Der Co-Triumph von Fabio Hiltbrunner am Eidgenössischen Jubiläumsfest geht als eine der grössten Überraschungen in die Geschichte des Schwingsports ein. Am Ursprung steht die Unbekümmertheit.
Der kleine Fabio Hiltbrunner sitzt in seinem Elternhaus, trägt einen gelben Pullover des Schwingklubs Sumiswald und zählt in breitem Berndeutsch auf, was er schon alles gewonnen hat im Schwingsport: «Sechs oder sieben Glöggli, eine Armbrust, vier Küngel, einen Stall.»
Einige Jahre sind seit den SRF-Aufnahmen ins Land gezogen. Aus dem kleinen Fabio, der einst Fussball spielte, aufgrund des ausbleibenden Erfolgs und in Anbetracht der bedeutend besseren Preise aber zum Schwingsport wechselte, ist ein junger Mann geworden. Der Vokuhila ist einem Kurzhaarschnitt gewichen, der gelbe Pullover einem bordeauxroten Hemd. Und ja, auch das mit den Preisen hat sich gewandelt.
Am späten Sonntagabend durfte der vor kurzem erst 19 Jahre alt gewordene Emmentaler nicht nur den «Schönschwingerpreis» – den extra für das Fest hergestellten Brunnen – in Empfang nehmen, sondern auch Rind Zenita. Letzteres für den grössten Erfolg in seiner noch jungen Karriere, in der er bisher acht Kränze, aber noch kein Kranzfest gewonnen hat.
«Unbeschreiblich, ich kann es nicht in Worte fassen»
Adrian Walther war ein Coup zuzutrauen. Fabian Staudenmann sowieso. Vielleicht auch Routinier Matthias Aeschbacher oder dem jungen Michael Moser, diesem aufstrebenden Emmentaler. Dass am Ende aber mit Fabio Hiltbrunner der andere Talentierte aus dem Emmentaler Lager gemeinsam mit Staudenmann auf den Schultern der Berner Verbandskollegen getragen werden würde, davon waren vor dem Jubiläumsfest selbst die kühnsten Optimisten nicht ausgegangen.
Und auch Hiltbrunner selbst musste sich nach dem Fest kneifen, fand kaum Worte für seinen Coup. «Unbeschreiblich, ich kann es nicht in Worte fassen.» Er sprach der Familie und seinem Umfeld, insbesondere seinen Klubkollegen, ein grosses Dankeschön aus. Mehr als die üblichen Floskeln brachte Hiltbrunner aber nicht raus.
Wer will es ihm verübeln, schliesslich war ein 4. Rang beim Bergkranzfest diesen Juli auf der Rigi bisher das höchste der Gefühle. Ein wenig verwundert es aber schon, dass Hiltbrunner sich nicht besser artikulieren konnte. So unbekümmert wie vor einigen Jahren, als er von seinen Küngeln erzählte, trat er am Sonntag nicht vor der Kamera auf, dafür aber im Sägemehl.
sda/zap