Milliardeninvestition EU will Elon Musk mit Internet-Satelliten Konkurrenz machen

Dirk Jacquemien

17.2.2022

Europa will über eigene Satelliten Internet anbieten.
Europa will über eigene Satelliten Internet anbieten.
Getty Images

Elon Musk lässt Zehntausende Satelliten ins All schiessen, um ein weltumspannendes Internet-Angebot aufbauen. Das will man in Brüssel nicht auf sich sitzen lassen.

Dirk Jacquemien

17.2.2022

Die Europäische Union will 6 Milliarden Euro (6,3 Milliarden Franken) für den Aufbau eines satellitengestützten Internet-Dienstes investieren. Damit will die EU ihre «Strategische Souveränität» vorantreiben und den Kontinent unabhängig von aussereuropäischen Unternehmen mit flächendeckendem Internet ausstatten.

Sollte der Plan umgesetzt werden, dürfte es noch enger im Weltall werden. Spitzenreiter beim Massen-Internet per Satellit ist Elon Musks SpaceX mit seinem Starlink-Projekt. Davon sind bereits 2000 Satelliten im All, 40'000 sollen es im Endstadium werden. Amazon, das britische OneWeb und die chinesische Regierung sind weitere Akteure im umkämpften Markt.

Fokus auf Europa und Afrika

Wie viele Satelliten die EU ins All schiessen will, ist noch unklar. Die Dimensionen werden allerdings um einiges kleiner als beim Primus Starlink sein. Denn anders als bei Musks Projekt soll nicht die ganze Welt abgedeckt werden, sondern Europa – und quasi als Beiwerk auch Afrika, da es in denselben Längengeraden liegt. So lässt sich das EU-Projekt auch noch als Beitrag zur Entwicklungshilfe verkaufen.

Das Satelliten-Netz soll zum einem der Kommunikation der europäischen Regierungen dienen und gar mittels neuartigen Quantenverschlüsselung gesichert werden. Andererseits soll das Netz über kommerzielle Anbieter auch den Bürger*innen zugänglich gemacht werden. Vor allem ländliche Regionen dürften davon profitieren.



2024 in Betrieb

2024 sollen die EU-Satelliten den Betrieb aufnehmen, 2027 das Netz dann vollständig ausgebaut sein. 2,4 Milliarden Euro der Gesamtsumme sollen die europäischen Steuerzahler*innen übernehmen, der Rest soll von Privatunternehmen zugesteuert werden.

Der Plan ist nicht ganz neu und nicht ganz unumstritten. Der Ausschuss für Regulierungskontrolle, der Pläne der Kommission begutachtet, beschied dem Projekt zunächst eine negative Kosten-Nutzen-Bilanz. Die Kommission nahm danach einige Anpassungen vor und will vor allem kleinere Unternehmen stärker einbinden.



Europa ist in der Tech-Branche abgeschlagen

Das Satellitenprojekt klingt dennoch so, als wolle die EU mit staatlicher Intervention beheben, was die eigenen Unternehmen mal wieder alleine nicht hinbekommen.

Schon lange wurmt es das Brüsseler Establishment, dass es in der die Weltwirtschaft bestimmenden Tech-Branche kein europäisches Unternehmen gibt, das in der Champions League mitspielen kann. Klar, die Branche wird von den US-Giganten dominiert, aber selbst Südkorea mit Samsung oder Taiwan mit Foxconn oder TSMC sind in der Weltspitze vertreten.

Diesen Umstand will die EU-Führung ändern. So versuchte die EU über Jahre hinweg, eine europäische Suchmaschine als Alternative zu Google zu etablieren – der US-Konzern hat allerdings bis heute ein Quasi-Monopol. Parallel zum Satellitenprojekt will die EU auch die heimische Chip-Produktion fördern – doch auch hier sind die Erfolgsaussichten unklar.