US Open Wohnwagen statt Tennisplatz – ist Federer schlecht vorbereitet?

Luca Betschart

20.8.2019

Nur zwei Spiele absolviert Federer in der Vorbereitung auf die US Open – zu wenig?
Nur zwei Spiele absolviert Federer in der Vorbereitung auf die US Open – zu wenig?
Bild: Getty

Weil sich Roger Federer nach Wimbledon eine Auszeit nimmt und bei der Rückkehr auf die Tour früh verliert, reist er mit suboptimaler Vorbereitung an die US Open. Doch das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein.

Ein lockerer Erfolg gegen Juan Ignacio Londero, dann die ernüchternde Niederlage gegen Andrej Rublew – Roger Federer bestreitet in der Vorbereitung auf die am Montag beginnenden US Open nur zwei Spiele auf den nordamerikanischen Hartplätzen und damit so wenig wie seit 18 Jahren nicht mehr. Damals endete das Turnier in Flushing Meadows mit dem Achtelfinal-Out gegen Andre Agassi, der dem jungen Federer beim 6:1, 6:2, 6:4-Sieg eine Tennislektion erteilte. Droht in diesem Jahr ein ähnlich frühes Aus?

Hinter Federers Formstand steht ein Fragezeichen. Nach der Erstrundenpartie gegen Londero sagt der Schweizer selbst, dass ein solcher Match nur schwer einzuordnen ist. «Es wurde sehr viel mit dem Aufschlag dominiert, da die Bedingungen so schnell sind. (…) Von der Grundlinie passiert sehr wenig.» Eine Runde später funktioniert der Service bei Federer aber überhaupt nicht. Obwohl Federer das Gefühl hat, nicht so schlecht gespielt zu haben, scheitert er am jungen Russen Rublew diskussionslos. Das dürfte auch mit 20 Grand-Slam-Titeln und 38 Jahren auf dem Buckel verunsichern.

Der Tapetenwechsel nach dem Wimbledon-Final

Hinzu kommt, dass Federer die bittere Final-Niederlage von Wimbledon noch nicht ganz verdaut hat – auch wenn er sich unmittelbar nach dem Spiel einen Tapetenwechsel verschreibt. «Wir buchten ab dem Halbfinaltag einen Wohnwagen bis am Freitag darauf, falls ich in Wimbledon nicht so gut spielen würde», verrät der Schweizer in einem Interview mit «Amazon Prime». Als die Kinder dann am Montag nach dem Endspiel den Wohnwagen entdecken, ist die Freude gross: «Wir schlafen heute Nacht hier!»

Papa Roger willigt ein, erlebt am Dienstagmorgen dann allerdings ein böses Erwachen: «Ich war kaputt – vom Final, vom Druck und von einer schlechten Nacht im Wohnwagen», erzählt Federer mit einem Lachen im Gesicht. Danach nimmt er sich eine Auszeit vom Tennis und lässt auch das Masters in Montreal sausen.

Federer bereits in New York

Dass ihm die fehlende Spielpraxis in jüngster Zeit nun zum Verhängnis wird, glaubt Federer aber nicht. «Ich habe in diesem Jahr 45 Matches gespielt. Ich denke also, dass ich damit klarkommen werde.» Die Lust am Tennis scheint bei Federer jedenfalls zurück.

Bereits am dem Wochenende wird er auf dem Areal der US Open gesichtet, trainiert mit zwei Nachwuchstalenten und tagsdarauf mit Alexander Zverev im Arthur Ashe Stadion und trifft dort auch den Erzrivalen Rafael Nadal – eine volle Woche vor dem Turnierstart. Möglich, dass die Niederlage gegen Rublew den Schweizer so richtig angespornt hat. Als er in Cincinnati das letzte Mal so früh aus dem Turnier ausschied, war er anschliessend in New York von keinem zu bezwingen – das ist allerdings schon elf Jahre her.

Geht es nach den Wettanbietern, ist dieses Jahr wenig überraschend Titelverteidiger Novak Djokovic der Mann, den es zu schlagen gilt. Dahinter folgt allerdings nicht Federer, der das Turnier schon fünfmal gewinnen konnte, sondern Rafael Nadal, der bisher drei US-Open-Titel auf dem Konto hat. Dass die «Big Three» aber auch den vierten Major-Titel der Saison unter sich ausmachen, ist zumindest für die Buchmacher sonnenklar.

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