FCB-Coach Alex Frei «Die Zeiten, in denen ich nicht bescheiden war, sind vorbei»

SDA

4.2.2023 - 04:31

Jetzt folgen wegweisende Partien für FCB-Trainer Alex Frei

Jetzt folgen wegweisende Partien für FCB-Trainer Alex Frei

Nur einen Punkt aus zwei Partien und Unstimmigkeiten im Team: Der FC Basel steckt in einer Krise. Wie wird Alex Frei mit dieser Situation umgehen?

01.02.2023

Alex Frei, der Trainer des FC Basel, spricht über das Messer an seinem Hals, fehlende Konstanz und Jugendlichkeit als bröckelndes Alibi. Und sagt, warum er trotzdem stolz auf seine Mannschaft ist.

Keystone-SDA

Mit dem Vorstoss in die Cup-Viertelfinals hat der FC Basel unter der Woche zum Siegen zurückgefunden. Kann die bislang unkonstante junge Mannschaft nun nachlegen? Am Samstag tritt sie in der Super League wiederum bei den Grasshoppers zum Spiel der Bestätigung an. Zwischen den beiden Auftritten im Letzigrund bezog Alex Frei Stellung zu einigen wunden Punkten im bislang nicht ausreichend gefestigten Basler Gefüge.

Alex Frei zum 5:3-Sieg am Mittwoch:

«Ich bin aufgrund der Situation unglaublich stolz auf die Jungs, dass sie so reagieren und sich für den immensen Aufwand belohnen konnten. Letztes Jahr schied der FCB in den Achtelfinals aus, jetzt steht die Mannschaft in den Viertelfinals, ausserdem überwintert sie in der Conference League. In der Liga hinken wir etwas hinterher, aber trotzdem bin ich stolz, das möchte ich betonen. Die Zeiten, in denen ich nicht bescheiden war, sind vorbei. Für mich ist vor allem wichtig, dass man dann eine Entwicklung sieht, wenn man unter Druck steht. Das habe ich auch den Spielern gegenüber wiederholt betont. Ob das Resultat in der Höhe gerecht war? Wir waren auf jeden Fall sehr effizient dieses Mal und hätten uns über das 4:4 nicht beklagen dürfen. Das einzige, was ich nicht so gut fand, ist, dass wir zweimal einen vermeintlich beruhigenden Zweitorevorsprung innerhalb von wenigen Minuten aus der Hand gaben.»

... zur Entwicklung der Mannschaft:

«Ich lese, dass es keinen Prozess, keine Weiterentwicklung geben soll. Aber ich sehe die Spieler jeden Tag und sehe sehr wohl eine Entwicklung. Ich sehe, wo ein Spieler im Sommer bei seiner Ankunft war und sehe, wo er jetzt ist. Es gibt Spieler, die haben sich schneller entwickelt, und es gibt solche, die mehr Zeit brauchen. Das ist ganz normal. Nur darf die Jugendlichkeit irgendwann nicht mehr als Alibi herhalten. Irgendwann musst du eine gewisse Konstanz in deinen Leistungen haben.»

... über die Leistungsschwankungen:

«Ja, wir haben in regelmässigen Abständen Ups und Downs. Das überrascht mich nicht und lässt mich nicht verzweifeln. Ich frage mich nicht, ob wir nicht effizient sein können, sondern in welcher Regelmässigkeit wir es sein können. Wenn wir zu wenig Tore schiessen, fange ich nicht an zu zweifeln, sondern suche nach Antworten, warum wir die Tore nicht machen.»

... zur Frage, ob die Mannschaft das Messer am Hals braucht:

«Ich glaube eher, dass der Trainer das Messer am Hals hat als die Mannschaft. Der Unterschied zum Spiel gegen Luzern (2:3) war, dass wir gegen GC gnadenlos effizient waren. Meiner Meinung nach machten wir auch gegen Luzern eine tolle erste Halbzeit, dort waren wir aber nicht gnadenlos effizient.»

... zu seiner Situation:

«Ganz doof bin ich nicht. Und ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass ihr Medien das fragt. Ihr schreibt doch, dass ich das Messer am Hals habe. Als Basler registriere ich das ab und zu auch. Dass Fragen gestellt werden, ist verständlich und zum Teil berechtigt, schliesslich hinken wir in der Meisterschaft hinterher. Entsprechend versuche ich, mich zuvorkommend und empathisch zu verhalten und nicht auszuticken. Gleichzeitig bitte ich um Verständnis, dass das für einen Trainer, der noch nicht so lange dabei ist, nicht ganz einfach ist. Von David Degen habe ich jedenfalls kein Messer am Hals und von Heiko Vogel (Sportdirektor – die Red.) auch nicht.»

... zur (fehlenden) Identifikation mit dem Klub:

«Ich sehe das nicht so dramatisch. Der FCB war diesbezüglich in gewissen Zeiten verwöhnt, und jetzt muss die Identifikation neu geschaffen werden. Das geht nicht auf Knopfdruck, aber Identifikation kannst du vermitteln, unter anderem indem du sie vorlebst.»