Prognose Heute schreibt Mujinga Kambundji Schweizer Sportgeschichte

Von Bruno Bötschi

2.10.2019

Mujinga Kambundji greift in Doha nach einer Medaille.
Mujinga Kambundji greift in Doha nach einer Medaille.
Bild: Getty

Den WM-Final über 100 Meter verpasste die Sprinterin Mujinga Kambundji um einen Wimpernschlag. Aber «heute gewinnt sie eine Medaille», prognostiziert der Ex-Sprinter und Bluewin-Redaktor Bruno Bötschi.

Kurz nach halb zehn Uhr heute Abend: Es ist mucksmäuschenstill im «Khalifa International Stadium» von Doha.

Mujinga Kambundji blickt nach unten – aber die Tartanpiste sieht sie nicht. Sie sieht in sich hinein. Heute will sie es wissen. Kambundji, die schnellste Frau der Schweiz.

Die Sprinterin aus Bern sieht die Schritte, die sie durch die Kurve tragen. Sie sieht, wie ihre Schritte nach dem Start länger werden, raumgreifend, wie sich das befreiende Gefühl der Schnelligkeit einstellt.

Heute Abend ist alles ein bisschen anders. Heute Abend wird ihr Abend. Dreimal Vierte an der Europameisterschaft im letzten Jahr. Und vorgestern das 100-Meter-WM-Final um weniger als einen Wimpernschlag verpasst. Ja, Kambundji hatte Pech, viel zu viel Pech in den letzten internationalen Meisterschaftsrennen.



Aber sich unterkriegen lassen deswegen? Niemals. Ihr macht es Spass, nochmals zu zeigen, was sie in den Beinen hat. Zu viele Stunden, Tage, Wochen, Jahre hat sie ihre schnellen Muskeln trainiert. Heute Abend soll sich das auszahlen.

Kambundji schrieb bereits am Dienstagabend nationale Leichtathletik-Geschichte. Noch nie hat jemand aus der Schweiz über 100 oder 200 Meter einen WM-Final erreicht. Die Bernerin kam nach einem starken Finish zeitgleich mit der US-Amerikanerin Anglerne Annelus ins Ziel. «Ich bin mega froh», sagte sie danach, «ich konnte es hinten heraus durchziehen.»

Aber damit nicht genug. Die schnellste Frau der Schweiz will mehr. Sie träumt von einer Medaille. Und die Zeichen stehen gut – nicht zuletzt auch deshalb, weil einige Favoritinnen nicht am Start sind. So fehlt etwa auch die Titelverteidigerin, die Holländerin Dafne Schippers, weil sie sich im 100-Meter-WM-Halbfinal verletzt hatte.

Heute Abend wird sich für die Tochter einer Bernerin und eines Kongolesen das Pech in Glück verwandeln. Heute Abend ist es so weit. Heute Abend ist ihr Abend. Heute Abend gewinnt Mujinga Kambundji eine WM-Medaille.

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