Frust-Interview kassierte er nachträglich eine Spielsperre.
Für Gaetano Giallanza lassen sich solche Sachen trotz Medientraining in den Klubs nicht verhindern. «Solche Situationen sind unnötig und schade», findet der ehemalige Profi, der heute als Spielerberater tätig ist.
Mehr Freude an den überbordenden Emotionen hat Felix Bingesser, der lange beim «Blick» als Sport-Chefredaktor tätig war. Über solche Interviews werde man auch in zwei, drei Wochen noch reden, während viele belanglose Aussagen schon am nächsten Tag vergessen seien, hält er fest. «Das Dzemaili-Interview ist authentisch, ehrlich und emotional», unterstreicht der Journalist. «Solche hochemotionalen Interviews dürfen ab und zu vorkommen – das finde ich cool», resümiert Bingesser.
Medien spitzen zu – im Guten wie im Schlechten
Ebenfalls aus der Haut fuhr FCB-Coach Heiko Vogel in einem Interview am letzten Sonntag nach der Pleite gegen Luzern. Bingessers Kommentar: «Es ist in allen Medien zunehmend eine Schwarz-Weiss-Malerei, Grau-Töne will heute niemand mehr». Doch nicht alles an der «Boulevardisierung» in den letzten Jahrzehnten sei schlecht. Vogel geniesse es ja auf der anderen Seite auch, wenn er gelobt werde, so Bingesser.
blue Sport Experte Fredy Bickel findet es nicht gut, dass man Vogel vor dem Interview nicht zur Seite genommen habe, um ihn vorzuwarnen. Es sei ja klar, welche Fragen nach der Luzern-Niederlage kommen würden. «Das spürt man als Funktionär», bemängelt er und ortet fehlenden Schutz seitens der Kommunikationsabteilung des FCB.
In der Super League läuft die Schlussphase. «Jetzt merkst du die Anspannung, da braucht es viel Kraft, sich unter Kontrolle zu haben», sagt Bickel. «Die Interviews zeigen mir einfach, dass die Liga lebt», findet Bingesser. «Jeder Spieltag ist quasi eine Finalissima. Es ist einfach eine coole Phase, inklusive der Emotionen, welche reinspielen.»
Das Problem mit Balotelli
Mario Balotelli gab kürzlich in Italien in einem Podcast einen intimen Einblick in sein Seelenleben. In der Schweiz absolviert er nur die offiziellen Medienkonferenzen. Er habe der Liga aus Marketingsicht viel gebracht, so das Fazit von Bingesser. Man kenne ihn überall, in ganz Europa.
Seine Qualitäten als Spieler seien unbestritten, doch aktuell sei er einfach nicht wirklich fit, betont Giallanza. «Wenn du heute nicht fit bist und keine richtige Vorbereitung gemacht hast, hast du keine Chance», so der 48-Jährige. Ohne Fitness können selbst ein Ronaldo oder Messi nicht mehr mithalten. Auch «Super-Mario» selbst äusserte sich im Podcast über die beiden Ausnahmeathleten.