Wimbledon-Achtelfinals Das Sommermärchen eines Teenagers, ein Crescendo und die Spatzünderin

sda

5.7.2021 - 05:01

Am Montag startet Wimbledon mit sämtlichen Achtelfinals bei Männern und Frauen in die zweite Woche. Ein Ausblick auf den «Manic Monday» in fünf Schlaglichtern.

Keystone-SDA, sda

Der klare Favorit

Seit Roger Federers dominantesten Zeit in den Nullerjahren gab es bei einem Grand-Slam-Turnier wohl nie mehr einen so klaren Favoriten wie derzeit Novak Djokovic. Die Weltnummer 1 spielt für die Geschichte. Mit dem 20. Grand-Slam-Titel könnte er mit Federer und Rafael Nadal gleichziehen, mit dem Kalender-Grand-Slam winkt aber sogar eine historische Leistung, die vor ihm nur Don Budge (1938) und Rod Laver (1962, 1969) erreichten. Der Serbe überzeugte bis jetzt nicht besonders und musste gegen Jack Draper und Denis Kudla, beides Gegner ausserhalb der Top 100, einen Satz abgeben respektive einen Satzball abwehren. Doch jeder weiss: Gegen Ende eines Turniers ist der Überflieger kaum noch zu stoppen.

Der Herausforderer

Die Chance auf eine Wiederholung des epischen – und aus Schweizer Sicht so schmerzhaften – Finals von 2019 zwischen Djokovic und Federer scheint wesentlich wahrscheinlicher als noch vor einer Woche. Federer hat nach seinem zögerlichen Start in seinen eigenen Worten ein «Crescendo» hingelegt und sich stetig gesteigert. Beim Sieg in der 3. Runde habe er sich erstmals seit seiner langen Verletzungspause auf dem Platz «völlig im Frieden mit mir selber» gefühlt und keine unnötigen Gedanken und Zweifel verschwendet. Keine guten Aussichten für Federers Achtelfinal-Gegner Lorenzo Sonego (ATP 27), der am Montag (ca. 18.30 Uhr) zu seinem Debüt auf dem Centre Court kommt. Danach wird der Weg für den achtfachen Champion mit gemäss Papierform Daniil Medwedew im Viertel- und Alexander Zverev im Halbfinal deutlich steiniger.



Die Corona-Angst

Corona ist bei diesem Turnier in Wimbledon (noch) fast kein Thema. Die Zuschauerränge sind gut gefüllt, Linienrichter, Ballkinder und Fans müssen keine Maske tragen, vieles wirkt ziemlich normal. Hinter den Kulissen gilt aber ein rigoroses Sicherheitskonzept mit regelmässigen Kontrollen und einer Blase im offiziellen Hotel. Wer engen Kontakt mit einer positiv getesteten Person hatte, fliegt aus dem Turnier, so wie vor dem Start die britische Nummer 1 Johanna Konta. Im Extremfall könnte es also einen kampflosen Champion geben, wenn einer der beiden Finalisten oder einer ihrer Begleiter nach dem Halbfinal positiv getestet würden. Entsprechend vorsichtig agiert auch Roger Federer. «Ich bin im Auto immer alleine unterwegs, und wir sind im Team extrem vorsichtig», verriet er vor dem spielfreien Sonntag. Für Jassrunden mit den Coaches Severin Lüthi und Ivan Ljubicic sowie dem Physiotherapeuten Daniel Troxler reicht es trotzdem.

Das Sommermärchen

Apropos Briten. Nur eine Einheimische schaffte es in die zweite Woche, und die sorgt für ein wahres Sommermärchen. Noch vor zwei Monaten schrieb die 18-jährige Emma Raducanu, Nummer 338 der Welt, ihre Maturaprüfungen in Mathematik und Wirtschaft, nun steht sie bei ihrem ersten Grand-Slam-Turnier im Achtelfinal. «Es ist ein Traum», schwärmt die Tochter eines Rumänen und einer Chinesin. «Und ich glaube, die Mathematik hilft mir auch auf dem Platz, Probleme zu lösen.» Wesentlich früher voll aufs Tennis setzte die noch ein Jahr jüngere Amerikanerin Cori Gauff. Bereits als Nummer 20 gesetzt, gab sie wie Raducanu noch keinen Satz ab. Gemanagt wird Gauff von der von Federer mitbegründeten Agentur Team8.



Die Spätzünderin

Das Gegenteil von Raducanu und Gauff ist Viktorija Golubic. Die 28-jährige Zürcherin beschreibt sich selber als «Spätzünderin». Im 28. Anlauf (inklusive Qualifikationen) steht sie erstmals im Achtelfinal eines Grand-Slam-Turniers. Sie trifft am Montag gegen 14.00 Uhr auf die ehemalige US-Open-Finalistin Madison Keys.