Enes Kanter von den New York Knicks will sich auf seine Karriere als NBA-Profi konzentrieren. Das dürfte ihm nicht leicht fallen: Er erhält täglich Morddrohungen und die Türkei fordert seine Auslieferung.
Der türkischstämmige NBA-Profi Enes Kanter bekommt nach eigener Aussage jeden Tag hunderte Morddrohungen. «In den letzten Tagen habe ich mehr Morddrohungen erhalten als je zuvor. Hunderte Nachrichten jeden Tag», sagt der Basketballer der New York Knicks der «Bild am Sonntag». Der 26-Jährige gilt als scharfer Kritiker des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Anhänger der Gülen-Bewegung. Im Alltag gehe er nie allein auf die Strasse, die USA seien aber der einzige Ort der Welt, an dem er sich noch sicher fühle, so Kanter.
«Ich will doch nur Basketball spielen und als Basketball-Spieler wahrgenommen werden», sagt Kanter im Interview mit «Euronews». Vor wenigen Tagen ist Kanter nicht mit seiner Mannschaft nach London zu einem Spiel gereist. Er befürchtete, er könne ausserhalb Nordamerikas wegen seiner Kritik am türkischen Präsidenten umgebracht werden. Die türkische Regierung habe zudem einen internationalen Haftbefehl erlassen. «Wenn ich nach London gegangen wäre, hätte Interpol mich festnehmen können, sobald ich aus dem Flugzeug gestiegen wäre.»
Seit 2017 ist der Knicks-Spieler nach Aberkennung der türkischen Staatsangehörigkeit staatenlos. Die Türkei glaubt, Kanter habe Kontakt zu mutmasslichen Terroristen. «Die Regierung hat ein Problem mit mir, weil ich schlecht über sie gesprochen habe. Deswegen klagt sie mich nun an.»
Kanter würde gerne US-Präsident Donald Trump über die vielen Probleme in der Türkei aufmerksam machen. «Es werden nicht nur Journalisten ins Gefängnis gesteckt, ich möchte auch über die Unschuldigen und über die Leute sprechen, die ihre Arbeit verloren haben. Mein Vater hat beispielsweise seinen Job als Lehrer verloren, weil er mein Vater ist.»