Triathlon Spirig macht weiter: «Ich bin immer noch bereit, jeden Tag die volle Leistung zu bringen»

René Weder

10.6.2020

Triathletin Nicola Spirig (38) hängt eine weitere Saison an und will in Tokio 2021 zum fünften Mal an Olympischen Sommerspielen teilnehmen. Die Motivation ist ungebrochen und das Ziel ist klar. 

Als «Bluewin» Mitte März wenige Tage nach dem Lockdown in der Schweiz mit Triathletin Nicola Spirig sprach, stand die Durchführung der Olympischen Spiele auf der Kippe. Wenige Tage später fiel nach der Fussball-EM auch der zweite Grossanlass des Sommers dem Coronavirus zum Opfer. Im Interview gestand die Olympiasiegerin von 2012, dass im Falle einer Verschiebung der Spiele um ein Jahr offen sei, ob sie weitermache. Sie werde die neue Ausgangslage zunächst mit ihrer Familie und ihrem Umfeld analysieren müssen, meinte Spirig damals.



Nicola Spirig
Bild: Keystone

Nicola Spirig (1982) ist vierfache Olympionikin. Ihre bisher grössten Erfolge sind der Olympiasieg 2012, sechs Europameistertitel sowie je ein Welt- und Europameistertitel bei den Juniorinnen. Hinzu kommt ein U-23-Weltmeistertitel im Duathlon. Spirig ist seit 2013 mit dem Ex-Triathleten Reto Hug verheiratet und hat drei Kinder.

Am Mittwochmorgen kommunizierte Spirig nun ihren Entscheid anlässlich einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz. Nicht wenige rechneten mit ihrem Rücktritt. Doch es sollte anders kommen. Nach vielen Gesprächen mit Familie, Trainer und Sponsoren steht fest: Die 38-Jährige hängt eine weitere Saison an und will in Tokio um die Medaillen kämpfen. Sie bestreitet den Weg mit ihrem langjährigen Trainer, dem Australier Brett Sutton. Die Ambitionen sind klar: Spirig will nach London 2012 (Gold) und Rio 2016 (Silber) auch in Japan Edelmetall. Auch ihr Coach Sutton, mit dem sie schon seit 15 Jahren zusammenarbeitet, bestätigt, dass der «Mission Tokio» alles untergeordnet werde.

Aus ihrem familiären Umfeld erhält Spirig ebenfalls vollen Support. Ehemann und Ex-Triathlet Reto Hug wird sich weiter Vollzeit um die drei Kinder kümmern und so seiner Frau im Hinblick auf die intensive Vorbereitung den Rücken freihalten. 

Spirig über ihren Entscheid ...

«Für mich war klar, dass ich das nur mit meinem Team und meinem herkömmlichen Umfeld machen werde (...). Ohne das Gefühl, dass es auch für unsere Kinder stimmt, und die 100-prozentige Unterstützung von meinem Mann Reto, wäre jede Vorbereitung aussichtslos.»

Reto Hug: «Ja klar, wir wollen weitergehen.»
Reto Hug: «Ja klar, wir wollen weitergehen.»
Bild: Keystone

Spirig über das Training ...

«Ich bin immer noch bereit, jeden Tag die volle Leistung zu bringen. (...) Ich war berührt und überrascht, wie positiv die Reaktionen meiner Familie und meines Trainers waren, als es um die Frage des Weitermachens ging. (...) Reto sagte: ‹Ja klar, wir wollen weitergehen.› Mein Trainer Brett unterstützte mich: ‹Du kannst nicht einfach aufhören.›»

Spirig über die (schon sehr konkrete) Taktik an Olympia ...

«Wir rechnen damit, dass eine kleine Gruppe von rund sechs Schwimmerinnen vorneweg schwimmen wird. Ich werde nicht dazugehören. Aber der Kurs auf der Radstrecke liegt mir sehr gut. Er ist flach, aber kurvig. Ich setze mir zum Ziel, die Gruppe dann einzuholen und vielleicht auch gleich abzuhängen. An diesem Vorhaben werde ich arbeiten und da hole ich mir viele Inputs von Rad-Spezialisten. Obwohl ich schon so lange Sport mache, will ich immer besser werden. Wenn ich in Tokio auf dem Rad die Konkurrentinnen fordern kann, dann sieht es gut aus.»

Spirig über zunehmende Verletzungsanfälligkeit in fortschreitendem Alter

«Immer nach den Geburten meiner Kinder kam sechs bis acht Monate später eine Verletzung. Dieses Mal etwas später, als ich eine mühsame Entzündung des Hüftbeugers hatte. Dank der Corona-Pause konnte ich mir die Zeit nehmen, das auszukurieren. Im Moment kann ich uneingeschränkt trainieren.»

Spirig über die Vorbereitung

«Wettkämpfe in diesem Jahr stehen nicht im Vordergrund. Ich muss in Tokio auf dem Höhepunkt sein. Wir werden gemeinsam mit der ganzen Familie kurzfristig nach Japan reisen.»

Trainer Sutton über Nicola Spirig

«Ich habe noch nie einen so disziplinierten Athleten gesehen wie Nicola – in allem, was sie tut. Sie ist ein Champion. Ich würde nicht hier stehen, wenn es nur darum ginge, Nicola an die fünften Olympischen Spiele zu bringen. Ich wollte auch wissen, wie sehr sie es will.»



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