Champions-League-Triumph Zwei Freunde schreiben Schweizer Handball-Geschichte

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21.6.2023 - 06:56

Am Sonntag gewinnen mit Torhüter Nikola Portner und Kreisläufer Lucas Meister zwei Schweizer mit Magdeburg die Champions League und schreiben damit Schweizer Handball-Geschichte.

Keystone-SDA, sfy, sda

Mit Lucas Meister gibt es nun einen zweiten Schweizer, der die Champions League gewonnen hat. Nikola Portner schaffte dies bereits 2018 mit Montpellier. Dass er dieses besondere Gefühl nun mit einem Landsmann teilen durfte, ist für den 29-jährigen Berner «das allerschönste an dieser Geschichte.»

Obwohl Portner drei Jahre älter ist als der Basler, spielten die beiden schon in Schweizer Nachwuchsauswahlen zusammen. Auch bei den Kadetten Schaffhausen liefen sie gemeinsam auf, und nun sind sie seit einer Saison beim SC Magdeburg vereint. «Er ist fast wie ein Familienmitglied», sagt Portner, der Vater einer Tochter ist. Die beiden unternehmen auch in der Freizeit viel zusammen, umso mehr, als die Freundin von Meister in der Schweiz lebt.

Unbedingter Glaube

Magdeburg sicherte sich den vierten Titel in der Königsklasse des europäischen Klub-Handballs nach 1978, 1981 und 2002 auf dramatische Art und Weise. Im Halbfinal bezwangen die Ostdeutschen den FC Barcelona, den Sieger der vorangegangenen beiden Jahre, im Penaltyschiessen. Im Final gegen Kielce setzten sie sich 30:29 nach Verlängerung durch. Beide Male glich Magdeburg in der letzten Minute der regulären Spielzeit aus.

Das macht den Triumph für Portner noch spezieller. Allerdings wurde der Erfolg vor einer Tragödie überschattet, brach doch ein polnischer Journalist während des Finalspiels zusammen und verstarb später. Meister: «Ich würde nicht sagen, dass es die Freude über den Sieg nimmt, aber es stimmt nachdenklich und hat mich beschäftigt.»

Magdeburg war als Aussenseiter in das Final-Four-Turnier in Köln gegangen. Dieses habe jedoch eigene Gesetze, so Portner. Es gewinne jene Mannschaft, die am meisten Mut zeige. «Ich bin stolz auf das Team.» Für Meister ist es dieser «unbedingte Glaube», der die Equipe auszeichnet. «Selbst als Spieler für Spieler ausfiel, hielten wir an unseren Zielen fest.»

Spezielle Gratulation

Nebst der Champions League triumphierte Magdeburg im vergangenen Oktober auch an der Klub-WM (IHF Super Globe). In der Meisterschaft schaute mit einem Rückstand von zwei Punkten auf Kiel der 2. Platz heraus, im Cup wurde der Titel mit einer Finalniederlage im Penaltyschiessen gegen die Rhein-Neckar Löwen knapp verpasst.

Nach dem Sieg in der Königsklasse blieb die Mannschaft spontan in Köln, um dort gemeinsam zu feiern. Am Montagabend präsentierte sie dann tausenden von Fans auf dem Rathausbalkon in Magdeburg den Pokal. Davor hatte der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt auf dem Programm gestanden. Die beiden Schweizer genossen die Festivitäten sehr.

Magdeburg ist eine absolute Handball-Hochburg. Als Lucas Meister von Köln nach Hause kam, lag ein schön gestalteter Zettel vor seiner Haustür, mit dem ihm gratuliert wurde. Er wird auch immer wieder in der Stadt angesprochen und um Fotos sowie Autogramme gebeten. «Das ist keine Seltenheit», erzählt Meister, dem es in der Stadt an der Elbe sehr gut gefällt. «Es wird hier sehr viel investiert.»

Je noch ein Jahr Vertrag

Sowohl Meister als auch Portner besitzen bei Magdeburg noch einen Vertrag für die nächste Saison. Während Portner in der abgelaufenen Saison der Goalie Nummer 1 im Team war, hatte sich Meister mehr Einsatzzeit erhofft. Er will sich nun eine grössere Rolle erarbeiten. So oder so macht er sich keine Sorgen für die Zukunft, «da mein Spielerprofil auf meiner Position sehr, sehr, sehr gefragt ist.» Nicht umsonst ist er in der Schweizer Nationalmannschaft gerade auch in der Verteidigung eine wichtige Stütze. Allerdings ist er keiner, der weit vorausschaut. Das hat er aufgrund der Schnelllebigkeit im Sport gelernt.

Apropos Nationalteam. Portner erhofft sich, dass der Erfolg von ihm und Meister weitere Schweizer Spieler inspiriert, ihnen Mut gibt und zeigt, «dass viel möglich ist und wir uns dadurch individuell sowie als Team weiterentwickeln.» Zuerst einmal ist nun allerdings nach der anstrengenden Saison für beide Erholung in der Schweiz und in Kroatien angesagt. «Immer wieder auf 100 Prozent zu kommen, ist schwierig», gibt Portner zu. «Es hat sich jedoch alles gelohnt.»