Roger Federer setzte sich mit seinem achten Turniersieg an der 48. Austragung der Swiss Indoors in Basel die Krone auf. Dank einem 6:7 (5:7), 6:4, 6:3 gegen Juan Martin Del Potro holte er seinen 95. Titel, womit er Ivan Lendl übertraf.
Nach 2:31 Stunden war es vollbracht. Als beim zweiten Matchball Federers der Return von Juan Martin Del Potro hinter die Grundlinie segelte, verwandelte sich die mit 9200 Zuschauern ausverkaufte St. Jakobshalle zum wiederholten Mal in dieser Woche in ein Tollhaus. Mit dem achten Titel an seinem Heimturnier, an dem er einst als Balljunge im Einsatz gestanden hatte, krönte der Basler Rekordsieger sein Traumjahr 2017.
Die beiden Finalisten hatten sich das Beste für den Schluss aufgespart. Federer und sein argentinischer Herausforderer, die sich schon so manches episches Duell geliefert hatten, boten sich einen erstklassigen Schlagabtausch auf Augenhöhe. Die Geschichte der Finals von 2012 und 2013, als Del Potro nach gewonnenem Startsatz Federer im dritten Durchgang jeweils niedergerungen hatte, wiederholte sich diesmal aber nicht. Am Ende hielt der 36-jährige Baselbieter die Trophäe in die Höhe.
"Es ist ein ganz spezieller Sieg", sagte Federer. Er sei ständig auf Reisen und habe vielleicht fünf Prozent in seiner Karriere in der Schweiz gespielt. "Zuhause zu gewinnen, zählt fast doppelt." Er wisse nicht, ob er dies noch einmal erleben dürfe. "Darum habe ich den Sieg genossen, als wäre es mein letzter in Basel - was ich natürlich nicht hoffe."
Emotionales Auf und Ab
Federer und die 9200 Fans hatten eine emotionale Achterbahnfahrt durchlebt; im ersten Satz, als Federer zweimal einen Breakvorsprung postwendend wieder aus der Hand gab und im Tiebreak einen 3:0-Vorsprung verspielte, oder im zweiten Durchgang, als Federer beim Stand von 1:1 einen Breakball mit einem einfachen Backhand-Volley vergab. Bei eigenem Service hatte er zwei knifflige Momente zu überstehen, ehe er den Entscheidungssatz doch noch erzwang.
Wie bereits im Viertelfinal gegen Adrian Mannarino zeigte Federer auf dem Court mehr Emotionen als gewohnt. Gegen den Franzosen war mehrmals ein Fluchen zu vernehmen, gegen Del Potro malträtierte er mit dem Schläger sowohl das Netz als auch seine Schlägertasche. Dies habe sicherlich mit Basel zu, sagte der sonst so coole Federer, denn hier wolle er es speziell gut machen. "Ich wollte den Schwung des Publikums mitnehmen. Als das nicht geklappt hatte, war ich frustriert." Im zweiten Satz hatte er zudem befürchtet, dass ihm die Partie entgleiten könnte.
Nach seinem Verzicht im letzten Jahr, seinem traumhaften Comeback am Australian Open und dem achten Wimbledonsieg schien es, dass Federers Popularität auch in seiner Heimat noch einmal neue Höhen erreicht hat. Noch enthusiastischer, noch lauter, noch frenetischer unterstützten die Fans in der St. Jakobshalle ihren Liebling, der in Basel erstmals 1997 in der Qualifikation angetreten war. Während des Finals herrschte Davis-Cup-Atmosphäre, einzelne Fans ritzten in ihrer Euphorie gelegentlich sogar die Grenze der Fairness.
Mit seinem 95. Titel überholte Federer in der ewigen Bestenliste Ivan Lendl, mittlerweile hat nur Jimmy Connors in der Open Era mit 109 Turniersiegen mehr Titel gewonnen als der Schweizer. Den Amerikaner einst abzulösen, ist für Federer jedoch kein Ziel. Dafür sei er viel zu weit weg. "Aber 100 Titel zu erreichen, wäre schon toll, weil das eine unglaubliche Zahl ist." Die meisten seiner 95 Titel gewann Federer in Halle, Basel ist zusammen mit Wimbledon das zweiterfolgreichste Turnier seiner Karriere.
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