Die Posse um den FC Luzern ist in dieser Woche in die nächste Runde gegangen. Am Tag nach den neuesten Ausführungen von Aktionär Bernhard Alpstaeg nimmt die Vereinsführung Stellung.
Alpstaeg reichte beim Bezirksgericht Luzern Verantwortlichkeitsklagen gegen die vier FCL-Verwaltungsratsmitglieder Stefan Wolf, Josef Bieri, Ursula Engelberger-Koller und Laurent Prince ein. Zudem forderte er einen unabhängigen Sachverwalter.
Präsident Wolf sagte an der Medienkonferenz, dass es stimme, dass der Verwaltungsrat zu vielem Nein gesagt habe, beispielsweise zum plötzlichen Mitreden von Alpstaeg in operativen Themen, obwohl dieser zugesichert habe, dass er sich nicht mehr öffentlich einmische. «Wir sind in Widerstand gegangen gegen Bernhard Alpstaeg, der sich über den Klub gestellt hat und sich nicht gewohnt ist, dass man Nein sagt», so Wolf.
Und weiter: «Es wäre wahrscheinlich einfacher gewesen, wenn wir den Bettel hingeschmissen hätten. Wir nahmen jedoch den schwierigen Weg auf uns, weil der Klub im Zentrum steht. Wir haben viel in die Weiterentwicklung des FCL investiert – und diesen Weg wollen wir weitergehen.» Engelberger-Koller fügte an: «Wir lassen uns von Bernhard Alpstaeg nicht unter Druck setzen.»
«Der FCL war noch nie so gut aufgestellt wie jetzt»
Vizepräsident Bieri, der alleine die nötigen Bankgarantien für die Lizenzerteilung der nächsten Saison zur Verfügung stellt, wehrte sich vehement gegen den Vorwurf von Alpstaeg, dass die Verwaltungsratsmitglieder «aus purem Eigennutz» ihre Stellung missbrauchten und dem Verein erheblichen Schaden zufügten. «Wir weisen jedes Jahr in einem Geschäftsbericht minutiös jeden Franken aus. Wir haben ein gutes Gewissen. Der Klub ist kein Sanierungsfall. Er war noch nie so gut aufgestellt wie jetzt. Es ist einfach unglaublich, was passiert, aber wir bieten ihm (Alpstaeg) die Stirn.»
Der letzte Satz unterstreicht die ganze Problematik. Beide Seiten sind nicht gewillt nachzugeben. Als Engelberger-Koller, die Anwältin ist, nach einem konkreten Lösungsvorschlag gefragt wurde, sagte sie: «Wir hätten gerne, dass Bernhard Alpstaeg die Aktienmehrheit (52 Prozent) abgibt. Dann könnten wir uns sehr gut vorstellen, mit ihm weiterhin zusammenzuarbeiten.»
Doch genau das kommt für Alpstaeg nicht in Frage. Er wollte ja den gesamten Verwaltungsrat absetzen, worauf sich das Gremium geschlossen wehrte, indem es Alpstaeg 25 Prozent der Aktien wegnahm. Alpstaeg seinerseits bezeichnet das als «Diebstahl». Er schlägt vor, die ganze Sache vor einem Schiedsgericht zu klären, was schneller gehen würde. Das jedoch lehnen die Verantwortlichen des FCL ab. So dürfte es in dieser Posse noch einige Runden geben.
Der Live-Ticker der Medienkonferenz
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Liveticker
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Liveticker beendet
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«Der Klub rückt noch mehr zusammen»
Der Klub wird an diesem Machtkampf nicht zerbrechen, ist sich Vizepräsident Josef Bieri sicher. «Im Gegenteil, der Klub rückt noch mehr zusammen.» Der Verein habe ausserdem ein riesiges Transferpotenzial und könne in eine rosige Zukunft blicken. «Der Knatsch tut dem Klub natürlich nicht gut. Aber der Klub wird nicht zermalmt.» Laut Bieri habe der Verein vor der denkwürdigen GV des FCL im Dezember dreimal versucht, mit Alpstaeg zu sprechen. «Das wurde immer zurückgewiesen. Aber wir werden es wieder versuchen.»
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«Wir wollen, dass Alpstaeg die Aktienmehrheit abgibt»
Von einem Reporter auf das abgelehnte Schiedsgerichtsverfahren angesprochen, erläutert Engelberger-Koller, dass auch der VR an einer schnellen Lösung interessiert sei, damit man sich wieder aufs Sportliche konzentrieren könne. «Aber das ist leider nicht möglich.»
Ein anderer Reporter kritisiert daraufhin, dass weder der Verwaltungsrat noch Bernhard Alpstaeg bereit seien, auf die Gegenseite zuzugehen und sagt, es würde zu und hergehen wie im Kindergarten. Die Vorschläge würden fehlen.
Engelberger-Koller liefert darauf direkt einen Vorschlag: «Wir wollen, dass Bernhard Alpstaeg seine Aktienmehrheit abgibt. Dann können wir uns sehr gut vorstellen, weiterhin mit ihm zusammenzuarbeiten. Das haben wir ihm schon mehrmals vorgeschlagen.» Für Alpstaeg komme das aber nicht infrage, sagt Stefan Wolf. «Von ihm kommt kein anderer Lösungsansatz. Es geht ihm nur darum, dass er die 52 Prozent der Aktien hat.»
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«Wir lassen uns nicht unter Druck setzen»
«Der Verwaltungsrat lässt sich von den offensichtlichen Druckversuchen von Bernhard Alpstaeg nicht unter Druck setzen», hält Engelberger-Koller zum Ende noch einmal fest. «Das ist eine alte, bekannte Masche von ihm. Dies wird bei uns nicht funktionieren. Dass Herr Alpstaeg und sein Medienberater versuchen, regelmässig medialen Druck zu erzeugen, deuten wir als Hinweis darauf, dass sie ihre eigene rechtliche Lage als schwierig betrachten.»
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Am Nachmittag geht’s vor den Friedensrichter
Am Mittwochnachmittag findet die Schlichtungsverhandlung vor einem Friedensrichter in Luzern statt. Es geht dabei um die Bernhard Alpstaegs Klage gegen die FCL Holding AG und die Anfechtung und Nichtigkeit der Generalversammlungsbeschlüsse vom 21. Dezember.
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«Einen Sachwalter zu verlangen, ist absolut haltlos»
Alpstaegs Forderung, einen unabhängigen Sachwalter in der Vereinsführung zu installieren, hat der Verwaltungsrat abgelehnt. «Die FCL Holding AG funktioniert. Ein Sachwalter wird nur dann eingesetzt, wenn keine Organe vorhanden sind. Das ist hier nicht der Fall», sagt Engelberger-Koller. «Einen Sachwalter zu verlangen, ist absolut haltlos.»
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«Wir vom VR verdienen 900 Franken pro Monat»
Bei Alpstaegs Klagen würde es sich um Druckversuche und Einschüchterungsversuche handeln, sagt Engelberger-Koller. «Bernhard Alpstaeg hat mich als Anwältin sogar bei der Aufsichtskommission der Anwälte angeschwärzt und verlangt, dass man mir wegen ungebührlichem Verhalten das Anwaltspatent entzieht.»
Engelberger-Koller stellt zudem klar, dass «wir VR-Mitglieder mit unserem Mandat monatlich 900 Franken verdienen. Es ist lebensfremd, zu behaupten, dass es dem VR in eigener Sache um die Finanzen gehe.»
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«Alpstaegs Aktien wurden nicht gestohlen»
Verwaltungsrätin Ursula Engelberger-Koller erklärt, warum der VR im Dezember 2022 Alpstaeg 25 Prozent der Aktien entzogen und ihn so zum Minderheitsaktionär gemacht hat. «Wir haben festgestellt, dass Bernhard Alpstaeg nicht rechtmässiger Eigentümer dieser Aktien ist. Aktienrechtliche Übertragungsfehler und mutmasslich strafrechtlich relevante Tatbestände spielen eine entscheidende Rolle. Die Aktien wurden nicht gestohlen, wir haben Fehler korrigiert und das Aktienbuch entsprechend angepasst.»
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Bieri wehrt sich gegen Alpstaegs Attacken
Alpstaeg hat Klage gegen die vier Verwaltungsratsmitglieder eingereicht, weil sie «aus purem Eigennutz» ihre Stellung missbrauchten und dem Klub aus seiner Sicht erheblichen Schaden zufügten. Aktionär Josef Bieri wehrt sich gegen die Vorwürfe und sagt, die Aussagen seien «schockierend und tief verletzend» für ihn gewesen. Bieri zählt auf, wie viel Geld er dem Klub schon «aus dem eigenen Sack» gab. Dass der FCL vor dem finanziellen Kollaps stehe, dementiert Bieri ebenfalls: «Der Klub steht nicht am finanziellen Abgrund und ist auch kein Sanierungsfall. Der Klub war noch nie so gut aufgestellt wie jetzt – auf allen Ebenen.»
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Wolf über finanzielle Lage
Wolf spricht auch die finanzielle Lage im Klub an und sagt, dass die Coronakrise den Klub getroffen habe. Aber es gehe wieder aufwärts. «Es geht nicht von heute auf morgen. Wir brauchen Zeit, aber wir sind gut unterwegs», sagt Wolf. «Es tut mir weh, wenn alles in ein Licht geführt wird, das dem FCL nicht gerecht wird.»
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«Wir haben Nein gesagt»
Wolf sagt, dass der VR zu vielem «Nein» gesagt habe. Insbesondere zu Alpstaegs Forderung, Mitarbeiter wie Sportchef Remo Meyer zu entlassen. Oder Stadionverbote ohne gute Gründe auszusprechen. Der Präsident wehrt sich auch gegen den Vorwurf, dass es beim FCL keine Entwicklung gebe. Nicht nur die Nachwuchsmannschaft würde sehr gut dastehen, auch das Frauenteam funktioniert. Ausserdem konnten in jüngster Vergangenheit mehrere Talente in die erste Mannschaft hochgenommen werden.
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Los geht’s
FCL-Präsident Stefan Wolf, Vizepräsident Josef Bieri und Verwaltungsrätin Ursula Engelberger-Koller nehmen Platz. Wolf ergreift direkt das Wort und sagt, dass diese Medienkonferenz nicht geplant gewesen sei. Weil Alpstaegs Aussagen am Dienstag den Klub aber «in ein schlechtes Licht» gerückt hätten, fühle sich der Verwaltungsrat gezwungen, nun selbst Stellung zu nehmen.
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FCL-Verwaltungsrat schildert seine Sicht der Dinge
Alpstaeg betonte am Dienstag, dass er eine schnelle Lösung des Konflikts anstrebe und in der Vereinsführung einen unabhängigen Sachwalter installieren wolle. Der Verwaltungsrat habe dies aber abgelehnt. Über die Gründe spricht der VR nun seinerseits an einer eigenen Medienkonferenz, die in Kürze beginnen wird.
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Aktionär Alpstaeg will FCL unter neutrale Führung stellen
Nach nur zwei Verhandlungsrunden ist die Vermittlung zwischen den Streitparteien beim FC Luzern gescheitert. Statt einer Einigung hagelt es weitere Anzeigen gegen die Klubführung. Aktionär Bernhard Alpstaeg fordert zudem einen unabhängigen Sachwalter.
Aus seiner Warte fehle dem amtierenden vierköpfigen FCL-Verwaltungsrat nämlich die rechtliche Legitimation, liess Alpstaeg am Dienstag vor den Medien über seinen Sprecher Sacha Wigdorovits verlauten. Die Wahl der Führungsequipe sei an jener ominösen Generalversammlung im Dezember 2022 erfolgt, nachdem Alpstaeg knapp die Hälfte seines Aktienkapitals und seiner Stimmrechte aberkannt worden war.
Dagegen setzt sich der Aktionär zur Wehr und hat gegen die FCL Holding AG bereits früher Zivilklage beim Bezirksgericht Luzern eingereicht. Weil die FC-Luzern-Gruppe damit rechtlich gesehen nicht handlungsfähig sei, verlange Alpstaeg die Einsetzung eines unabhängigen Sachwalters, der die Aufgaben des Verwaltungsrates erfüllt, bis ein neuer Verwaltungsrat eingesetzt werden könne. Diese Forderung habe er beim Bezirksgericht Luzern gestellt.
Zusätzlich seien beim Gericht Verantwortlichkeitsklagen gegen die vier Verwaltungsratsmitglieder Stefan Wolf, Josef Bieri, Ursula Engelberger-Koller und Laurent Prince eingereicht worden. Sie sollen Schadenersatz an die FCL Holding AG leisten, weil sie «aus purem Eigennutz» ihre Stellung missbrauchten und dem Club erheblichen Schaden zufügten.
Sechs Anwälte im Rücken
Für Alpstaeg befasst sich laut seinem Sprecher ein Team von sechs Anwälten mit den juristischen Fragen. Diese seien unisono zum Schluss gekommen, dass ihm die 52 Prozent rechtmässig zustehen. Eine Abgabe der Aktien komme trotz der Querelen nicht infrage, sagte Alpstaeg. Diese hätten «einen ideellen Wert».
Seine 48 Prozent der Aktien verkaufen wolle dagegen Josef Bieri. Er habe sie in der Aussprache unter der mittlerweile abgebrochenen Vermittlung des Luzerner Stadtpräsidenten Beat Züsli (SP) der Stadt angeboten, sagte Wigdorovits. Züsli habe aber abgelehnt.
Die Stadt äusserte sich nicht zum Inhalt der Verhandlungen. Der FC Luzern nahm zu den Anschuldigungen ebenfalls keine Stellung. Er verwies auf Anfrage auf eine Medienkonferenz am Mittwochvormittag.
Gleichentags ist laut Wigdorovits ein Termin vor dem Friedensrichter angesetzt wegen der Klage um die Aberkennung des Aktienpakets. Eine Einigung sei aber unrealistisch. Alpstaeg sagte, es gehe alleine um die Aktien, die ihm gestohlen worden seien. «Deshalb wehre ich mich.»
Frage des Stadions
Die Medienkonferenz war auch eine Reaktion auf den Abbruch der Verhandlungen unter der Vermittlung der Stadt und des Swiss Football League (SFL). Die zweite Runde am Montag habe gezeigt, dass weder Stadt noch SFL etwas zur Konfliktbeilegung beitragen könnten, sagte Stadtpräsident Züsli.
Nicht Teil der Gespräche gewesen sei die Frage der Lizenzvergabe an den FCL für die kommende Saison, sagte Wigdorovits. Zuletzt äusserte die Stadt die Bedenken, dass Stadionbesitzer Alpstaeg als Druckmittel die Unterschrift für die Lizenz-Unterlagen verweigern könnte. Der FCL seinerseits beklagte, Alpstaeg drohe den Mietvertrag für das Stadion zu kündigen.
Darauf angesprochen sagte Wigdorovits: «Der Mietvertrag wird nicht gekündigt.» Alpstaeg wiederum hielt fest, er «warte noch ein wenig zu» mit der Unterschrift unter das Dokument für die Lizenzvergabe.