Federer-Biograf Stauffer «Federer liebt das Tennis so sehr, dass er nicht loslassen kann»

Von Manuel Rothmund und Jan Arnet

19.11.2021

Federer arbeitet weiter an seinem Comeback – Stauffer: «So will er nicht abtreten»

Federer arbeitet weiter an seinem Comeback – Stauffer: «So will er nicht abtreten»

Roger Federer plant eine Rückkehr auf den Tennis-Court für Sommer 2022. Was steckt dahinter? Federer-Biograf René Stauffer erklärt, warum der Maestro unbedingt auf den Court zurückkehren will.

19.11.2021

Roger Federer plant eine Rückkehr auf den Tennis-Court für Sommer 2022. Was steckt dahinter? Federer-Biograf René Stauffer erklärt gegenüber blue Sport, warum der Maestro unbedingt auf den Court zurückkehren will.

Von Manuel Rothmund und Jan Arnet

Auch nach seinem 40. Geburtstag und mehreren Knieoperationen denkt Roger Federer noch nicht ans Karriereende. Kürzlich hat er verlauten lassen, dass er in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres auf die Tour zurückkehren wolle. Die Frage kommt auf, warum sich der 20-fache Grand-Slam-Sieger das überhaupt noch antut?

«Selbstverständlich hat er das Gefühl, dass er als Tennisspieler noch nicht erledigt ist», sagt sein Biograf René Stauffer im Gespräch mit blue Sport. «Er will wieder gesund werden. Für sein Privatleben und seine Kinder. Er will Fussball spielen, Ski fahren und natürlich auch Tennis spielen.»



Federer habe mit seinen Verletzungen zwar zwei schlechte Jahre hinter sich, wisse aber auch, dass er immer noch mit der Weltspitze mithalten kann, wenn er fit ist, so Stauffer. «Er liebt den Sport halt auch so sehr, dass er tatsächlich nicht loslassen kann.»

Federer will, dass Tennis eine Zukunft hat

Kürzlich hat René Stauffer im «Tagesanzeiger» geschrieben, dass ein verletzter oder rekonvaleszenter Roger Federer für seine Partner und die ganze Tennisszene deutlich wertvoller sei als ein zurückgetretener Federer. Wie war das genau gemeint?

«Er ist ein Tennis-Liebhaber und macht alles, um diese Sportart zu fördern. Er weiss, dass Tennis einen schweren Stand hat gegenüber anderen Sportarten im Fernsehen. Aber er will, dass die Sportart auch nach der Ära der ‹Big 3› (Anm. d. Red.: Federer, Nadal, Djokovic) eine Zukunft hat. Und solange er spielt, hat er aktive Sponsoring-Deals, die nicht zu vernachlässigen sind», erklärt der Journalist. «Federer will seine Partner gut bedienen. Wichtig ist sicher etwa der grosse Ausrüster-Deal mit Uniqlo. Und sein Investment beim Schuhhersteller On. Das ist eine andere Dimension, solange er noch spielt.»



Trotzdem fragt man sich, ob Federer den besten Moment für seinen Rücktritt verpasst hat. «Es gab sicher Momente, bei denen er hätte zurücktreten können. Beispielsweise dieses Jahr nach dem 0:6 im dritten Satz des Wimbledon-Viertelfinals gegen Hubert Hurkacz. Aber so will er nicht abtreten», sagt Stauffer. Dennoch müsse sein Abgang auch nicht auf einen absoluten Höhepunkt folgen. «Er weiss, dass er niemandem mehr etwas beweisen muss, er spielt jetzt nur noch für sich selbst und seine Fans.» 

Und was traut Stauffer dem 103-fachen ATP-Titelträger beim Comeback zu? «Es wird sicher sehr schwierig, nochmals einen Grand-Slam-Titel zu holen. Aber wenn er wieder voll da ist und seine Knie ihn tragen, kann er sicher noch einmal in einen grossen Halbfinal kommen. Und dann kann alles passieren», sagt der Tennis-Journalist. «Das Spielerische, seinen Instinkt und seine Siegermentalität hat er ja nicht verloren. Federer weiss, wie man grosse Titel gewinnt.»

Deshalb könne er sich vorstellen, dass Federer bei grossen Turnieren wieder grosse Spiele zeigen und die Leute mit dem Bonus des zurückgekehrten Sohnes nochmals richtig mitreissen kann. «Alleine das würde für ihn das Comeback rechtfertigen.»

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