Nach seiner Verbalattacke in Richtung ATP-Boss Andrea Gaudenzi erhält Vasek Pospisil (ATP 67) prominente Rückendeckung aus den eigenen Reihen – und sorgt so für eine zusätzliche Verhärtung der Fronten.
Nächste Runde im Streit zwischen der Professional Tennis Players Association (PTPA) und der Spielervereinigung ATP. Erneut ist um die Vertretung und Repräsentation der Spieler eine hitzige Diskussion entbrannt. Auslöser dafür ist ein ungewöhnlicher Ausraster des Kanadiers Vasek Pospisil.
Beim ATP-Turnier in Miami verliert Pospisil in der Auftaktpartie gegen Mackenzie McDonald die Beherrschung komplett. Gefrustet zertrümmert der Kanadier sein Racket und kassiert vom Schiedsrichter eine Strafe. Damit nicht genug. Pospisil beschimpft noch auf dem Platz ATP-Boss Andrea Gaudenzi: «Eineinhalb Stunden lang hat mich der Vorsitzende der ATP gestern in einem Spielermeeting angeschrien. Weil ich versucht habe, die Spieler zu vereinen. Holt ihn hier raus, dieses verdammte A***loch – warum unterstütze ich das?», lässt der Kanadier gut hörbar verlauten.
Djokovic stärkt Pospisil den Rücken
Als der Unparteiische Pospisil ermuntert, solche Differenzen doch abseits des Courts aus der Welt zu schaffen, entgegnet dieser: «Wenn Sie mich disqualifizieren möchten, verklage ich gerne die gesamte Organisation.» Gaudenzi soll die aktuelle Weltnummer 67 beim besagten Treffen angegriffen und als «ungebildet und ignorant» bezeichnet haben. Zwar entschuldigt sich Posipisil nach der Partie für seinen Aussetzer, dennoch sorgt genau jener für ein neuerliches Erdbeben im Tennis-Universum. Können die Wogen zwischen PTPA und ATP so überhaupt noch geglättet werden?
Pospisil erhält im Anschluss Rückendeckung aus den eigenen Reihen. Neben John Isner und Ivo Karlovic meldet sich auch Präsident Novak Djokovic zu Wort. «Ich bin nicht in Miami. Aber Vasek ist ein guter Freund von mir und ich verstehe ihn von ganzem Herzen», schreibt der Serbe auf Twitter. «Die Spieler auf der Tour würden mir zustimmen, dass er ein Mensch von höchster Integrität ist, der sich um das Wohlergehen seiner Mitstreiter kümmert.» Er hoffe, jeder Spieler erkenne, wie wichtig es sei, zusammenzustehen.
Von Einigkeit ist keine Spur
Pospisils Landsmann Denis Shapovalov sagt derweil am Montag in Miami: «Offensichtlich bin ich auf der Seite der PTPA. Ich habe das Gefühl, dass wir nicht bestmöglich vertreten werden. Ich werde nicht weiter darüber sprechen. Ich füge nur hinzu, dass die ATP nicht die Arbeit leistet, die möglich ist.» Und Milos Raonic fordert auf Twitter: «Die Einigkeit der Spieler ist jetzt mehr denn je gefragt. Stimmen müssen gehört, respektiert und anerkannt werden. Versucht nicht, sie zum Schweigen zu bringen, aber arbeitete mit ihnen.» Von Einigkeit ist derzeit aber wenig zu spüren – ob zwischen der neuen PTPA und der ATP oder unter den Spielern selbst.
Denn nach wie vor haben sich teils grosse Namen der neuen Organisation nicht angeschlossen. Dazu gehören Daniil Medvedev, Dominic Thiem, Stefanos Tsitsipas und Alexander Zverev – wohl DIE zukünftigen Aushängeschilder. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich diese mit der ATP einig sind, wie Zverev mit seiner vernichtenden Kritik an der Weltrangliste erst jüngst unter Beweis stellt. Der Deutsche beweist damit eigentlich vor allem eins: Die Tennis-Welt der Männer ist gespaltener denn je.