Müde, aber zufrieden kehrte Belinda Bencic von den WTA Finals in Shenzhen in die Heimat zurück. Die 22-Jährige hat eine herausragende Saison hinter sich – und freut sich nun auf das Nichtstun.
Zwei Turniersiege (Dubai, Moskau), der erste Grand-Slam-Halbfinal der Karriere (US Open), die Rückkehr in die Top Ten der Weltrangliste und die erstmalige Qualifikation für das Saisonfinale der besten acht im chinesischen Shenzhen: 2019 war ein sehr guter Jahrgang für Belinda Bencic (WTA 8). «Wenn mir jemand vor der Saison dies angeboten hätte, hätte ich unterschrieben», sagte die 22-Jährige am Montagmorgen am Flughafen Zürich vor der Weiterreise nach Bratislava. Das Ziel für 2019 habe gelautet, wieder unter die besten 30 zu kommen, «das Erreichen der Top 20 wäre schon super gewesen».
Doch Bencic kehrte nach zwei Jahren mit gesundheitlichen Problemen und dem zwischenzeitlichen Absturz auf Position 318 dorthin zurück, wo sie 2016 als Teenager schon einmal war – in die Weltspitze. «Am meisten hat mich das Turnier in Moskau gefreut», sagte Bencic. In der russischen Hauptstadt kam sie dank glücklicher Umstände zu einer Wildcard – und damit um die Qualifikation herum. Die Chance packte sie am Schopf. Mit dem Finaleinzug qualifizierte sie sich auf den letzten Drücker für die WTA Finals. Dort schaffte sie bei ihrer Premiere dank zweier Siege den Sprung in die Halbfinals, wo sie gegen Jelina Switolina von Krämpfen geplagt aufgeben musste. «Es war der eine Match zu viel.»
Für Vater und Coach Ivan Bencic sind die Erfolge dieser Saison das Resultat der Arbeit über all die Jahre. Er lobte explizit auch die Arbeit von Melanie Monitor, der Mutter von Martina Hingis, die Belinda jahrelang gecoacht hatte. «Melanie sollte auch in der Öffentlichkeit die Anerkennung bekommen, die sie verdient.» Molitor sei ein Riesenschlüssel in der Karriere von Belinda, er ein kleiner, sagte Ivan Bencic, der seit gut einem Jahr wieder als Coach fungiert.
Zwei Wochen Ferien
Seine Tochter freut sich nun auf zwei Wochen Ferien, auf das Faulenzen und das Nichtstun. Die erste Woche wird sie in Bratislava bei ihrem Freund und Fitnesstrainer Martin Hromkovic verbringen, nachher kehrt sie in die Schweiz zurück, um Familie und Freunde zu besuchen. Danach beginnt bereits der körperliche Aufbau für die nächste Saison, ab Dezember geht es wieder auf die Courts.
Bis dann sollte auch ihre Entzündung am Fuss ausgeheilt sein, die sie im August in Cincinnati zur Aufgabe zwang und ihr in Shenzhen im ersten Gruppenspiel gegen Ashleigh Barty zu schaffen machte. Über die körperliche und mentale Belastung, die das Leben als Profi mit sich bringt, will sie aber nicht klagen. «Jede kann die Turniere so planen, wie sie will», so Bencic. Das gute Ranking erlaube ihr nun, wählerischer zu sein und sich gelegentlich auch eine Ruhepause zu gönnen.
Olympia-Doppel mit Federer?
Die nächste Saison wird Bencic in Brisbane eröffnen, nachdem sie in den letzten Jahren mit Roger Federer am 2020 nicht mehr stattfindenden Hopman Cup in Perth gespielt hat. Danach folgt mit dem Australian Open das erste Highlight der Saison. Einer der Höhepunkte 2020 ist für Bencic das Olympia-Turnier Ende Juli. «Für mich ist Tokio ein Riesen-Highlight», so Bencic, die Rio de Janeiro 2016 aus gesundheitlichen Gründen verpasst hat. «Ich sehe es als fünftes Grand-Slam-Turnier.» Angesprochen auf einen möglichen Start im Mixed mit Roger Federer, sagte Bencic mit einem Lächeln: «Der Entscheid liegt nicht bei mir.»