Kommentar «Mister Tiebreak» – nervenstarker Thiem kann schon bald die Big Three erweitern

Von Syl Battistuzzi

17.11.2020

US-Open-Champion Dominic Thiem hat bei den ATP Finals eindrücklich gezeigt, dass er mit den Big 3 mehr als nur mithalten kann. In London besiegt er Rafael Nadal in einem spektakulären Tiebreak-Festival und feiert seinen zweiten Sieg.

Der Österreicher gewann am Dienstag ein hochklassiges Match gegen den Spanier Rafael Nadal mit 7:6 (9:7), 7:6 (7:4) und hat damit beste Aussichten auf den Einzug ins Halbfinale. Thiem nutzte gegen den French-Open-Sieger nach 2:25 Stunden seinen vierten Matchball. Nadal schlug 25 Winner bei 16 Fehlern, Thiem schaffte 37 Winner bei 22 Fehlern.



«Es war vom ersten bis zum letzten Punkt ein tolles Spiel», so das Fazit des Siegers. Dass im Duell der Weltnummer 2 und 3 das Tiebreak entscheiden muss, war keine Überraschung. Inklusive der Begegnung heute lautet die Statistik der letzten sechs Sätze aus Sicht von Thiem: 7:6, 7:6, 4:6, 7:6, 7:6 und 7:6. Der 27-Jährige aus Wien packt also den Stier aus Manacor an den Hörnern, wenn es wichtig wird. Kein Wunder, führt er auch in der Tiebreak-Gesamtbilanz gegen Nadal klar (7:2).

Den Erfolg über Nadal erläutert er so: «Einer hat immer ein bisschen mehr Glück als der andere, einer hat am Ende den leicht besseren Tag und wird gewinnen. Und ich bin froh, dass ich den Sieg heute einfahren konnte.»

Thiem: «Ein unglaublicher Tennis-Tag für mich heute»

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17.11.2020

In den letzten zwei Jahren auch gegen die Besten überragend

Die Nervenstärke des Schützling vom Chilenen Nicolas Massu, früher selbst Tennisprofi, ist dieses Jahr auch gegen andere Gegner beeindruckend. So hat er 2020 elf von zwölf Tiebreaks für sich entschieden. Obwohl er über einen guten Service verfügt, kann er im Gegensatz zu anderen auch in vielen Return-Games punkten. Manche Tennis-Fans betiteln ihn in den sozialen Medien als «Mister Tiebreak».

Mit dem Erfolg steht Thiem nicht nur mit eineinhalb Beinen im Halbfinal – zum Auftakt hatte er gegen Titelverteidiger Stefanos Tsitsipas aus Griechenland in drei Sätzen gewonnen –, sondern verbessert seine jüngste Bilanz gegen die drei Dominatoren im Herrentennis. Seit 2019 hat er alle drei Partien gegen Roger Federer gewonnen, von den letzten vier Duellen gegen Nadal nur das letztjährige French-Open-Endspiel verloren und auch gegen die Weltnummer 1 Novak Djokovic eine ausgeglichene 2:2-Bilanz. 

Die Vorzeichen standen dabei vor dem Turnier gar nicht mal so gut. Nach seinem ersten Grand-Slam-Triumph in New York – Thiem gewann im Tiebreak im 5. Satz gegen Zverev – scheiterte er im Viertelfinal bei den French Open an Diego Schwartzman. Und an seinem Heimturnier in Wien musste er sich Andrej Rublew geschlagen geben, wobei ihm Fussprobleme (Blasen) zu schaffen machten. In London scheint man davon nichts mehr zu sehen.

Mit einem Triumph bei den ATP Finals könnte Thiem seinen Anspruch untermauern, dass im Männertennis mehr als die Big Three das Sagen haben.

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