Kommentar Mit seiner US-Open-Teilnahme geht Djokovic einmal mehr einen egoistischen Weg

Von Roman Müller

14.8.2020

Novak Djokovic will sich die Chance auf den 18. Grand-Slam-Titel trotz Coronapandemie nicht nehmen lassen.
Novak Djokovic will sich die Chance auf den 18. Grand-Slam-Titel trotz Coronapandemie nicht nehmen lassen.
Bild: Getty

Seit Jahren ist er auf der Suche nach mehr Anerkennung. Im Coronajahr boten sich Novak Djokovic mehrere Chancen, seine Reputation aufzupolieren. Mit der Zusage für die kommenden US Open verpasst er einen weiteren Matchball für dieses Vorhaben. Ein Kommentar.

Seit Ende Februar ruht die ATP-Tour wegen der Coronapandemie. Wie in unzähligen anderen Bereichen auch nehmen die Tennisstars dies mit Verständnis zur Kenntnis – der eine mehr, der andere weniger zähneknirschend.

Novak Djokovic machte bereits zu Beginn der Zwangspause keinen Hehl daraus, dass er mit dem Thema Corona relativ locker umgeht. Die Weltnummer 1 bekannte sich in den letzten Monaten als überzeugter Impfgegner und war Mitorganisator bei einem umstrittenen Showturnier in seiner Heimatregion in Serbien, wo er sich neben anderen Topspielern auch selbst mit dem Virus infizierte. Und am geplanten Grand-Slam-Turnier im Coronahotspot New York (Start 31. August) stört ihn im Vorfeld vielmehr, dass die Athleten bei einer Teilnahme nicht in Manhattan, sondern in der Nähe des Flughafens logieren müssen.

Wer ihn kritisiert, wird mit fadenscheinigen Argumenten in die Schranken gewiesen. «Alles passierte mit reinem Herzen», sagte der 17-fache Grand-Slam-Sieger etwa nach der verhängnisvollen Adria Tour.



Nun begründet er seine Teilnahme an den US Open ganz einfach mit der Lust, wieder zu spielen – «weil es mich reizt», so sein Wortlaut. Vom Präsidenten des ATP-Spielerrats dürfte man ruhig eine etwas weisere Aussage erwarten. Eine, die auch die Meinung des Grossteils seiner Kollegen widerspiegelt, aber das ist bei Djokovic einmal mehr nicht der Fall.

Im Gegenteil. Mit seiner Reise in die USA fällt er dem Gros seiner Kollegen in den Rücken und geht in Sachen Vorbildfunktion als Spitzensportler einmal mehr seinen ganz eigenen, egoistischen Weg. Nicht zuletzt zementiert Djokovic damit, dass er niemals die Grösse anderer noch aktiver oder bereits zurückgetretener Tennislegenden erreichen wird – selbst wenn er 50 Grand-Slam-Titel gewinnen sollte. Dafür fehlt es Djokovic schlichtweg an Empathie.

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport