Russland-Ausschluss gefordert Ukrainischer Zehnkämpfer stirbt im Krieg – der Druck auf das IOC wächst

dpa / mar

2.2.2023

IOC-präsident Thomas Bach (rechts) hat im Hinblick auf Olympia 2024 noch einige wichtige Fragen zu klären.
IOC-präsident Thomas Bach (rechts) hat im Hinblick auf Olympia 2024 noch einige wichtige Fragen zu klären.
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Wolodymyr Androschtschuk war ukrainischer Zehnkämpfer – und ist bei der Verteidigung seines Landes gefallen. Der Fall giesst neues Öl ins Feuer des Konflikts zwischen den Ukrainern und dem IOC.

dpa / mar

2.2.2023

Der Ukraine-Krieg hat ein weiteres Opfer aus der Welt des Sports gefordert: Der ukrainische Zehnkämpfer Wolodymyr Androschtschuk starb vergangene Woche bei Gefechten um die im Osten des Landes gelegene Stadt Bachmut. Der erst 22-Jährige war als Athlet auf nationalem Level nicht zum Kämpfen verpflichtet, meldete sich jedoch freiwillig. Am Mittwoch wurde er nun in der westukrainischen Stadt Letytschiw beigesetzt.

Anwesend waren dabei auch Familie, Freunde und Wegbegleiter Androschtschuks. Sie machten ihrem Unmut über das Internationale Olympische Komitee (IOC) Luft. Das IOC sucht zurzeit nach einer Möglichkeit, russischen und belarussischen Athletinnen und Athleten die Teilnahme an internationalen Sportveranstaltungen und auch den Olympischen Spielen in Paris 2024 unter neutraler Flagge zu ermöglichen.

«Es gibt keinen Platz für sie»

Zurzeit sind Sportler dieser Nationen von Wettkämpfen ausgeschlossen. Die Ukraine kritisiert den Vorstoss des Komitees heftig und droht bereits mit einem Boykott der Spiele im kommenden Jahr, sollten russische und belarussische Sportler zugelassen werden.

«Es ist offensichtlich, dass sie weder im Sport noch bei den Olympischen Spielen vertreten sein sollten», sagte Dmytro Korbenko, ebenfalls ukrainischer Zehnkämpfer und enger Freund Androschtschuks, der Nachrichtenagentur Reuters im Rahmen der Beisetzung. Der Speerwerfer Artur Felfner fügte an: «Ich weiss nicht, wie man Athleten aus Russland und Belarus antreten lassen kann. Es gibt keinen Platz für sie.»

Auch die Tennisspielerin Elina Switolina stösst ins gleiche Horn: «Die Olympischen Spiele sind der grösste Traum und das grösste Privileg für Sportler:innen. Sie sind die grösste Plattform für Inklusion und Vielfalt im Sport, die die Aufmerksamkeit der ganzen Welt erregt. In diesem Sinne müssen wir daran festhalten, russischen und belarussischen Sportler:innen eine Teilnahme zu verbieten.»

UNO-Expertinnen unterstützen IOC

Trotz aller Kritik seitens der Ukraine erhielt das IOC nun auch ganz offiziell Unterstützung von den Vereinten Nationen (UNO). Zwei UN-Expertinnen lobten in einer Mitteilung vom Mittwoch ausdrücklich die Überlegungen zur Zulassung sogenannter «neutraler Athleten».

Die UNO-Expertinnen forderten das IOC auf, eine solche Entscheidung zu treffen und eine Diskriminierung jeglicher Sportlerinnen und Sportler auf Basis ihrer Nationalität auszuschliessen. Die ursprüngliche Empfehlung des IOC zum Ausschluss russischer und belarussischer Sportler kurz nach Kriegsbeginn habe in dieser Hinsicht «ernsthafte Probleme» aufgeworfen.

«Wir verstehen den Wunsch, die ukrainischen Athleten und die olympische Gemeinschaft der Ukraine zu unterstützen, die wie alle Ukrainer schrecklich unter dem Krieg leiden», heisst es in der Mitteilung. Die olympische Gemeinschaft habe aber die «zwingende Verpflichtung», sich an internationalen Menschenrechtsnormen auszurichten. Zwar äusserten die Expertinnen Verständnis dafür, dass Sportveranstaltungen nicht instrumentalisiert werden sollten. Allerdings dürfe «kein Athlet gezwungen sein, sich auf eine Seite des Konflikts zu stellen».