Mit 90 Jahren Der geniale Bob-Pilot und Perfektionist Jean Wicki ist gestorben

ck, sda

17.6.2023 - 14:36

Der Bobpilot Jean Wicki (ganz links) und seine Crew mit Hausi Leutenegger, Werner Camichel und Edy Hubacher präsentieren an den Olympischen Spielen in Sapporo 1972 ihre Goldmedaillen für den Sieg im Viererbob
Der Bobpilot Jean Wicki (ganz links) und seine Crew mit Hausi Leutenegger, Werner Camichel und Edy Hubacher präsentieren an den Olympischen Spielen in Sapporo 1972 ihre Goldmedaillen für den Sieg im Viererbob
Keystone

Jean Wicki, Viererbob-Olympiasieger von 1972, ist vergangenen Sonntag eine Woche vor seinem 90. Geburtstag verstorben. Der gebürtige Walliser war Genie und Perfektionist.

Keystone-SDA, ck, sda

Jean Wicki ist im Schweizer Bobsport eine herausragende Figur. Nach einer nie dagewesenen Durststrecke brachte er die Bobnation Schweiz 1968 und vor allem 1972 zurück auf die Landkarte. 1960 in Squaw Valley gab es keine Wettbewerbe im Eiskanal, 1964 beim historischen Debakel in Innsbruck ging der helvetische Sport ohne Medaillen nach Hause, das beste Bob-Resultat war ein 8. Platz. In Grenoble holte Wicki im Vierer Bronze, vier Jahre später trug er massgeblich zu den goldenen Tagen von Sapporo bei.

Wicki galt an den Lenkseilen als feinfühliges Genie. Er war aber auch ein Perfektionist, der nichts dem Zufall überliess. Bereits ein Jahr vor den Olympischen Spielen 1972 reiste er ins damals exotische Japan, um sich die neue Bobbahn anzuschauen. Er stellte fest, dass der Start mitentscheidend sein würde im Kampf um die Medaillen. Entsprechend holte er sich mit den Zehnkämpfern Edy Hubacher und Werner Camichel und dem Nationalturner Hausi Leutenegger starke Männer in seinen Schlitten.

Bronze im Zweier zusammen mit Hubacher war eine kleine Enttäuschung, doch zum Abschluss der Spiele holten Wicki und seine Anschieber, die nie zuvor in dieser Besetzung in einem Wettkampf gestartet waren, zum grossen Schlag aus. Mit vier Laufbestzeiten holte das Quartett überlegen die Goldmedaille.

Vor allem mit Hausi Leutenegger, der als Unternehmer zum Multimillionär und zum Stammgast in den Klatschspalten der Medien wurde, formte Wicki eine enge Freundschaft, die bis zum Lebensende anhielt. Leutenegger hatte sich noch in Japan eine doppelte Lungenentzündung geholt und musste in kritischem Zustand zwei Wochen in einem Spital in Tokio ausharren. Wicki reiste erst in die Schweiz zurück, als die Ärzte Entwarnung gaben. Er beriet Leutenegger auch in geschäftlichen Belangen sehr erfolgreich. Später wohnten beide in Villen am Genfersee und trafen sich auch oft bei Wohltätigkeitsturnieren zum Golfen.