Vor 20 Jahren steht der FC Winterthur kurz vor dem Aus. Urgestein Andreas Mösli lässt im Gespräch mit blue Sport Revue passieren, wie der Kult-Verein anschliessend zurück in die Super League findet.
Zum ersten Mal seit der Saison 1984/85 gehört der FC Winterthur wieder zum Schweizer Fussball-Oberhaus. Dabei rechnet zwischenzeitlich wohl niemand mehr so richtig mit der einstigen Rückkehr des FCW in die Super League. Andreas Mösli, heute noch Mitglied der Geschäftsleitung, eilt dem Verein aber rechtzeitig zu Hilfe und haucht diesem in den folgenden Jahren neues Leben ein.
«Vor 20 Jahren hat für mich persönlich alles angefangen. Damals habe ich die Seite gewechselt von der Fan-Kurve zum Funktionär», erzählt Mösli im Gespräch mit blue Sport. «Wir haben als erstes Projekt die Libero-Bar eingerichtet – das war vorher eine leerer, karger Raum, in dem nicht viel gelaufen ist.» So will man wieder eine Schnittstelle finden zwischen dem Klub und der Öffentlichkeit, was sich allerdings als Herkulesaufgabe herausstellt: «Es war schwierig, weil der Verein sehr nahe am Konkurs war und ein schlechtes Image hatte.»
Der «Winterthurer Groove»
Um sich aus der Misere zu befreien und die Fans wieder ins Stadion zu locken, versucht man beim FCW gar aus Nachteilen Vorteile zu schöpfen. «Wir haben versucht, aus der Not eine Tugend zu machen», erklärt Mösli und führt aus: «Wir haben ein Stadion, das nicht super modern und nicht wahnsinnig gross ist – also haben wir versucht, mit den bestehenden Mitteln das Beste rauszuholen und einen Winterthurer Groove reinzubringen, der zu dieser Stadt passt.»
Die Eröffnung der Klubbeiz ist dabei nur der Anfang einer jahrelangen Entwicklung, über welche das Stadion Schützenwiese zu einem aussergewöhnlichen Ort wird. «Das war mir sehr wichtig. Ich bin Winterthurer, bin hier geboren und habe hier mein ganzes Leben verbracht», sagt Mösli auf die Einzigartigkeiten im eigenen Stadion angesprochen. Auf der Schützenwiese wird beispielsweise die Resultattafel noch von Hand bedient, auch der Kindersektor «Sirupkurve» sucht seinesgleichen.
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Ein neuer Slogan muss her
Nicht alle Besonderheiten werden den jüngsten Aufstieg überleben. «Es ist klar, dass in der Super League nicht alles super ist. Man muss auch Kompromisse eingehen, die ganze Sektorentrennung ist für unsere Fans sehr ungewöhnlich», so Mösli. «Man ist sich gewohnt, dass man sich im Stadion frei bewegen kann. Das geht jetzt nicht mehr.»
Zudem nicht mehr passend ist der jahrelange Winterthurer Slogan «Erstklassig zweitklassig». Das ist für die Beteiligten aber halb so wild. «Slogans müssen ersetzbar sein», betont auch die Winterthurer Identifikationsfigur. «Im Spitzensport willst du Matches gewinnen. Wenn du immer gewinnst, bist du nicht mehr erstklassig zweitklassig. Dann bist du nur noch erstklassig – und das haben wir jetzt endlich geschafft.»
Vor dem anstehenden Saisonstart am Samstag gegen den grossen FC Basel kündigt Mösli an, nicht alles auf den Kopf stellen zu wollen: «Wir werden versuchen, die positiven Seiten dieser Kultur, die wir hier jahrelang hatten, in die neue Welt mitzunehmen.»
Sa 16.07. 20:05 - 00:10 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: FC Winterthur - FC Basel 1893
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