Der harzige Weg zurückBencic: «Kann nicht zu lange im Selbstmitleid baden»
sda
12.4.2018 - 10:32
Das letzte Kapitel in Belinda Bencics Verletzungsmartyrium ist eine Fast-Stressfraktur im rechten Fuss. Da hilft nur Zeit – und eine positive Einstellung.
Die Krücken hat sie zuhause gelassen, auch wenn es die Ärzte nicht so gerne sehen, wenn sie zu viel zu Fuss unterwegs ist. Dennoch ist es ein kleines Zeichen des Fortschritts für Belinda Bencic. Eine Karboneinlage im Schuh soll sie vor falschen Bewegungen bewahren. Trotz ihres Lachens sitzt der Frust bei der 21-jährigen Ostschweizerin tief.
Nicht schon wieder. Und warum schon wieder ich? Die Gedanken, die Bencic im März in Miami durch den Kopf schossen, als sie wegen starker Schmerzen im Fuss das Training abbrechen musste, sind nachvollziehbar. Erst im letzten Herbst war sie von einer Operation am Handgelenk zurückgekommen. In Lugano hätte sie zum ersten Mal seit über zwei Jahren wieder auf Sand spielen wollen. Nun ist sie nur als Zuschauerin und für Sponsorentermine im Tessin.
«Diesmal gibt es nichts Positives», sagt sie. Die Pause wegen der Operation an der Hand tat ihr im Nachhinein gut, sie kam stark zurück und verbesserte sich innerhalb von wenigen Monaten von Platz 318 in der Weltrangliste wieder in die Top 80. Aber sie betont auch: «Ich kann nicht zu lange im Selbstmitleid baden.» Immerhin hätten andere Tennisspieler auch ihre Verletzungsprobleme. Die Zeit ohne Matches fällt ihr aber schwer.
Aqua-Jogging und Schallwellentherapie
Derzeit pendelt Bencic zwischen Wollerau im Kanton Schwyz, Bratislava in ihrer zweiten Heimat Slowakei und Monaco, wo ihr jüngerer Bruder gerade Turniere absolviert. Die ehemalige Top-Ten-Spielerin macht, was sie kann, ohne den Fuss zu sehr zu bewegen: Aqua-Jogging, Velofahren, Konditions- und Krafttraining. Dazu kommt einmal in der Woche eine schmerzhafte Schallwellentherapie.
Bei der Verletzung handelt es sich nicht wie ursprünglich geglaubt um einen Ermüdungsbruch, sondern um eine Vor-Stress-Fraktur zweiten Grades im Zeh wie sie auch bei Leichtathleten häufig vorkommt. Eine Pause wurde notwendig, sonst wäre der Bruch unweigerlich eingetreten. Die Spezialisten sprechen in einem solchen Fall von einer Pause von vier bis sechs Wochen. Ende Monat wird sich bei einem Arzttermin entscheiden, ob Bencic das Training wieder aufnehmen kann. Dafür muss sie aber wieder komplett schmerzfrei sein.
Falls alles optimal läuft, möchte sie in der Woche vor dem French Open bei einem 100'000-Dollar-Turnier in Trnava wieder ins Wettkampfgeschehen eingreifen und dann auch in Paris spielen. «Es ist schon besser als vor zwei Wochen», sagt sie tapfer. Wie sie vorsichtig die Treppen hinuntersteigt, ist aber klar, dass besser noch weit entfernt von gut ist. Bencic will sich aber die nötige Zeit unbedingt nehmen. «Besser länger pausieren als zu kurz. Sonst fängt es gleich wieder von vorne an.» Genügend Erfahrung im Umgang mit Verletzungen hat sie mit 21 Jahren mehr, als ihr lieb ist.