Ab Sonntag steigt mit den French Open in Paris das zweite Grand-Slam-Turnier des Jahres. «Bluewin» macht den Favoriten-Check und wagt eine Prognose.
Ab Sonntag kämpft die Tenniselite an den French Open in Paris um den zweiten Major-Titel des Jahres, die Ausgangslage ist so spannend wie lange nicht mehr. Der jahrelange Dominator Rafael Nadal, der in Roland Garros in den letzten 14 Jahren elfmal triumphiert, muss erstmals seit 2004 bis zum Turnier in Rom auf den ersten Titel der Saison warten und dürfte in Paris in erster Linie von Novak Djokovic und Dominic Thiem gefordert sein. Wie schlagen sich die Schweizer Aushängeschilder Wawrinka und Federer? «Bluewin» wagt eine Prognose:
Serbien
Novak Djokovic
Obwohl der Serbe zum Auftakt der Sandsaison in Monte Carlo eine überraschende Niederlage gegen Daniil Medwedew einstecken muss, ist Djokovic erster Herausforderer und ärgster Konkurrent von Sandkönig Rafael Nadal. In Madrid gewinnt er das Turnier ohne einen Satzverlust, in Rom kehrt er im Endspiel nach einem 0:6 im ersten Satz in die Partie zurück, verliert nach langem Kampf schlussendlich trotzdem gegen den Spanier. Eine Niederlage, die die Weltnummer eins zusätzlich motivieren wird, in der französischen Hauptstadt zum Träger aller vier Grand-Slam-Titel zu avancieren.
Prognose: Final
Spanien
Rafael Nadal
Der Sandkönig hat es bisher schwer, seinen Rang zu verteidigen. Erstmals seit 2004 gewinnt er bis zur Reise in die italienische Hauptstadt kein Turnier und wird in Madrid und Barcelona vor heimischen Publikum zweimal bezwungen. In Rom zeigt der Spanier dann wieder altbekannte Stärke, führt die Gegner reihenweise vor und nimmt Dauerrivale Djokovic erstmals einen Satz zu Null ab. Nadal scheint rechtzeitig in die Spur zu finden und tankt dank dem Triumph in Rom viel Selbstvertrauen für das Turnier, welches er bereits unfassbare elfmal gewinnen konnte. Ein Aus vor dem Halbfinal käme einer Sensation gleich.
Prognose: Turniersieg
Schweiz
Roger Federer
«Ich weiss nicht, ob ich es im eigenen Racket habe», sagt der Rückkehrer am Freitag an der Pressekonferenz. Federer weiss selber nicht genau, wo er steht und ob er tatsächlich mit reellen Titelchancen antritt. Die leichte Verletzung von Rom jedenfalls ist auskuriert, der Schweizer fühlt sich bereit. Er konnte in Madrid und Rom zeigen, dass er durchaus in der Lage ist, auf absolutem Top-Niveau zu spielen. Deshalb wird es Federer trotz seinen 37 Jahren auf dem Buckel in die zweite Woche schaffen, seine Hoffnungen auf den zweiten Titel in Roland Garros wird er aber im allfälligen Viertelfinal gegen Tsitsipas oder dann im Halbfinal gegen Nadal begraben müssen.
Prognose: Viertelfinal
Österreich
Dominic Thiem
In Barcelona gelingt Dominic Thiem im Halbfinal das Kunststück, Rafael Nadal auf Sand zu bezwingen. Den Turniersieg lässt sich der letztjährige French-Open-Finalist anschliessend nicht nehmen und unterstreicht seine Ambitionen auf der roten Asche. In Paris kann der Österreicher erst im Final auf den Spanier treffen. Findet er zu seinem druckvollen Power-Tennis, ist er ein heisser Kandidat auf die Endspiel-Teilnahme, der auch Novak Djokovic im potentiellen Halbfinal Paroli bieten wird. Der 25-Jährige scheint bereit für den endgültigen Durchbruch.
Prognose: Halbfinal
Deutschland
Alexander Zverev
Wer glaubte, Zverev habe mit dem Triumph bei den ATP-Finals in London zum Abschluss der letzten Saison diesen endgültigen Durchbruch bereits geschafft, sieht sich getäuscht. Der Deutsche befindet sich eigentlich seit Jahresbeginn in einer Formkrise, die sich zuletzt arg verschärfte. Bei den grossen Sand-Turnieren in Monte Carlo, Madrid und Rom scheitert er früh und zeigt sich nach den Niederlagen jeweils ziemlich gereizt. Aber: Zverev hält an den French Open sein Bestergebnis an einem Major, das er letztes Jahr mit der Viertelfinal-Qualifikation erreichte. In Genf sammelt er diese Woche Vertrauen und spielt am Samstag im Endspiel um den Turniersieg. Soweit wird es in Frankreich nicht kommen, trotzdem darf man den Deutschen nicht voreilig abschreiben.
Prognose: Achtelfinal
Griechenland
Stefanos Tsitsipas
Anders als bei Zverev findet der Aufstieg von Tsitsipas auch in dieser Saison seine Fortsetzung. Nach Nadal, Djokovic und Thiem ist er für die Buchmacher erster Titelaspirant in der französischen Hauptstadt. Der Grieche fügt Nadal in Madrid eine schmerzhafte Niederlage zu, muss sich im Final dann Djokovic beugen. Mit seiner erfrischenden Spielweise wird er das Pariser Publikum begeistern und seiner Favoritenrolle im Viertelfinal gegen Federer zu unserer Enttäuschung gerecht werden. Dass er im möglichen Halbfinal Nadal erneut bezwingt, kann dennoch nicht erwartet werden.
Prognose: Halbfinal
Die Geheim-Favoriten:
Argentinien
Juan Martin del Potro
Einmal mehr von einer Verletzung zurückgekämpft hat sich Juan Martin del Potro. Nachdem er bis Anfang Mai in diesem Jahr bloss drei Matches und ein Turnier bestreitet, kehrt er in Madrid mit einer Niederlage auf die Tour zurück. In Rom deutet der Argentinier dann sein Potential bereits wieder an und scheitert nach zwei überzeugenden Siegen nur knapp am späteren Finalisten Novak Djokovic. Wenn der 30-Jährige die Startrunden am French Open ohne körperliche Rückschläge übersteht, ist er ein gefährlicher Gegner für jeden.
Prognose: Viertelfinal
Italien
Fabio Fognini
Der italienische Sandspezialist marschiert in Monte Carlo überraschend zu seinem insgesamt neunten Turniersieg auf ATP-Stufe, acht davon gewinnt er auf der roten Asche. In Madrid und Rom trifft er jeweils früh auf starke Gegenwehr und verliert gegen Thiem und Tsitsipas zweimal im Achtelfinal. Fognini kann an einem guten Tag auch die Allerbesten vor Probleme stellen und weist auf Sand als einer der wenigen Spieler auf der Tour mehr als einen Sieg gegen Nadal vor. Im möglichen Achtelfinal gegen Alexander Zverev ist er aufgrund der jüngsten Ergebnisse eher zu favorisieren.
Prognose: Viertelfinal
Schweiz
Stan Wawrinka
Der French-Open-Champion von 2015 fühlt sich eigentlich in Form, muss zuletzt aber drei empfindliche Niederlagen einstecken, die so nicht einkalkuliert waren. Der Romand lässt dabei sein Können phasenweise aufblitzen, schlussendlich fehlt aber die Konstanz in seinem Spiel. In Madrid und Rom verliert er trotz Satzführung. Doch Wawrinka ist neben Djokovic, Federer und Nadal der einzige Akteur im Feld, der weiss, wie man Roland Garros gewinnt. Findet Wawrinka sein Selbstvertrauen, wird er die eher günstige Auslosung ausnützen und auch in der zweiten Woche mit von der Partie sein.
Prognose: Achtelfinal