Stan Wawrinkas Auftaktgegner am US Open trägt keinen bekannten Namen. Noch nicht. Dem Südtiroler Jannik Sinner wird aber eine grosse Karriere vorausgesagt.
Die nächste grosse Tennishoffnung Italiens spricht Deutsch. Jannik Sinner ist aktuell der beste Spieler der Welt mit Jahrgang 2001. Zum Vergleich: Ein halbes Jahr vor Sinners Geburt gewann Roger Federer in Mailand sein erstes von mittlerweile 102 ATP-Turnieren. Der Italiener triumphierte in diesem Jahr bereits bei zwei Challenger-Events und verbesserte sich in der Weltrangliste von Position 770 auf 131. Am US Open qualifizierte sich der 1,88 m grosse Rotschopf erstmals für das Hauptfeld eines ATP-Turniers.
Sinner stammt aus Sexten im hintersten Teil des Pustertals an der Grenze zu Österreich. Von dort kommen in der Regel Skifahrer. Er selber war vor zehn Jahren italienischer Meister seiner Altersklasse im Riesenslalom. Am Ende reizte ihn aber der Kampf auf dem Tennisplatz mehr als die schnelle Fahrt im anderen «weissen Sport». «Ich habe mich für Tennis entschieden, da es ein Spiel ist, das im Wettkampf länger als nur eine oder anderthalb Minuten dauert», erklärte er einem Südtiroler Newsportal.
Sinners Idol? Roger Federer
Einen wichtigen Einfluss hatte Andreas Seppi aus Kaltern. Der Swiss-Open-Finalist von 2007 ist mit 35 Jahren immer noch die Nummer 77 der Welt. «Er ist mein Vorbild», sagt Sinner über den anderen Südtiroler Weltklasse-Spieler. Seppi stellte den Kontakt her zu Massimo Sartori und Riccardo Piatti. In deren Akademie in Bordighera an der Ligurischen Küste trainieren sowohl Sinner wie Seppi. Und öfters auch die Weltnummer 1 Novak Djokovic, mit dem das Supertalent dann ab und zu spielt.
Sinners grosses Idol ist aber Roger Federer, mit dem er im Mai beim Masters-1000-Turnier in Rom trainieren durfte. «Am meisten bewundere ich, dass er immer fokussiert und trotzdem locker ist – auf dem Platz, aber auch abseits davon», schwärmte der seit einer Woche 18-Jährige danach. «Er ist einfach eine wahnsinnig tolle Persönlichkeit.» Auf dem Platz wirkt Sinner ähnlich ruhig wie Federer. Oder sogar ruhiger, als es der Basler im gleichen Alter war.
Gegen Stan Wawrinka kann er nun in der Nacht auf Dienstag im grossen Louis Armstrong Stadium zeigen, wie nahe er an der absoluten Weltspitze schon ist. Auf allzu grosse Nervosität sollte Wawrinka nicht hoffen. «Ich liebe es, vor vielen Leuten zu spielen», versichert Sinner.