Aus in der 1. Runde Debakel für Belinda Bencic bei den French Open

sda

29.5.2023 - 21:20

Belinda Bencic muss in Paris eine bittere Pille schlucken. 
Belinda Bencic muss in Paris eine bittere Pille schlucken. 
Imago

Belinda Bencic (WTA 12) verliert in der Startrunde des Tennis French Open gegen Jelina Avanesjan (WTA 134) mit 3:6, 6:2, 4:6.

29.5.2023 - 21:20

Die Niederlage gegen die 20-jährige Russin, eine Verliererin aus der Qualifikation (Lucky Loser), eine Spielerin, die zuvor noch nie eine Top-50-Spielerin geschlagen hat, stellt für Belinda Bencic ein Debakel dar.



Dabei ist klar, dass Belinda Bencic nach siebenwöchiger Pause wegen einer Oberschenkelverletzung noch nicht wieder in Form sein kann. Dennoch ist die Niederlage, und vor allem die Art und Weise der Niederlage, für Bencic eine Tragödie. Alle ihre Entscheide während der letzten drei Monate werden in Frage gestellt. Bedeutet die Trennung von Coach Dimitri Tursunov nicht zwangsläufig, dass Bencic wieder in alte Fahrwasser zurückkehrt? Gerade aus dieser Wohlfühl-Oase hatte Bencic Anfang Jahr bewusst aussteigen wollen.

«All in» gehe sie mit Tursunow, erklärte Bencic in Australien. Den 40-jährigen Amerikaner nehme sie in nächster Zeit «überall hin mit», sagte sie weiter. Zwei Monate später war Schluss – wegen unüberbrückbarer unterschiedlicher Anschauungen, sowohl im sportlichen wie im zwischenmenschlichen Bereich. Die Aussagen, mit denen Bencic in Paris die Trennung erklären wollte, erklärten wenig. Am Ende sei die Trennung unausweichlich gewesen, sagte Bencic. Wenig später erklärte sie aber auch, dass «sie mit Tursunov habe weitermachen wollen. Es lag nicht an mir.»

Tursunov ist gewiss kein einfacher Coach. Aryna Sabalenka, die Australian-Open-Siegerin, coachte er zweimal kurz. Im letzten Jahr arbeitete er kurz mit Emma Raducanu zusammen, bevor er sich im Herbst mit Bencic einigte, mit der nach fünf Monaten Schluss war. Im Mai am Italian Open in Rom betreute er bereits die Russin Jekaterina Alexandrowa. Tursunows Verschleiss an Spielerinnen ist ungewöhnlich gross.

Zurück auf Feld 1

Das ändert aber nichts am Fakt, dass Bencic mit Tursunow Anfang Jahr glänzte und brillierte und Ende März die Nummer 2 der Jahreswertung war. Und jetzt, im ersten Turnier seit der Offizialisierung der Trennung, scheidet sie an einem Major-Turnier gegen die Nummer 134 der Welt aus. Nach einem 4:2-Vorsprung im Entscheidungssatz. «Ich habe mit allem gekämpft, was ich hatte», sagte Bencic. Damit deutete sie an, was zuvor auf dem Platz unübersehbar gewesen war: Auch nach der siebenwöchigen Pause war die Schweizerin alles andere als topfit.

Die mentale Verunsicherung äusserte sich in einem Fehlstart. Nach weniger als einer Viertelstunde lag Bencic 0:4 hinten. Ab dem zweiten Satz dominierte die Favoritin aber die Partie. Sie führte auch im Entscheidungssatz mit 4:2, verlor die Partie wegen viel zu vieler Fehler doch noch.

Letztmals verlor Belinda Bencic im Sommer 2022 in der Startrunde von Wimbledon gegen eine ähnlich schwach klassierte Gegnerin. Damals ging Bencic gegen die Chinesin Wang Qiang, die Nummer 140 der Welt, 4:6, 7:5, 2:6 ein. Die ungenügenden Ergebnisse an Major-Turnieren führten bei Bencic vor ziemlich genau einem Jahr zur Einsicht, einen anderen Weg einschlagen zu wollen. In Paris ist sie mit dem neuen slowakischen Interimscoach vorerst wieder auf den alten, ausgetretenen Pfad zurückgekehrt.

sda