Promis investieren Millionen und auch ehemalige Tennisgrössen widmen sich dem Trendsport Pickleball. Doch was hat es mit diesem auf sich und wann schwappt der Hype nach Europa über?
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Pickleball ist der am schnellst wachsende Sport in den USA.
- Prominente investieren Millionen in den Ausbau der Sportart.
- In Europa ist Pickleball noch eine Randerscheinung, langsam soll der Hype aber überschwappen.
Während in der Schweiz Padel-Tennis gerade zu einem Siegeszug angesetzt hat, ist in den USA bereits ein neuer Hype im Bereich der Racketsportarten ausgebrochen. Pickleball nennt sich der aktuell schnellst wachsende Sport in Übersee. Er kombiniert Elemente aus Tennis, Badminton und Tischtennis und zieht Jung und Alt in seinen Bann.
Auch ehemalige Sportgrössen sind dem Trendsport längst verfallen. Am letzten Sonntag gab es ein Show-Turnier, bei welchem Andre Agassi, John McEnroe, Andy Roddick oder Steffi Graf zu Gast waren. Dass Pickleball dabei längst mehr als ein Hobby ist, zeigte das Preisgeld. Es ging um nicht weniger als eine Million Dollar.
Tennisprofis schwenken auf Pickleball um
Dabei ist Pickleball gar nicht neu. Bereits 1965 dachten sich drei Väter den Sport aus, um ihre gelangweilten Familien zu unterhalten. Geboren war das Minitennis, bei welchem man meist zu viert auf einem kleineren Feld auf einen gelöcherten Ball aus Hartplastik haut. Da dieser viel weniger stark abspringt als ein Tennisball und dadurch deutlich langsamer fliegt, gilt Pickleball als sehr anfängerfreundlich.
Mehr als fünf Millionen Amerikaner haben sich in den letzten Jahren vom Pickleball-Fieber anstecken lassen. Mehr und mehr wird es sogar als ernsthafte Bedrohung für den Tennissport wahrgenommen. «Nimm dich in Acht, Tennis. Pickleball jagt dich», twitterte Judy Murray, Tennistrainerin und Mutter von Andy Murray, nachdem der Tennisprofi Noah Rubin vor Kurzem bekannt gegeben hatte, auf Pickleball umzusteigen. Sam Querrey, mal Weltranglistenelfter, beendete 2022 seine Tenniskarriere und gab in diesem Jahr sein Debüt im professionellen Pickleball. Die «Sports Illustrated» glaubt, dass er längst nicht der Letzte sein wird, der diesen Schritt geht.
Mit dem jüngsten Erfolg ist Pickleball auch bei den Investoren hoch im Kurs. Stars wie LeBron James, Tom Brady, Naomi Osaka und Heidi Klum investieren bereits. Dies gibt dem Sport die Möglichkeit, sich mehr Richtung Professionalität zu entwickeln. So gründete der ehemalige Hedgefonds-Manager Steve Kuhn vor zwei Jahren die Major Lague Pickleball und in diesem Jahr veranstaltet die Liga sechs Turniere ins sechs Städten, wo es insgesamt um fünf Millionen Dollar geht. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren betrug das gesamte Preisgeld in einer Saison noch 75'000 Dollar.
Wie sieht es in der Schweiz aus?
In Europa geht der Siegeszug nicht so schnell voran. Zwar sind eingefleischte Fans auch in Deutschland oder Frankreich der Ansicht, dass der Hype langsam überschwappt. Von Zahlen wie in den USA kann man aber nur träumen. Die Schweiz hinkt indes noch mehr hinterher. Hierzulande gibt es gerade mal zwei Vereine, einer in der Nähe von Winterthur, einer bei Küsnacht. Turniere gibt es keine und auch keinen Verband.
«Eine Pickleball-Szene in der Schweiz gibt es noch nicht. Und ehrlich gesagt ist das Niveau einigermassen bescheiden», erklärt Fabio Müller vom Pickleball-Verein Schweiz in einem Gespräch mit dem «Bund». Laut Müller könnte der Sport aber wachsen, wenn etwa Tennisclubs auf ihren Anlagen erste Spielfelder bauen würden. Es braucht dazu lediglich ein Netz – und kaum Platz: Auf ein Tennisfeld passen zwei bis vier Pickleball-Felder.
Vielleicht muss Pickleball für diesen Erfolg erst noch sein Image vom Rentnersport abschütteln. Auch in den USA litt Pickleball lange Zeit darunter, gerade in den letzten Jahren ist die Zahl der unter 24-Jährigen aber massiv gestiegen. Gelingt der Schritt in Europa, hat Pickletennis zweifelsfrei das Potenzial zum Breitensport. Erst recht, weil es auch einfach um den Spass geht. Ein Starter-Set mit Bällen, Holzschläger und einem Netz kann man für rund hundert Franken kaufen, spielen kann man es überall, wo der Boden eben und hart ist.