Auf dem Weg zum dritten Wimbledon-Triumph in Folge bleibt Novak Djokovic weitgehend unangetastet. Für Tennis-Experte Matthias Stach ist klar, dass der Serbe in Sachen Grand-Slam-Titel schon bald alleiniger Rekordhalter sein wird.
Gerade mal zwei Sätze muss Novak Djokovic auf dem heiligen Rasen in London in diesem Jahr abgeben, so richtig gefordert wird der Serbe aber nie. Auch im Final gegen den Italiener Matteo Berrettini lässt er sich nach zwischenzeitlichem Rückstand nicht aus der Ruhe bringen und jubelt am Sonntag völlig verdient über seinen sechsten Wimbledon-Sieg.
«Ich bin ehrlich gesagt nicht so sehr überrascht. Und wenn wir ehrlich sind, kann ich auch nicht sagen, dass Novak Djokovic durchwegs sein bestes Tennis gespielt hat», sagt Tennis-Experte Matthias Stach gegenüber «blue Sport». Das habe allerdings einen einfachen Grund: «Das ist dem geschuldet, dass es das vielleicht gar nicht braucht. Für mich war es eher ein Finale im mentalen Bereich.»
«Es reicht nicht, mal gut Tennis zu spielen»
Denn wer der bessere Tennisspieler ist, sei im finalen Duell mit dem Italiener nie infrage gestanden. «Berrettini ist noch zu limitiert, was seine Rückhand anbelangt. Da fehlt ihm ein Baustein – das nutzen die Grossen gnadenlos aus», macht Stach klar. «Dieser Erfahrungsschatz, diese Routine, mit dem Druck umzugehen, das haben die Grossen halt drauf wie niemand anders. Deswegen ist das so schön, es gehört ein Gesamtpaket dazu. Da reicht es eben nicht, mal gut Tennis zu spielen.»
Nichtsdestotrotz habe man selbst Djokovic die besondere Ausgangslage angemerkt: «Natürlich denkt man darüber nach, er war nicht unbeeindruckt von diesem Szenario, den berühmten 20 Grand-Slam-Titeln – wenn man das jeden Tag hört oder liest.» Nach den anfänglichen Schwierigkeiten sei der 34-Jährige seiner haushohen Favoritenrolle aber gerecht geworden: «Er hat es dann gut in den Griff bekommen, weil von der Qualität war der erste Satz wirklich sehr dünn.»
Stach sieht Djokovic im Major-Rennen vorne
Dank des ungefährdeten 20. Major-Titels schliesst Djokovic in dieser Kategorie zu Federer und Nadal auf. Für Stach ist das aber nur eine Momentaufnahme: «Man muss sagen: Er ist nicht nur von den Zahlen her der Jüngste. Ich finde auch, er ist von der Belastung her der Jüngste. Roger wird in ein paar Wochen 40, Rafa ist 35 – ich finde, dass er (Djokovic) seinen Körper so unglaublich gut im Griff hat.» Und weiter: «Das führt dazu, dass wir von ihm noch eine etwas andere Zahl erleben werden. Und das hat er an der Siegerehrung ganz klar gesagt.»
Zudem winkt Djokovic der sogenannte «Golden Slam», der Gewinn aller Majors sowie der olympischen Goldmedaille innerhalb eines Jahres. Ein Kunststück, das bisher weder Nadal noch Federer gelingen wollte. «Er wird da alles reinpacken», ist Stach überzeugt, betont aber auch: «Für ihn sind die US Open das ganz grosse Ding. Ich bin gespannt, was er mit Tokio macht, weil eigentlich stört das im Verlauf.»
So oder so – ein Selbstläufer werde der zweite Teil der Saison auch für den Überflieger Djokovic nicht. «Das wird mental noch einmal eine andere Herausforderung. Weil dann hat man alle vier Grand-Slam-Titel in einem Jahr vor sich, und das ist Wahnsinn.»