Rudern Drei Schweizer Trümpfe wollen an der Heim-EM zuschlagen

SDA

31.5.2019 - 06:04

Von Freitag bis Sonntag finden auf dem Rotsee in Luzern die Ruder-Europameisterschaften statt. Swiss Rowing setzt sich zwei Medaillen und insgesamt vier Top-6-Plätze zum Ziel.

Von den letztjährigen Europameisterschaften kehrte das Schweizer Team mit je zweimal Gold und Bronze nach Hause. Eine solche Flut an Podestplätzen wird es diesmal kaum geben, da sich «bloss» drei Boote realistische Chancen auf eine Medaille ausrechnen können: Skifferin Jeannine Gmelin, der Doppelzweier Roman Röösli/Barnabé Delarze und der Leichtgewichts-Doppelzweier der Frauen mit Frédérique Rol und Patricia Merz.

Gmelin tritt als Titelverteidigerin an. Allerdings steht ein kleines Fragezeichen hinter der 28-jährigen Zürcherin, die seit Februar losgelöst vom Verband mit einem Privatteam trainiert und nur an den Wettkämpfen in die Schweizer Mannschaft integriert wird. Hintergrund ist die Entlassung von Robin Dowell als Frauen-Nationaltrainer Ende Januar. Zum Engländer besitzt die Weltmeisterin von 2017 und letztjährige WM-Zweite ein grosses Vertrauensverhältnis, weshalb sie weiter unter ihm trainieren wollte. Die ganzen Turbulenzen kosteten sie mental viel Energie.

Konkurrenz aus Österreich und Irland

in ihrem ersten Wettkampf in dieser Saison vor drei Wochen in Duisburg musste sich Gmelin um mehr als acht Sekunden der WM-Dritten Magdalena Lobnig geschlagen geben. In der zweiten Regatta am Sonntag triumphierte sie dann deutlich, allerdings war die Österreicherin nicht mehr am Start. Auf der EM-Meldeliste figuriert Lobnig ebenso wie Weltmeisterin Sanita Puspure aus Irland.

Gmelin läutete mit den Rennen in Duisburg die spezifische Arbeit an der Schnelligkeit ein, worauf seither der Fokus gerichtet war. «Klar will ich als Sportlerin immer gewinnen», sagte Gmelin. «In diesem Jahr habe ich jedoch meine Herangehensweise und Strategie sehr klar dem prozessorientierten Denken und Handeln untergeordnet. Entsprechend ist der Blick aufs grosse Ganze gerichtet.» Schliesslich sind die Olympischen Spiele 2020 in Tokio das grosse Ziel.

Wie Gmelin gewann auch Röösli vor einem Jahr eine EM-Medaille (Bronze), allerdings im Einer. Im Doppelzweier sicherte er sich mit Delarze gar WM-Silber. Entsprechend gross sind die Ambitionen der beiden auf dem Rotsee. «Wir fühlen uns relativ gut», so Röösli. Das endschnelle Duo legte ein grosses Augenmerk darauf, im ersten Viertel der 2000 m langen Strecke rasch einen guten Rhythmus zu finden.

Röösli/Delarze haben sich zum Ziel gesetzt, die letztjährige (WM-)Leistung zu bestätigen, also eine weitere Medaille zu holen. «Wir sind uns aber bewusst, dass es nicht ganz einfach wird», erklärte Röösli. Acht, neun Teams hätten das Potenzial, den Sprung aufs Podest zu schaffen. Ausserdem sei es schwierig, den Stand der anderen Boote einzuschätzen.

In die gleiche Richtung äusserte sich Patricia Merz, die in diesem Jahr einzig in Duisburg zusammen mit Rol an den Start gegangen war, wo die beiden zweimal nicht gefordert wurden. «Das führt zu einer Ungewissheit», sagte Merz. Die beiden profitieren nun aber davon, dass sie auf die Saison 2018 hin nach einem Jahr Unterbruch wiedervereinigt wurden. «Dadurch konnten wir auf einem höheren Level einsteigen und viel früher am Feinschliff arbeiten», erklärte Merz. Dazu verlief die Vorbereitung wie gewünscht.

Insofern können sich Rol/Merz einiges erhoffen, zumal sie vor einem Jahr EM-Bronze holten. Es sei aber nicht so, dass alles andere als eine Medaille eine Enttäuschung wäre, sagte Merz. Primär geht es für die beiden darum, «zu zeigen, was wir können». Schliesslich sei die Platzierung auch von den Gegnern abhängig. Insofern ist das erste Ziel der A-Final. «Dann ist von Rang eins bis sechs alles möglich.»

EM ohne Michael Schmid

Insgesamt hat Swiss Rowing elf Boote für die Titelkämpfe selektioniert – vier davon stammen aus dem U23-Kader. Ein Name fehlt jedoch im Aufgebot, jener von Michael Schmid, dem aktuellen Europameister in der nicht-olympischen Disziplin Leichtgewichts-Einer. Der 31-jährige Luzerner entschied sich für einen Wechsel in die offene Kategorie, der bislang nicht wie gewünscht gelungen ist.

Im Skiff geht für die Schweiz Nico Stahlberg an den Start, der 2017 den Gesamtweltcup im Einer gewonnen hat. Dennoch wäre es eine Überraschung, wenn sich der 27-jährige Thurgauer eine Medaille sichern würde. Insgesamt sind beinahe 600 Athletinnen und Athleten aus 36 Nationen gemeldet, so viele wie noch nie an Europameisterschaften.

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