Im Februar wurde Patrick Rahmen überraschend als FCB-Trainer entlassen. Auf ein Nachtreten gegen Klubboss David Degen verzichtet der U21-Nati-Coach aber auch ein halbes Jahr danach.
Rückblick: Es ist der 19. Dezember 2021, Basel hat im letzten Spiel der Hinrunde gerade 2:2 gegen GC gespielt und damit zum vierten Mal in Folge in der Liga nicht mehr gewonnen. In einem am gleichen Tag veröffentlichten Interview verzichtet FCB-Boss David Degen auf ein Bekenntnis für Trainer Patrick Rahmen. Und die Klubverantwortlichen haben sich in diesen Tagen schon mit anderen Trainern unterhalten.
Viel spricht kurz vor Weihnachten also nicht für einen Verbleib von Rahmen als FCB-Trainer. Doch dann verkündet Basel am Silvestertag tatsächlich, dass der Coach nicht nur bleiben darf, sondern sein Vertrag sogar bis 2023 verlängert wird. Eine schöne Botschaft auch für die FCB-Fans, die zu einem Grossteil hinter Rahmen stehen.
Doch die Freude währt nicht lange. Sieben Wochen später zieht Degen doch noch die Reissleine und Rahmen wird entlassen. Obwohl er mit einem Punkteschnitt von knapp zwei Zählern pro Partie der statistisch erfolgreichste FCB-Coach seit Urs Fischer ist.
Trotz der überraschenden Trennung verzichtet Rahmen auf ein Nachtreten gegen Degen und den FCB – damals wie auch heute. Ein halbes Jahr nach der Entlassung spricht der 53-Jährige, der mittlerweile als Trainer der U21-Nati engagiert ist, mit dem «Blick» über seinen Abschied in Basel.
«Der Moment, als ich es erfahren habe, war nicht einfach. Entlassungen gehören in diesem Business dazu. Es gab teils unterschiedliche Ansichten, die gilt es zu akzeptieren», so Rahmen.
Zwischen Degen und Rahmen ist «nichts hängen geblieben»
Was bleibe, seien die positiven Erinnerungen. Der Coach denkt da an seinen starken Punkteschnitt, an den Gruppensieg in der Conference League und an Arthur Cabral und Edon Zhegrova, die auch dank der Entwicklung unter Rahmen teuer verkauft werden konnten. «Für die vielen positiven Aspekte und Erinnerungen aus der Zeit beim FCB bin ich dankbar», sagt er. Nichtsdestotrotz habe er auch etwas Abstand gebraucht und sei längere Zeit nicht in den Schweizer Stadien gewesen.
Die Gerüchte, wonach sich David Degen in seine Trainerarbeit eingemischt habe, dementiert Rahmen. Es gebe auch kein böses Blut: «Wir hatten teils unterschiedliche Sichtweisen, aber längst nicht in allen Punkten. Wir haben uns seit der Trennung mehrmals gesehen, da ist nichts hängen geblieben. Zur Klarstellung: Von oben hat sich nie jemand in die Aufstellung eingemischt.»
Inzwischen geht Rahmen auch wieder die Spiele des FC Basel besuchen. So zum Beispiel das Rückspiel in der 3. Runde der Conference-League-Quali gegen Bröndby. Beim Penaltyschiessen sei er nervöser gewesen, als wenn er selber noch FCB-Trainer wäre. Den Elfmeterkrimi entschied Basel für sich, um den Einzug in die Gruppenphase der Conference League müssen die Bebbi aber weiter zittern. Nach der 0:1-Pleite im Playoff-Hinspiel in Sofia muss Basel das Ding am Donnerstag zuhause drehen. Rahmen ist zuversichtlich: «Mit einer guten Leistung ist der Rückstand aufzuholen.»
Regelmässiger Austausch mit Alex Frei
Ohnehin glaubt er, dass Alex Frei «der richtige Trainer für den FC Basel» sei. Trotz des mässigen Starts. «Ich hoffe, er erhält die Zeit, um die talentierte Mannschaft zum Fliegen zu bringen. Wir stehen regelmässig in Kontakt, dabei geht es um die Spieler des FCB, die in der U21-Nati sind», sagt der frühere Stürmer, der wie Frei einst jahrelang auch für Basel auf Torejagd ging.
Im Juli wurde Rahmen als U21-Nati-Coach vorgestellt. «Ich freue mich riesig auf den ersten Zusammenzug im September», sagt er. «Bis dahin möchte ich so viele Spieler wie möglich vor Ort besuchen und stehe in engem Austausch mit ihren Trainern und Sportchefs.»
In einem Jahr steht dann mit der U21-EM das erste grosse Highlight an. Rahmen: «Wir werden sehr ambitioniert nach Rumänien und Georgien reisen. Die Qualifikation für das olympische Fussballturnier 2024 ist ein Traum, dafür müssen wir an der EM unter die ersten drei kommen.»