Immer lauter fordern die Spieler bei den French Open technologische Unterstützung für die Schiedsrichter. Das Beispiel der Partie zwischen Casper Ruud und Dominic Thiem liefert zusätzliche Argumente.
Der Frust bei Denis Shapovalov sitzt tief. Verständlich. Nach fünf Stunden und fünf Sätzen verliert der Kanadier bei seinem zweiten Auftritt in Paris und muss die Segel am Donnerstag streichen. Gegen Roberto Carballes Baena wird Shapovalov allerdings Opfer eines Fehlentscheids – und zwar in einem matchentscheidenden Moment.
Bei 5:4 und 30:15 im Entscheidungssatz landet ein Return des Spaniers im Out, Schiedsrichter Carlos Ramos aber sieht den Ball auf der Linie. Auch nach Überprüfung des Abdrucks bleibt er bei seiner Meinung. Statt zwei Matchbällen für Shapovalov steht es plötzlich 30 beide – das Ende ist bekannt.
Shapovalov lässt seinem Ärger danach auf Twitter freien Lauf, postet ein Bild des Abdrucks und schreibt dazu: «Wann werden wir Hawk-Eye auf Sand haben?» Der 21-Jährige ist mit seiner Forderung nicht allein, unter anderen wünscht sich auch Stefanos Tsitsipas technische Hilfe. «Es ist Zeit für Hawk-Eye auf Sand. Ich verstehe nicht, warum sie es nicht eingeführt haben (...) Auf den Belag kommt es nicht wirklich an.»
Ruud wird gegen Thiem gleich zweimal benachteiligt
Weil man den Ballabdruck auf der roten Asche gut erkennen könne, wollen die Turnierverantwortlichen von Roland Garros auf das Hawk-Eye verzichten – im Gegensatz zu allen drei anderen Major-Turnieren. Ein Entscheid, der nach der Partie zwischen Dominic Thiem und Casper Ruud am Freitag wohl noch mehr Gegenwind zu befürchten hat.
Diesmal erwischt es Ruud. Der Norweger wird in seinem Drittrunden-Match gleich zweimal benachteiligt. Erst wird eine Vorhand von Thiem, die gemäss eingespieltem Hawk-Eye (nur für die TV-Zuschauer) hinter der Grundlinie landet, gut gegeben. Der Unparteiische steigt von seinem Stuhl herab und kontrolliert den Abdruck, bleibt aber bei seiner falschen Entscheidung. Ruud beschwert sich lautstark: «Du denkst, der Abdruck, den ich zeige, ist nicht der richtige? Ich spiele seit 15 Jahren Tennis. Du denkst, ich erkenne einen Abdruck nicht?» Im gleichen Game kassiert Ruud – gleich zum Auftakt des zweiten Satzes – das Break. Damit aber nicht genug.
Zu Beginn des dritten Umgangs folgt der nächste Lapsus. Diesmal wird ein Aufschlag des Österreichers auch nach genauer Betrachtung des Abdrucks fälschlicherweise gut gegeben. Wieder wird Ruud vom Hawk-Eye bestätigt, nur hilft ihm das an diesem Tag nicht weiter. Thiem gewinnt die Partie schlussendlich klar in drei Sätzen und zieht souverän in den Achtelfinal ein.