Die Tenniswelt wartet weiter gespannt auf das Comeback von Roger Federer. In einem Interview erinnert sich der Maestro an seine Kindheit in der Schweiz und die Momente, die ihn geprägt haben.
«Ich denke, in meiner Welt, in der ich aufgewachsen bin, in der Schweiz, kommt die Bildung immer zuerst. Sport war nicht wirklich ein Lebensstil», beginnt Roger Federer das Gespräch mit «becomingx». Der 39-Jährige denkt an seine Kindheit zurück und erzählt, wie er vom kleinen Jungen mit grossen Träumen zum Tennisstar wurde, der er heute ist.
«Ich erinnere mich, dass wir im Garten meines Freundes Badminton, Pingpong oder Tennis gespielt haben. Da bin ich manchmal auf die Knie gefallen und habe geschrien: ‹Und der Gewinner von Wimbledon ist Roger Federer.› Ich habe also davon geträumt, Wimbledon zu gewinnen», berichtet der Baselbieter aus seinen jungen Jahren.
Auch ein begeisterter Fussballer sei er gewesen, habe sich dann aber fürs Tennis entschieden. Sein erstes Tennisspiel habe ihn dann auch gleich geprägt. «Ich verlor 0:6, 0:6 und hörte schon Gerüchte, dass andere behaupteten, dass ich vielleicht gar nicht so gut sei, wie sie dachten. Also trainierte ich hart und spielte mehr Turniere.»
Federer spricht von seinem rasanten Aufstieg und dem Schritt, mit 14 Jahren ins nationale Tenniscenter in Ecublens im Kanton Waadt zu ziehen, um da weiter an sich zu feilen. «Ich war in einer tollen Familie untergebracht und ging nur am Wochenende nach Hause. In den ersten neun Monaten hatte ich unglaublich Heimweh», verrät er. «Ich konnte die Sprache nicht, verlor mein Selbstvertrauen. Ich hatte wirklich Probleme, es war eine harte Zeit, aber wohl die einflussreichsten zwei Jahre in meinem Leben.»
Der tragische Tod von Trainer Carter als Weckruf
Der aufstrebende Junior wurde besser und besser und auf einmal kamen ihm die Gedanken, dass er möglicherweise der nächste grosse Tennisspieler der Schweiz werden könnte. Mit 16 Jahren wurde dann Peter Carter sein Trainer. «Er war ein sehr wichtiger Mentor und der Stil, wie ich heute Tennis spiele, habe ich ihm zu verdanken», sagt Federer.
Carter starb im Jahr 2002 im Alter von nur 37 Jahren bei einem Autounfall während seiner Flitterwochen in Südafrika. «Das war ein Schock und brachte meine Welt ins Wanken», wird Federer emotional. «Aber sein Tod war auch ein Weckruf. Ich begriff, dass ich das Tennis sehr ernst nehmen muss, um mein volles Potenzial auszuschöpfen. Ich wollte kein verschwendetes Talent sein. Ich habe das alles nie vergessen, ich werde ihn für immer vermissen.»
Carters Tod war so was wie die Initialzündung für die Weltkarriere, die Federer danach hinlegte. Der Maestro sagt, dass er nicht genau wisse, wie er so viel erreichen konnte. «Du setzt dir als Junger nicht das Ziel, die Weltnummer 1 zu werden oder 20 Grand Slams zu gewinnen. Zumindest war das bei mir nicht so. In der Schweiz träumt man nicht so gross, glaube ich.»
Was er jedoch glaube, ist, dass man jederzeit die Kontrolle über seinen Kopf, die Fitness und die Mühe haben kann. Sein Ratschlag für junge Talente: «Wenn du eine Leidenschaft hast, dann bleib dran, glaube daran, greife nach den Sternen, bleibe positiv und verbringe die Zeit mit den richtigen Leuten. Du musst es einfach wollen.»