Handball-EM EM-Start gegen Gastgeber Schweden: «Vor grossen Kulissen haben wir immer gut gespielt»

SDA

9.1.2020 - 06:20

Die Schweizer Handballer starten am Freitag mit einiger Zuversicht ins EM-Abenteuer. Zum Auftakt treffen sie in Göteborg auf Gastgeber Schweden.

17. Januar 2016. Die Schweizer unterliegen der Niederlande im WM-Playoff 21:34 und sind an einem Tiefpunkt angelangt. Zum elften Mal in Folge verpassen sie eine WM. Vier Jahre später ist die Gefühlslage diametral anders. Die SHV-Auswahl steht vor der ersten Teilnahme an einem grossen Turnier seit der Heim-EM 2006.

Die Wende kam mit dem Engagement von Michael Suter als Nationaltrainer, der zuvor die Schweiz auf U18- bis U21-Stufe in der erweiterten Weltspitze etabliert hatte. Der 44-Jährige leitete einen Umbruch ein, baute auf Spieler, die sich bereit erklärten, voll auf die Karte Handball zu setzen. Halbe Sachen gibt es bei ihm nicht. «Er ist nie zufrieden, will uns stets weiterbringen», erklärte Goalie und Captain Nikola Portner. Suter selber sagte: «Stillstand ist Rückschritt.»



Wie akribisch Suter arbeitet, verdeutlicht die Tatsache, dass er sich alle Partien seiner Schützlinge anschaut. Neun sind mittlerweile im Ausland in der Bundesliga oder in Frankreich tätig – Marvin Lier kehrt nach der EM-Endrunde von Flensburg-Handewitt zu Pfadi Winterthur zurück. Vor Suter war Andy Schmid der einzige Legionär. Diese Entwicklung führte dazu, dass die Abhängigkeit von Schmid gesunken ist. Wäre der 36-jährige Weltklasse-Regisseur, fünffacher MVP in der Bundesliga, von Suters Projekt nicht überzeugt gewesen, würde er heute vielleicht nicht mehr fürs Nationalteam spielen. Auch den bei Leipzig tätigen Kreisläufer Alen Milosevic konnte Suter zu einer Rückkehr bewegen.

Die Schweizer reisten am Mittwoch mit einigen Ambitionen nach Göteborg. Portner träumt gar davon, zehn Partien zu bestreiten, was gleichbedeutend mit der Qualifikation für die Halbfinals wäre. Auch wenn die Top 4 ausser Reichweite liegen dürften, unterstreicht Portner, über welches Selbstvertrauen die Schweizer mittlerweile verfügen. Sinnbildlich dafür sagte Abwehrchef Samuel Röthlisberger: «Wir müssen uns vor niemandem verstecken, können jeden schlagen, wenn wir ineinandergreifen und zusammen kämpfen.»

Die Schweizer wollen mehr als nur Statisten sein 

Suter sagte zur Zielsetzung: «Jeder einzelne hat seine Träume. Es macht jedoch wenig Sinn, diese nach aussen zu erzählen.» Zunächst einmal gelte es, gegen Schweden einen guten Auftritt hinzulegen. Gegen die Skandinavier haben die Schweizer die letzten 16 Duelle allesamt verloren – der letzte Sieg datiert vom 25. Oktober 1992 (26:18). Am Freitag erwartet sie gegen den vierfachen Europameister im 12'000 Zuschauern fassenden Scandinavium ein Hexenkessel. «Vor grossen Kulissen haben wir immer gut gespielt. Das macht uns stark», blickt Suter dem Highlight optimistisch entgegen.

Dass Schmid der einzige Spieler im Team ist, der schon einmal an einem grossen Turnier bei den Erwachsenen dabei war, darin sieht Suter keinen Nachteil. «Die Qualifikation war noch wichtiger», betonte er, «sie war ein Meilenstein.» Seither haben die Schweizer sämtliche fünf Länderspiele gewonnen. Im vergangenen Herbst siegten sie zweimal gegen Tschechien, den EM-Sechsten von 2018. Zuletzt bezwangen sie am Yellow-Cup in Winterthur die EM-Teilnehmer Ukraine (32:22) und Niederlande (31:27) sowie Afrikameister Tunesien (29:26).

Suter sprach vom «nächsten Schritt im Selbstverständnis. Wir kontrollierten alle drei Partien und gewannen einige Erkenntnisse. Im Angriff verfügen wir über ein breites Spektrum an Möglichkeiten.» Dazu gehört das Spiel ohne Torhüter, für das Schmid mit seiner Klasse prädestiniert ist. Ohnehin ist Suter sehr innovativ.

Um die Hauptrunde zu erreichen, müssen die Schweizer die Vorrunde mindestens als Zweiter beenden. Die weiteren Vorrundengegner nach Schweden sind Polen und Slowenien. Zwar sieht Suter seine Mannschaft in allen drei Partien als Aussenseiter – auch gegen die einen Umbruch hinter sich habenden Polen. Er ist aber überzeugt, dass es in der Gruppe F «einige Überraschungen geben wird, welche die Weltöffentlichkeit nicht erwartet.»

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