Fritz Schmid war kongenialer Partner von Christian Gross, Nati-Trainer von Neuseeland und zuletzt 22 Tage Ausbildungschef bei GC. Bei blue Sport redet er erstmals öffentlich über die kurze Amtszeit. Was er über den FC Basel und dessen Boss denkt, erzählt er auch.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Fritz Schmid, als Trainer und Ausbilder nicht nur hierzulande hochgeachtet, hat bei GC, seinem Herzensverein, nichts als Chaos angetroffen, wie er blue Sport erzählt.
- «Es gab keine Zuständigkeiten, keine Strukturen. Es war alles verworren, unklar, unübersichtlich. So viel wird nicht erledigt, und du fühlst dich, als wären dir die Arme auf dem Rücken gebunden.»
- Geholt wurde der 64-Jährige bei seiner letzten Station in der Schweiz als Ausbildungschef bei GC. Doch nach 22 Tagen hat er genug gesehen: «Ich habe realisiert: Da haben einige meine Jobbeschreibung nicht gelesen, oder sie haben gar kein Interesse an meinem Input. Das muss ich nicht mehr haben.»
Kaum ein Schweizer Trainer ist weiter gereist als Fritz Schmid: Der 64-Jährige trainierte den GC-Nachwuchs, war Fast-Konditrainer bei Tottenham – eine fehlende Arbeitserlaubnis verhinderte den Vertrag. Er assistierte in Aarau, Zürich und Basel und bei der österreichischen Nati. Er war Cheftrainer in Kriens, Technischer Direktor in Malaysia, Trainer in Ghana, Nati-Coach von Neuseeland. Und noch heute bildet er Trainer aus, kürzlich gerade in Aserbaidschan und Georgien.
Und zuletzt war Globetrotter Schmid, der als Journalist für die Sportinformation schrieb und Sport, Sprachen und Publizistik studiert hatte, Ausbildungschef bei GC. Gerade mal 22 Tage lang.
Anfang 2024 wird er gebeten, den Job zu übernehmen. Seine Ex-Spieler Bernt Haas als Sportchef und Bruno Berner als Trainer sind an ihn herangetreten. «Zuzusagen war ein emotionaler Entscheid. GC – das ist eine dauerhafte Verbundenheit», erklärt Schmid, der schon als Junior auf dem Hardturm gespielt hatte.
Geholt worden ist er mit der Bitte, die Nachwuchsabteilung zu analysieren – und mit seiner Uefa-Pro-Lizenz dafür zu bürgen, dass GC nach wie vor das bestmögliche Verbandslabel für die Nachwuchsarbeit erhält. Das Label zu verlieren, kann schnell einmal mehrere Hunderttausend Franken kosten.
Schmid stellt eines sofort klar: Dass er nicht nur als Diplomgeber für den Posten zur Verfügung stehe, sondern umgehend Entscheidungen treffen wolle, sofern er diese für nötig erachte. Er ist motiviert – und er ist rasch desillusioniert. «Das Mandat war für ein halbes Jahr angedacht. Aber ich merkte schnell: Es ging einfach nicht.»
Vogel redet immer mit
Schmid stellt Anträge, macht Vorschläge – und kriegt keinen Zugriff. Es werden ihm relevante Einblicke verwehrt: Über Budgets oder Trainerlöhne. Frauentrainer leiten ohne Rücksprache mit dem Staff der Nachwuchsabteilung Einheiten der männlichen Talente. «Dann erfahre ich, dass ein Junior nur darum spielen soll, weil sein Vater den Klub sponsert.» Schmid weiter: «Es gab keine Zuständigkeiten, keine Strukturen. Es war alles verworren, unklar, unübersichtlich. So viel wird nicht erledigt, und du fühlst dich, als wären dir die Arme auf dem Rücken gebunden.» Er spürt rasch, dass er nichts daran ändern kann.
Zu viele reden mit – auch die graue Eminenz der Hoppers: Erich Vogel, der sich zwar dem Frauenteam verschrieben hat, sich aber auch bei den Männern einmischt. Als wenige Tage nach Schmids Amtsantritt auch noch Fredy Bickel auf den Campus zurückkehrt, für «eine umfassende Standortbestimmung und Analyse zur Stabilisation der Nachwuchsabteilung», wie der Klub mitteilt, hat Schmid genug – obwohl er mit Bickel ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis pflegt.
Schmid sagt: «Ich habe realisiert: Da haben einige meine Jobbeschreibung nicht gelesen, oder sie haben gar kein Interesse an meinem Input. Das muss ich nicht mehr haben.» Er wirft das Handtuch, wie so viele vor ihm, die durch ihre kurze Aufenthaltsdauer zu dieser aussergewöhnlichen Fluktuation auf dem Campus beitragen. Einer ist Klubikone Ricardo Cabanas.
Schmid, als Trainer und Ausbilder nicht nur hierzulande hochgeachtet, sagt deshalb: «Mit dem Schweizer Fussball habe ich abgeschlossen.» Er schiebt noch nach: «Für Bernt oder Bruno, die ich so gut kenne, für die Mitarbeiter im Nachwuchs tat es mir leid, so schnell zu gehen. Aber ich musste so handeln.»
Degen und Due Dilligence
Gleichwohl schaut er sich noch immer die Super League an – mit grossem Interesse und scharfem Blick. Nicht zuletzt auf seinen Ex-Klub FCB, mit dem er viermal Meister und Cupsieger wurde und grosse Champions-League-Nächte erlebte. «David Degen (Präsident, d. Red.) redete schon als junger Spieler beim Waldlauf von Business und Due Diligence. Ich bin sicher, dass er seine Geschäfte sehr gut im Griff hat. Und offensichtlich geht seine Strategie auf: Der FCB erzielt ja Rieseneinnahmen auf dem Transfermarkt.»
Bedauern tut Schmid eines gleichwohl: dass immer weniger Spieler eine Beziehung zum Klub und den Fans aufbauen. «Spieler, die vor dem Gang in eine Topliga noch einen Zwischenschritt benötigen, sehen den FCB als Durchlaufstation. So lassen sich kaum mehr Identifikationsfiguren aufbauen. Das tut mir weh und vielen, die dem FCB nahestehen oder nahestanden.» Daher traut er dem FCB auch den baldigen Gewinn der Meisterschaft nicht zu – trotz Xherdan Shaqiri. «Shaqiri ist ein Denkmal des Klubs. Das bleibt er. Etwas anderes zu sagen, verbietet sich.»