Australian Open Wawrinka nach Viertelfinal-Out: «Ich habe ihn ins Match zurückgebracht»

Von Syl Battistuzzi, Melbourne

29.1.2020

Stan Wawrinka unterliegt im Viertelfinal bei den Australian Open Alexander Zverev trotz starker Startphase klar. Der Schweizer macht vor allem körperliche Probleme für die Pleite geltend, zieht aber ein positives Turnierfazit.

Stan Wawrinka entschied den ersten Satz in nur 24 Minuten mit 6:1 klar für sich. Dies, obwohl beim 34-Jährigen nur etwas mehr als 30 Prozent der ersten Aufschläge im Feld landeten. Wawrinka über seinen Service heute: «Das war nur einer der Gründe für die Niederlage, schliesslich konnte ich ja den Startsatz trotzdem gewinnen. Aber ja, mein Aufschlag hat mir nicht geholfen.»



Wawrinka schlug dafür am Anfang Winner, als gäbe es kein Morgen mehr – die Türe für den Halbfinal schien schon weit offen. «Ich spielte sehr aggressiv und setzte ihn stark unter Druck», meint Wawrinka. Zverevs Kommentar: «Ich war schon bereit, der Presse zu erklären, warum ich glatt in drei Sätzen verloren habe.»

Doch Mitte des zweiten Durchgangs verlor der Romand mit gleich drei Breaks den Faden und fand nie mehr ins Spiel zurück. «Ich bewegte mich nicht mehr gut, zögerte ein wenig und dachte mehr nach – ich machte ein paar kleine Fehler zu viel, was mich viel kostete.» Er gesteht: «Ich habe ihn ins Match zurückgebracht.» 

Körperlich nicht mehr top

Er hätte physisch Probleme bekommen, auch sein Energielevel sei runter, so Wawrinka. Die harte erste Turnierwoche sei wohl der Grund, mutmasst er. Gleichzeitig habe sich sein Gegner Alexander Zverev massiv gesteigert, merkt Wawrinka an. Vor allem bei eigenem Service war der Hamburger praktisch unantastbar – im zweiten Satz musste er sogar keinen Punkt abgeben.

Der 22-jährige Kontrahent übernahm dank der vielen Gratispunkte die Oberhand, während «Stanimal» immer mehr abbaute und bei seinen Aufschlagsspielen mehrfach brenzlige Situationen meistern musste. «Wenn er so serviert, fühlt man sich immer unter Druck in den Ballwechseln», erläutert Wawrinka. Er meint:«Letztlich kämpfte ich in den Sätzen drei und vier damit, mich zu pushen. Es war einfach nicht genug.»

Stan Wawrinka muss sich vom Turnier verabschieden.
Stan Wawrinka muss sich vom Turnier verabschieden.
Bild: Getty

Trotzdem sei er «zufrieden mit den Viertelfinals». Wawrinkas Fazit: «Ich hatte eine wirklich schwierige erste Woche. Ich musste viel kämpfen, um überhaupt noch hier zu sein. Aber die Art und Weise, wie ich spiele, und mein derzeitiges Level stimmen mich positiv für den Rest des Jahres.»

Topfavorit sei derzeit Djokovic, sagt Wawrinka. Seiner Ansicht nach werde man auch dieses Jahr keinen neuen Major-Sieger sehen: «Auch Rafa und Roger sind schwierig zu schlagen.»

In Melbourne, wo er 2014 triumphierte, gehört Wawrinka inzwischen mit seiner spektakulären Spielweise zu den absoluten Publikumslieblingen. Der Romand hat abschliessend noch gute Nachrichten für die lokalen Fans: «Ich bin sicher, dass ich nächstes Jahr wiederkommen werde.»

Lockerheit bringt Zverev weiter

Mit dem dritten Sieg im dritten internen Duell hat Zverev nun erstmals ein Halbfinal bei einem Grand-Slam-Turnier erreicht. «Ihr könnt euch nicht vorstellen, was mir das bedeutet», so die aktuelle Weltnummer 7. Ein wenig zusätzliches Vertrauen gebe ihm der Sieg über einen mehrfachen Grand-Slam-Sieger sicher, unterstrich Zverev.



Der Schlüssel für seinen Erfolg – neben einer intensiven Trainingswoche – sieht er vor allem in der veränderten Erwartungshaltung: Früher habe er sich jeweils bei den Grand Slams zu sehr verkrampft, jetzt habe er auch mit den schlechten Resultaten in den letzten Wochen mehr Gelassenheit gehabt. So unternehme er dieses Jahr auch häufiger was ausserhalb des Tennis-Betriebs. Trotzdem ist ihm bewusst: «Die Gegner werden nicht einfacher.» Sein nächster Herausforderer wird im Duell zwischen Rafael Nadal und Dominic Thiem ermittelt. 

Der 1,98 Meter grosse ATP-Finals-Sieger von 2018 bestätig im Platzinterview auf Nachfrage von John McEnroe nochmals, dass er im Fall eines Australian-Open-Sieges das ganze Preisgeld von gegen drei Millionen Franken für die Opfer der Buschbrände spenden würde. An der Pressekonferenz erzählt Zverev: «Die anderen Jungs konnten es zuerst nicht glauben, dass ich so eine Aktion mache».

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