Der erste Schweizer Triumph im wichtigsten Teamwettkampf ist aber genau das – ein Erfolg des ganzen Teams. Sogar Lo & Leduc tragen dazu bei.
Vor jedem Schweizer Auftritt in Glasgow sangen aus den Lautsprecher-Boxen Lo & Leduc vom «Tüüfu im rote Chleid» – und der selbstgewählte Song hätte besser nicht passen können. Sobald die Schweizerinnen das Dress in den nationalen Farben anziehen, spielen sie einfach teuflisch gut.
Die Erwartungen ausserhalb des Teams waren nicht riesig vor dem Finalturnier in Glasgow. Zu wenig hatte bei den Schweizerinnen gepasst im zweiten Halbjahr auf der WTA Tour. Doch sie selber kannten nur ein Ziel und machten dieses auch klar: endlich diesen Titel gewinnen. «Darauf haben wir jetzt einige Jahre hingearbeitet», betonte der erfahrene Captain Heinz Günthardt.
Herz und Esprit
Denn sie haben in der Vergangenheit immer wieder bewiesen: Sobald sie das rote Nationalshirt überstreifen, wachsen sie zu Riesen. Belinda Bencic und Viktorija Golubic zeigten dies im letzten Jahr an den Olympischen Spielen in Tokio mit Gold im Einzel und Silber im Doppel. Bencic verlor in diesem Jahr am French Open gegen Leylah Fernandez und am US Open gegen Karolina Pliskova – in Schottland bezwang sie nun die Kanadierin und die Tschechin in jeweils zwei Sätzen.
Jil Teichmann verlor seit dem Achtelfinal in Paris im Juni 12 von 17 Partien, doch im Billie Jean King Cup gewann sie beide Spiele, genauso wie Viktorija Golubic. Captain Heinz Günthardt traf vor jeder Begegnung neben der unbestrittenen Bencic genau die richtige Wahl für das zweite Einzel. Dieser Entscheid war besonders wichtig, denn mit der 1:0-Führung im Rücken spielte es sich für Bencic wesentlich einfacher. Wobei Günthardt meinte: «Es gab gar keine falschen Möglichkeiten. Wer weiss, ob wir anders nicht genauso gewonnen hätten.»
«Wir sind ein echtes Team», strich Jil Teichmann das Erfolgsrezept heraus. «Wir tun nicht nur so, wir mögen uns wirklich.» Und Bencic betonte, dass dieser Erfolg auf gleicher Stufe wie der Olympiasieg stehe. «Gerade, weil wir uns zusammen freuen, ist es umso schöner.» Oder wie es Günthardt ausdrückt: «Es ist das Herz und der Esprit.»
Hübsches Weihnachtsgeld
Einziger – winziger – Wermutstropfen: Das von einer bekannten amerikanischen Modedesignerin und der Tennislegende Billie Jean King neu kreierte Sieger-Jackett ist unpassend blau. Freude machte es den Schweizerinnen trotzdem. «Wir sind die ersten, die es tragen. Das kann uns keiner mehr nehmen», betonte Viktorija Golubic. Ausserdem gibt es noch zwei Millionen Dollar Preisgeld, die sich das Team aufteilen kann. Auch für den Verband wirft der Sieg einen hohen sechsstelligen Betrag ab, der in die Förderung des Sports investiert wird.
Daran dachte im Siegestaumel natürlich keine*r. Bereits mit dem Champagner-Glas in der Hand, brachten die Schweizerinnen die letzten Medientermine hinter sich. Und dann dürfte Glasgow, sowieso eine trinkfeste Party-Stadt, erlebt haben, wie rote Teufelinnen feiern.