Stefan Küng verpasst den angestrebten Sieg im Zeitfahren der 20. Etappe der Tour de France um 38 Sekunden. Die Enttäuschung nach dem undankbaren 4. Platz ist gross.
Stefan Küng kann seine starken Auftritte an der diesjährigen Tour de France auch in der zweitletzten Etappe nicht krönen. Nachdem der Thurgauer im ersten Zeitfahren in der 5. Etappe nur von Überflieger Tadej Pogacar abgefangen wird und seinen ersten Tour-Sieg denkbar knapp verpasst, kann er den Spiess im zweiten Einzelzeitfahren der französischen Rundfahrt nicht umdrehen.
Zwar ist Küng schneller als Leader Pogacar, der sich mit Rang 8 begnügen muss, aber dennoch nach wie vor auf bestem Weg zum Gesamtsieg ist. Doch der Schweizer muss an diesem Tag anderen Konkurrenten den Vortritt lassen. Auf den Sieger Wout van Aert aus Belgien fehlen im Ziel 38 Sekunden, aufs Podest sind es nur deren sechs. Doch das wäre für den ambitionierten Küng ohnehin bloss ein schwacher Trost gewesen.
Küng: «Ich dachte, heute schlage ich alle»
«Ich war extrem motiviert und fühlte mich vor dem Start extrem gut. Ich war sofort drin, aber ich war übermotiviert. Ich habe ganz klar überzogen am Anfang», analysiert der 27-Jährige sichtlich enttäuscht im Interview mit «SRF». Er habe es diesmal allen zeigen wollen: «Ich wollte heute alle zu Boden fahren und wollte einfach diesen Sieg. Ich war schon zweimal Zweiter. Ich dachte, heute schlage ich alle.»
Je länger das Rennen allerdings andauert, desto mehr wird Küng für seinen Schnellstart bestraft. «Für das bezahlst du brutal hinten raus, du musst brutal leiden und kämpfen bis zum Schluss», so der Zeitfahr-Europameister, der ein solches Malheur wohl eigentlich zu verhindern hätte wissen müssen. «Ich weiss, ich bin ein Spezialist. Ich habe genug Erfahrung. Aber seit der 5. Etappe hatte ich immer diesen Tag im Hinterkopf und fokussierte mich darauf. Vielleicht war es ein bisschen zu viel», sagt Küng.
Nichtsdestotrotz hat er bewiesen, dass die Form stimmt. Bereits in einer Woche gilt es für die Profis in Tokio ernst, zuerst mit dem Olympischen Strassenrennen am 24. Juli, vier Tage später folgt das Zeitfahren. «Wenn die Hauptprobe missglückt, wird die Premiere umso besser», richtet Küng den Blick bereits nach vorne: «Ich bin zuversichtlich für das was kommt in ein paar Tagen in Japan».
Bissegger holt Maximum raus
Gleiches gilt auch für Stefan Bissegger, der in Tokio auf der Bahn für die Schweiz in die Pedalen tritt. Der Tour-Neuling fährt nur sechs Sekunden langsamer als Landsmann Küng und schafft den Sprung in die Top 5 – auch wenn er die Strapazen langsam aber sicher zu spüren beginnt. «Ich habe heute das Beste gemacht, was möglich war. Man merkt schon, dass man jetzt drei Wochen unterwegs ist und jeden Tag Rennen fährt. Von dem her wird man etwas müde und fühlt sich nicht mehr ganz so gut.»
Bissegger und Co. haben es bald geschafft. Die 21. und letzte Etappe startet am Sonntag in Chaot und endet nach 108 Kilometern auf der berühmten Champs-Elysées in Paris. Die Erholungszeit bis zum nächsten grossen Highlight ist allerdings überschaubar.