Der Sport kommt zum Erliegen. Meisterschaften rund um den Erdball werden abgebrochen oder unterbrochen, Anlässe reihenweise abgesagt. Auch den Grossanlässen droht nun das Aus.
In der Schweizer Eishockey-Meisterschaft wird nicht mehr gespielt, die Saison der Skirennfahrer ist vorzeitig beendet, die NBA und die NHL pausieren bis auf Weiteres. Die ersten Athleten sind infiziert. Die Spieler von Real Madrid stehen unter Quarantäne. Wie bereits in den Tagen zuvor jagten sich auch am Donnerstag Schreckensmeldungen praktisch im Minutentakt. Ein «weiter wie bisher» gibt es praktisch in keiner Sportart und in keiner Liga mehr, der Sport ist wegen der Coronavirus-Pandemie praktisch lahm gelegt.
Absage der Fussball-EM gemäss «L'Équipe» fix
Dabei hatte sich 2020 nicht zuletzt aus Schweizer Sicht als ein ganz spezielles Sportjahr angekündigt – mit der Eishockey-WM in Zürich und Lausanne, der Fussball-EM in ganz Europa, den Olympischen Sommerspielen in Tokio und – als Dessert im Herbst – der Rad-WM im Wallis als Höhepunkte. Nun stehen auch die Top-Events des Jahres auf der Kippe.
Die UEFA kündigte für am kommenden Dienstag eine Krisensitzung an. Dabei soll es unter anderem auch um die Absage der EM gehen, die gemäss der französischen Sportzeitung «L'Équipe» bereits beschlossene Sache sein und um ein Jahr verschoben werden soll.
Signalwirkung auch für die Hockey-WM
Zuvor stünde in der Schweiz noch die Eishockey-WM im Programm. Noch haben der Internationale Verband (IIHF) und das Organisationskomitee das Turnier nicht abgesagt. Der Abbruch der Schweizer Meisterschaft habe aber «natürlich Signalwirkung», teilte das OK auf Anfrage mit. Vorerst warte man auf neue Entscheide des Bundes. Diese werden am Freitag erwartet.
Die meisten Eishockey-Ligen in Europa haben ihre Saison abgebrochen, zahlreiche WM-Turniere bei den Junioren und Frauen hat die IIHF bereits abgesagt. Es scheint daher unrealistisch, dass ausgerechnet der wichtigste Wettbewerb des Jahres durchgeführt werden soll, zumal nicht zu erwarten ist, dass der Bundesrat am Freitag die Bestimmungen für Veranstaltungen lockern wird.
Eine Olympia-Absage sei «unmöglich»
Geradezu skurril mutete derweil eine Veranstaltung im griechischen Olympia an. In einer feierlichen Zeremonie wurde – unter Ausschluss der Öffentlichkeit zwar und nur mit 100 geladenen Gästen – das Feuer für die Olympischen Spiele in Tokio entzündet. «Die Olympischen Spiele sind ein starkes Bild der weltweiten Einheit der Menschen», sagte IOC-Präsident Thomas Bach.
Gegen Aussen demonstrieren das IOC und die japanischen Organisatoren Zuversicht. Sie gehen weiter davon aus, dass die Spiele vom 24. Juli bis am 9. August wie geplant stattfinden werden. Die Welt stehe vor Herausforderungen, die sich auch auf den Sport auswirken, teilte das IOC in einem Statement mit. «Aber 19 Wochen vor der Eröffnungsfeier geben uns die zahlreichen Massnahmen, die derzeit von Behörden auf der ganzen Welt ergriffen werden, Vertrauen.» Tokios Gouverneur Yuriko Koike sprach derweil davon, dass eine Absage «unmöglich» sei.
Bereits am Dienstag hatte IOC-Präsident Bach die Sportlerinnen und Sportler in einem offenen Brief aufgefordert, die Vorbereitungen «mit Volldampf» fortzusetzen.
Einzig die Zeit spricht noch für Tokio
Anders als bei der Eishockey-WM und der Fussball-EM spricht die Zeit für eine Durchführung der Olympischen Spiele. Noch dauert es viereinhalb Monate bis zur Eröffnungsfeier, noch ist das IOC nicht unter Druck, um einen Entscheid zu fällen. Dennoch zeichnen sich Probleme ab. Denn derzeit würde in zahlreichen Sportarten die entscheidende Phase in der Qualifikation anstehen.
Die abgesagten Qualifikationsanlässe sind derzeit auch die grösste Herausforderung für Swiss Olympic. «Wir haben die Verbände und Athleten informiert, dass die veränderten Voraussetzungen berücksichtigt werden, wenn es darum geht, die Selektionen in den jeweiligen Sportarten vorzunehmen», sagte der Dachverband des Schweizer Sports auf Anfrage.
Ansonsten laufen die Vorbereitungen auch bei Swiss Olympic normal weiter, auch wenn den Verantwortlichen die schwierige Situation bewusst ist. «Es lässt sich nicht abschätzen, wie sich die Verhältnisse entwickeln. Natürlich hoffen wir, dass sich die Situation entschärft und der Anlass planmässig stattfindet», so Swiss Olympic in einer Stellungnahme.
Sicher sei aber auch, dass für Swiss Olympic die Gesundheit der Athletinnen und Athleten im Vordergrund stehe. «Wir zwingen niemanden zur Olympia-Teilnahme, sollte sie oder er um ihre oder seine Gesundheit fürchten.»