Novak Djokovic Happy Birthday, Novak Djokovic – warum ist der grosse Champion so unbeliebt?

Von Jan Arnet

22.5.2020

Trotz zahlreicher Erfolge kämpft Novak Djokovic noch heute um die Gunst der Tennis-Fans.
Trotz zahlreicher Erfolge kämpft Novak Djokovic noch heute um die Gunst der Tennis-Fans.
Bild: Getty

Heute Freitag feiert Novak Djokovic seinen 33. Geburtstag. Der Serbe gehört zweifellos zu den besten Tennisspielern aller Zeiten, doch er geniesst nicht annähernd die Beliebtheit wie seine grossen Rivalen Roger Federer und Rafael Nadal. Das hat seine Gründe.

Er hat fünf der letzten sieben Grand-Slam-Turniere gewonnen, ist die unangefochtene Nummer 1 der Weltrangliste und im Jahr 2020 noch unbesiegt. Und trotzdem muss Novak Djokovic weiter gegen die Missgunst der Fans ankämpfen. 

Warum nur? Schliesslich gibt er sich seit Jahren grosse Mühe, sich in die Herzen der Fans zu spielen. Im wahrsten Sinne des Wortes: Nach seinen Siegen «verschenkt» er sein Herz dem Publikum oder malt bei Sandturnieren das Zeichen der Liebe in die Asche.

«Nole», wie Djokovic genannt wird, leistet sich auch nur selten Skandale und zeigt gegenüber seinen Kontrahenten stets grossen Respekt. Und den Journalisten bringt er an seiner letzten Pressekonferenz des Jahres jeweils Süssigkeiten mit. Doch irgendwie will der Funken einfach nicht überspringen. Das zeigte sich beim letzten Wimbledon-Final einmal mehr: Die Zuschauer fieberten mit Federer mit, jubelten sogar bei unerzwungenen Djokovic-Fehlern und waren sichtlich schockiert, als der Sieger am Ende Djokovic und nicht Federer hiess.

Was fehlt dem Serben, was der Schweizer hat? Vielleicht ist es die Coolness bei umstrittenen Schiedsrichter-Entscheiden. Federer etwa hakt solche oft mit einem Kopfschütteln ab, Djokovic diskutiert schon gerne mal mit dem Unparteiischen – oder schlägt sogar an ein Mikrofon. Auch Roger Federer hatte in jungen Jahren mit seiner Unbeherrschtheit zu kämpfen, diese im Verlauf seiner Karriere aber komplett in den Griff gekriegt. Die Weltnummer 1 hingegen zerschmettert auch heute noch gerne einmal ein Racket. Solche Aktionen stehen seinem Drang nach Liebe und dem Herzchen-Verteilen dann diametral entgegen. Es fehlt die Authentizität.

Novak Djokovic malt und verteilt gerne Herzen – diese Liebesbotschaften kommen aber nur selten bei den Fans an.
Novak Djokovic malt und verteilt gerne Herzen – diese Liebesbotschaften kommen aber nur selten bei den Fans an.
Bilder: Getty/Keystone

Fragwürdige Aussagen und Kritik von Tenniskollegen

Sein Umfeld sorgt auch nicht gerade dafür, dass der Djoker mehr Symphatiepunkte erhält. «Federer ist auf Novak neidisch seit dem Moment, an dem ihm der Durchbruch gelang, weil ihm bewusst wurde, dass mein Sohn besser ist als er und ihn überragen wird», sagte etwa Novaks Vater Srdjan Djokovic im Februar. Mama Dijana liess kürzlich aufhorchen, als sie den Maestro als «ein bisschen arrogant» beschrieb.

Der 33-Jährige selbst sorgte zuletzt ebenfalls mit fragwürdigen Aussagen für Verwirrung. «Ich kenne Leute, welche es durch diese energetische Verwandlung, durch die Kraft eines Gebets oder von Dankbarkeit geschafft haben, aus dem ungesundesten Essen oder dem schmutzigsten Wasser das gesündeste zu machen», sagte er kürzlich in einem Instagram-Talk mit seinem «persischen Bruder» Chervin Jafarieh, einem selbst ernannten Alchemisten. Zuvor hatte sich der Serbe trotz Ausbruch des Coronavirus deutlich als Gegner von Impfungen positioniert, weshalb er ebenfalls grosse Kritik einstecken musste.

Auch von den Mitspielern und Konkurrenten erntet Djokovic eher kühle Anerkennung als Zuneigung. Dies zeigt sich deutlich in seiner unglücklichen Rolle als Präsident des ATP-Spielerrates, wo er für seine Personalpolitik fast durchs Band weg kritisiert wird. Und während seine Beziehung zu Federer und Nadal lediglich von professionellem Respekt geprägt ist, scheinen sich die anderen beiden auf persönlicher Ebene tatsächlich nahezustehen.



«Novak kam zu einer Party, welche die Roger-und-Rafa-Party war»

Djokovic hat zudem das Pech, dass er als Dritter und damit letzter der «Big Three» in den Tennis-Zirkus kam. Federer und Nadal lieferten sich schon zuvor zahlreiche packende Duelle, dominierten die Tour und wurden zu den zwei wohl grössten Rivalen, die der Tennissport je gesehen hat. Entsprechend beanspruchten die beiden Spieler auch so gut wie alle Sympathien der Fans. Wer das elegante Spiel liebt, ist im Team Federer, wer es lieber kraftvoll und kämpferisch mag, ist im Team Nadal.

Der Serbe, der weder Federers Eleganz, noch Nadals Kämpferherz besitzt, stattdessen mit unglaublicher Akrobatik und Brillanz von der Grundlinie auftrumpft und damit für weniger Spektakel sorgt, war für Tennis-Fans etwas wie der Bösewicht, der ihnen die Final-Duelle zwischen Federer und Nadal vermieste. Oder um es mit den Worten von Boris Becker zu sagen: «Novak kam zu einer Party, welche die Roger-und-Rafa-Party war – und er wurde zum Spielverderber.»

Nur ist dieser Spielverderber ein zu guter Tennisspieler, um für seine Erfolge nicht respektiert zu werden. 17 Grand-Slam-Titel hat Djokovic schon geholt, nur Roger Federer (20) und Rafael Nadal (19) stehen ihm noch vor der Sonne. Federers andere Rekordmarke, 310 Wochen an der Spitze der Weltrangliste zu stehen, wackelt – obwohl aufgrund der Corona-Krise das Ranking aber vorübergehend eingefroren wurde – auch immer mehr. Der Serbe war in seiner Karriere bisher für insgesamt 282 Wochen die Weltnummer 1.

Auch wenn man sich als Schweizer Tennis-Fan natürlich wünscht, dass Federers Rekorde für immer bestehen bleiben, hat sich Djokovic einen Geburtstagsgruss der Redaktion verdient: Alles Gute und viel Glück, Novak!

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