Gespaltene MeinungenWalther im Schlussgang? Der Jury-Entscheid wird zum Politikum
sda/mar
27.8.2023 - 20:22
Wer sollte am Unspunnen-Schwinget in Interlaken den Schlussgang gegen den allein führenden Samuel Giger bestreiten? Zur Auswahl standen die untereinander punktgleichen Adrian Walther und Pirmin Reichmuth. Der Entscheid, Walther vorzuziehen, können viele nicht nachvollziehen.
sda/mar
27.08.2023, 20:22
28.08.2023, 09:02
sda/mar
Der eidgenössische technische Leiter Stefan Strebel verkündete das Verdikt live am Fernsehen. Der Aargauer, um die Jahrtausendwende dreifacher Eidgenosse geworden, liess mehr als nur deutlich durchblicken, dass sich im zuständigen sechsköpfigen Einteilungskampfgericht – jeder Teilverband hat seinen Anwalt, Strebel präsidiert das Ganze – heftige Diskussionen und Dissonanzen entwickelt hatten.
So heftig, dass die Jury den vollständig anwesenden Zentralvorstand des Eidgenössischen Schwingerverbandes (ESV) beizog. Der Vorstand wird an Festen eidgenössischer Prägung gemäss dem Regulativ nur beigezogen, wenn es darum geht, einem Schwinger den Königstitel zuzuerkennen.
In Interlaken stimmten die Mitglieder der beiden Gremien schliesslich ab. Walther oder Reichmuth. Die Wahl fiel mit einem knappen Entscheid auf den Berner Zweimeter-Mann.
Das bessere Notenblatt zählt nicht immer
Wie aber konnten derartige Meinungsverschiedenheiten in den massgebenden Gremien entstehen? Man hätte ja einfach einigermassen objektive Kriterien heranziehen können. Walther hatte in den ersten fünf Gängen gegen fünf Eidgenossen geschwungen, Reichmuth «nur» gegen vier. Walther hatte keinen seiner ersten fünf Kämpfe verloren, Reichmuth musste sich vom Freiburger Eidgenossen Benjamin Gapany bezwingen lassen.
Die Krux ist, dass Kriterien wie «besseres Notenblatt» oder «weniger Niederlage» nirgendwo in einem Regulativ festgehalten sind. Das Einteilungskampfgericht kann sie heranziehen, muss es aber nicht tun. Kriterien, die objektiv messbar und einigermassen fair wären, sind fakultativ.
Der Unspunnen-Schwinget 2023
Zuschauer verfolgen das Geschehen in der Arena, am Unspunnen-Schwinget 2023, am Sonntag, 27. August 2023 auf der Hoehenmatte, in Interlaken. Das Unspunnenfest findet alle sechs Jahre statt und gilt nach dem Eidgenoessischen als zweitgroesstes Schwingfest in der Schweiz. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Bild: KEYSTONE
Athleten vom Südwestschweizer Schwingerverband schreiten in die Arena am Unspunnen-Schwinget 2023.
Bild: KEYSTONE
Ein Freiwilliger schlägt einen Pflock in den Boden.
Bild: KEYSTONE
Benjamin Gapany vom Südwestschweizer Schwingerverband.
Bild: KEYSTONE
Samuel Giger, rechts, gewinnt gegen Fabian Staudenmann im ersten Gang.
Bild: KEYSTONE
Pirmin Reichmuth, oben, im Duell gegen Matthias Aeschbacher im ersten Gang.
Bild: KEYSTONE
Benjamin Gapany, links, gewinnt gegen Joel Strebel im ersten Gang.
Bild: KEYSTONE
Nick Alpiger, rechts, im Duell mit Lario Kramer im ersten Gang.
Bild: KEYSTONE
Männer rechen das Sägemehl im ersten Gang beim Unspunnen-Schwinget 2023.
Bild: KEYSTONE
Die Zuschauer sitzen im Regenschutz in der ersten Reihe beim Unspunnen-Schwinget.
Bild: KEYSTONE
Zuschauer trotzen dem Wetter im ersten Gang beim Unspunnen-Schwinget.
Bild: KEYSTONE
Blick auf den Schwingplatz beim Unspunnen-Schwinget 2023.
Bild: KEYSTONE
Samuel Giger erfrischt sich am Brunnen.
Bild: KEYSTONE
Benjamin Gapany, links, feiert seinen Sieg gegen Pirmin Reichmuth im dritten Gang.
Bild: KEYSTONE
Armon Orlik, rechts, jubelt nach seinem Sieg gegen Steve Duplan.
Bild: KEYSTONE
Nick Alpiger erfrischt sich beim Brunnen.
Bild: KEYSTONE
Steven Moser, rechts, kämpft gegen Marcel Bieri.
Bild: KEYSTONE
Zuschauer trotzen dem Wetter im zweiten Gang.
Bild: KEYSTONE
Der Unspunnen-Schwinget 2023
Zuschauer verfolgen das Geschehen in der Arena, am Unspunnen-Schwinget 2023, am Sonntag, 27. August 2023 auf der Hoehenmatte, in Interlaken. Das Unspunnenfest findet alle sechs Jahre statt und gilt nach dem Eidgenoessischen als zweitgroesstes Schwingfest in der Schweiz. (KEYSTONE/Anthony Anex)
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Athleten vom Südwestschweizer Schwingerverband schreiten in die Arena am Unspunnen-Schwinget 2023.
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Ein Freiwilliger schlägt einen Pflock in den Boden.
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Benjamin Gapany vom Südwestschweizer Schwingerverband.
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Samuel Giger, rechts, gewinnt gegen Fabian Staudenmann im ersten Gang.
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Pirmin Reichmuth, oben, im Duell gegen Matthias Aeschbacher im ersten Gang.
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Benjamin Gapany, links, gewinnt gegen Joel Strebel im ersten Gang.
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Nick Alpiger, rechts, im Duell mit Lario Kramer im ersten Gang.
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Männer rechen das Sägemehl im ersten Gang beim Unspunnen-Schwinget 2023.
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Die Zuschauer sitzen im Regenschutz in der ersten Reihe beim Unspunnen-Schwinget.
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Zuschauer trotzen dem Wetter im ersten Gang beim Unspunnen-Schwinget.
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Blick auf den Schwingplatz beim Unspunnen-Schwinget 2023.
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Samuel Giger erfrischt sich am Brunnen.
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Benjamin Gapany, links, feiert seinen Sieg gegen Pirmin Reichmuth im dritten Gang.
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Armon Orlik, rechts, jubelt nach seinem Sieg gegen Steve Duplan.
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Nick Alpiger erfrischt sich beim Brunnen.
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Steven Moser, rechts, kämpft gegen Marcel Bieri.
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Zuschauer trotzen dem Wetter im zweiten Gang.
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Wird ein einheimischer Schlussgang bevorzugt?
Im vorliegenden Fall wird es in der Gesamtjury zwei Lager gegeben haben. Jene, die Adrian Walthers objektive Vorteile am stärksten gewichten wollten, und jene, die lieber Pirmin Reichmuth im Schlussgang gesehen hätten. Wieso Reichmuth? Seit Jahren sehnt die ganze Schwingergemeinde ein Duell zwischen Giger und Reichmuth herbei. Obwohl es dafür in den Einteilungen der verschiedenen Feste die verschiedensten Gelegenheiten gegeben hätte, kam es nie dazu. Es ist eine andere Sichtweise. Aber es fragt sich, ob ausgerechnet für einen Schlussgang etwas erzwungen werden und hierfür einigermassen objektive Kriterien weggedrückt werden müssen.
Eine ganz andere Geschichte ist das Festlegen des Schlussgangs an allen Festen, die nicht unter eidgenössischer Hoheit stehen, sondern von Teilverbänden oder Kantonalverbänden organisiert und betreut werden. Die meisten Gastgeber sind erpicht, dem Publikum einen Schlussgang mit zwei Einheimischen zu bieten. Kriterien, die für einen fremden Schlussgangteilnehmer sprechen würden, werden nicht selten gänzlich unterdrückt.
Samuel Giger überragender Sieger am Unspunnen
Der Thurgauer Samuel Giger gewinnt nach dem Kilchberger Schwinget 2021 zum zweiten Mal ein Fest von eidgenössischer Prägung. Mit sechs Siegen triumphiert der 25-Jährige am Unspunnen-Schwinget.
Im Schlussgang von Interlaken bezwang der Topfavorit den aufgeschossenen Berner Adrian Walther schon in der 2. Minute.
Samuel Giger hat mittlerweile wieder die grandiose Form erreicht, die er zuletzt in den Saisons 2021 und 2022 – nach dem durch die Pandemie verursachten Pause – ausgespielt hatte.
Giger hat nunmehr zwei Drittel des sogenannten Schwinger-Grand-Slam erreicht. Was ihm nach den Triumphen in Kilchberg und in Interlaken noch fehlt, ist der Titel des Schwingerkönigs, die höchste Ehre im Schwingsport.