Die Millionen-Spritze So viel lassen sich NBA-Stars das Nicht-Impfen kosten

ck, sda

4.10.2021 - 13:25

 Kyrie Irving ist einer der wenigen Basketballer, der sich nicht gegen Corona impfen lassen will.
Kyrie Irving ist einer der wenigen Basketballer, der sich nicht gegen Corona impfen lassen will.
Getty Images

Ein Nadelstich ist über 16 Millionen Dollar wert. Zumindest dann, wenn man hoch bezahlter Basketball-Spieler ist und sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen will. Rund 95 Prozent der Spieler in der NBA sind geimpft, doch ein paar Prominente scheren aus.

Keystone-SDA, ck, sda

Einer der Verweigerer ist Kyrie Irving, neben Kevin Durant und James Harden einer der drei Stars im Dreizack der New York Nets. Die Liga verlangt von Schiedsrichtern und anderen Personen in engem Kontakt mit den Spielern, dass sie geimpft sind. Die Spielergewerkschaft NBPA wehrt sich aber gegen eine Impfpflicht für die Spieler. Und so gibt es ein paar prominente Ausnahmen.



Wie andere Profiligen versucht die NBA alles, um ihre Spieler zum Impfen zu bewegen, indem sie Ungeimpften das Leben so schwer und ungemütlich wie möglich macht – mit Tests, Kontaktbeschränkungen und ähnlichen Massnahmen. Die grösste Hilfe kommt aber von einigen Bezirksverwaltungen in den liberalen Hochburgen.

New York und San Francisco erlauben Ungeimpften keine Teilnahme an Grossveranstaltungen in Innenräumen. Das bedeutet, dass zum Beispiel Irving bei allen Heimspielen, also der Hälfte der 82 Partien seines Teams, nicht spielen darf. Die Liga bestimmte, wie etwa die NHL, dass Spieler, die aus diesem Grund nicht einsatzfähig sind, für die verpasste Zeit auch keinen Lohn erhalten. Irving verzichtet also auf mindestens 16,5 Millionen Dollar.

Er glaubte schon an eine flache Erde

Der 29-Jährige ist eine schillernde Persönlichkeit, die schon oft mit kontroversen Aussagen aufgefallen ist. Vor ein paar Jahren schlug er sich auf die Seite der «Flat-Earther» und kritisierte, dass an Schulen nur die «Theorie», dass die Erde eine Kugel sei, gelehrt werde. Später gab Irving immerhin zu, dass er sich geirrt habe, und entschuldigte sich bei Wissenschaftslehrern.



Das Thema Impfungen nahm letzte Woche wieder Fahrt auf, als die traditionellen Medientage vor dem Start der Trainingscamps anstanden. Irving fehlte in New York und war nur per Video zugeschaltet. Er bat darum, seine Privatsphäre zu respektieren, und wollte zum Thema nichts sagen. Dass er nicht vor Ort war, machte aber klar, dass er eben nicht geimpft ist. «Ich setze mir aber keine Grenzen, später doch noch zum Team zu stossen. Aber am Ende bin ich auch nur ein Mensch.»

Ein Mensch, der in seiner Karriere auch schon viel Gutes bewirkt hat. So kaufte er der Familie des von einem Polizisten getöteten George Floyd ein Haus, stellte 1,5 Millionen Dollar zur Verfügung, um die Löhne von Spielerinnen der Frauen-Basketballliga WNBA aufzubessern, die letzte Saison nicht spielen konnten oder wollten. Einem Indianer-Reservat der Sioux, dem Stamm seiner Mutter, spendete Irving 100'000 Dollar. Doch nun eckt er mit seiner Haltung an.

Nicht die Aufgabe von LeBron James

In den USA ist die Stimmung in der Impf-Frage noch weit polarisierter und aggressiver als in Europa. Die ehemalige Lakers-Legende Kareem Abdul-Jabbar verlangte in einem Interview mit dem Magazin «Rolling Stone», dass nicht geimpfte Spieler entlassen werden sollten.

Wenig Gebildete und Schwarze sind den Behörden und Wissenschaftlern gegenüber und aufgrund historischer Erfahrungen tendenziell kritischer eingestellt. Und von ihnen hat es im Spitzen-Basketball viele. Insofern ist die 95-Prozent-Impfquote erstaunlich und deutlich höher als in der allgemeinen Bevölkerung.

Manche Spieler waren zunächst skeptisch, liessen sich aber in der grossen Mehrheit doch impfen. Vielen reicht das aber noch nicht. So wird der Superstar LeBron James, der lange gezögert hatte, kritisiert, dass er keine Impf-Aufforderung abgibt. «Das ist nicht meine Aufgabe», betonte «King James». «Das muss jeder mit sich ausmachen.»

Druck wird grösser

Klar ist, dass der Druck auf die Ungeimpften mit dem nahenden Saisonstart weiter zunehmen wird. Es geht ja auch um die sportlichen Chancen. Wie werden die Spieler auf Irving reagieren, die sich trotz Bedenken impfen liessen? Und will man Spieler wie Irving in den Auswärtsspielen überhaupt auflaufen lassen?

Andrew Wiggins von den Golden State Warriors, einer der prominentesten Exponenten der Impfskeptiker, liess sich noch überzeugen. Am Sonntag gab der Coach des Star-Forwards in Absprache mit ihm bekannt, dass er sich zwei Wochen vor dem Saisonstart nun doch impfen liess. Er hätte sonst die Hälfte seines Zahltags von 31,6 Millionen Dollar verloren – und wohl die Chance auf einen NBA-Titel.