Stefan Bürer nimmt nach 28 Jahren Abschied von SRF. Im Interview spricht er über seine neue Herausforderung, seinen guten Freund Heinz Günthardt, und was er sich für die letzten Tennisturniere wünscht.
Stefan Bürer, die Medien haben deinen Weggang von SRF mit einem «Knall» gleichgesetzt. Wie viele schlaflose Nächte hattest du, bis diese Idee gereift war?
Ich habe wirklich nicht so gut geschlafen die letzten Wochen. Logisch beschäftigt einen so etwas nach 28 Jahren. Es war ja auch nie so, dass ich meinen alten Job nicht gerne gemacht hätte, im Gegenteil, das war ein Traumjob. Inzwischen schlafe ich aber wieder etwas besser, da auch alle Verträge unterschrieben sind und ich mit allen alles besprochen habe.
Wie sind denn die ersten Reaktionen auf deinen Weggang bisher ausgefallen?
Eigentlich fast alle gleich. Auf der einen Seite grosses Bedauern, dass es mich nicht mehr als Kommentator gibt ab Oktober. Auf der anderen Seite freuen sich aber auch viele für mich und die Möglichkeit, in meinem Alter nochmal etwas Neues anpacken zu können. Das ist auch das, was mich gereizt hat, jetzt mit 58 nochmal etwas Neues anzugehen, und ich hoffe, ich kann den Lakers in dieser Rolle helfen.
Es haben in jüngster Zeit schon einige Kollegen von dir SRF verlassen. Hat das auch deine Entscheidung mitbeinflusst?
Nein, das passierte eigentlich völlig unabhängig. Ich habe mir mehr über die verschiedenen Perspektiven Gedanken gemacht. Bei SRF wird sich Tennis als Livesport wahrscheinlich verändern, wenn Federer aufhört zu spielen. In welche Richtung, ist noch offen, aber es wird wohl eher weniger werden. Hinzu kommt, dass im Eishockey die Rechtesituation etwas unklar ist. Aus diesen Gründen war für mich irgendwann klar, dass die neue Herausforderung für mich auch mehr Perspektiven bietet.
Welche Perspektive bietet der neue Job denn konkret? Oder was reizt dich so daran?
Es ist der Ort, an welchem ich aufgewachsen bin. Ich habe dort viele Spiele besucht, den Aufstieg in die Nationalliga B miterlebt und später auch den Aufstieg in die Nationalliga A als Reporter für Radio Zürisee. Es ist einfach eine Herzensangelegenheit. Es ist ein Job, den ich wieder mit Emotionen ausüben kann, und ich glaube, die Lakers sind eine Organisation, die in vielen Bereichen noch einen Schritt vorwärtsmachen kann. Ich denke, dass ich hier meinen Teil dazu beitragen kann.
Du hast die Rechtesituation im Eishockey angesprochen. Jann Billeter verlässt das SRF ja ebenfalls. Kann man demnach davon ausgehen, dass es im öffentlichen Fernsehen in Zukunft weniger Eishockey zu sehen gibt?
Das kann ich schlecht beurteilen. Da müsste man die Leute fragen, welche die Rechte verhandeln. Ich weiss nur, dass aktuell über eine Sublizenz von «MySports» verhandelt wird. Aber es ist natürlich davon auszugehen, dass der Vertrag dadurch nicht mehr so gut sein wird wie zuvor und SRF in Zukunft auch weniger Spiele übertragen wird.
Bei einem Abschied spricht man oft von einem lachenden und einem weinenden Auge. Was wird dein weinendes Auge am meisten am alten Job vermissen?
Ganz sicher die vielen Menschen. Ich habe so viele coole Menschen kennengelernt und die werde ich auch extrem vermissen. Am meisten sicher Heinz Günthardt, weil wir inzwischen einfach so gute Freunde geworden sind, und insofern tut es natürlich auch weh, dass es unsere Kombo so nicht mehr geben wird. Aber alles im Leben hat irgendwann ein Ende und ich glaube, als eher pragmatisch denkender Mensch werde ich mit der Situation auch umgehen können.
Heinz Günthardt nimmt es dir aber nicht übel, dass du diese Kombo jetzt auflöst, noch bevor Federer das indirekt getan hätte?
Nein, gerade weil er eben ein guter Freund ist, habe ich ihn auch früh darüber informiert. Wir haben viel darüber gesprochen und er war auch der Überzeugung, dass ich den neuen Job machen muss.
Im Tennis stehen nun mit Wimbledon und Olympia noch zwei grosse Turniere an. Was wünschst du dir für diese letzten Episoden deiner Kommentatoren-Karriere?
Ich will einfach jede Minute davon geniessen. Natürlich wäre es umso schöner, wenn die Schweizer*innen dabei gut spielen. Sportlich sieht es aktuell ja leider nicht ganz so gut aus. Für Roger hoffe ich einfach auf eine gute Auslosung und darauf, dass er den Tritt und sein Selbstvertrauen wieder findet. Wenn ihm das gelingt, liegt sicher noch was drin. Zuletzt hatte man diesen Eindruck eher nicht. Aber es stellt sich halt auch bei ihm die Frage: «Wann ist der Zeitpunkt zum Aufhören da?» Solange dieser Moment nicht da ist, werde ich ihn weiter begleiten, natürlich auch nach den US Open. Dann werde ich halt einfach nur noch zuschauen und nicht mehr schwafeln.