Kniefall vor Trump Facebook ist Wahrheit egal

dj

9.1.2020

Mark Zuckerberg folgt genau Trumps Wünschen.
Mark Zuckerberg folgt genau Trumps Wünschen.
Bild: twitter.com/realdonaldtrump

Politiker dürfen auf Facebook weiterhin ungestraft lügen. Das Unternehmen wird wie erwartet auch im US-Wahljahr 2020 keine signifikanten Änderungen bei politischer Werbung vornehmen

Politiker auf Facebook dürfen auch 2020 weiterhin ungestraft lügen und sogar manipulierte Videos über politische Gegner verbreiten. In einem Blogpost machte Facebook nochmals klar, dass es keinerlei Absicht habe, hier irgendwas an seinen Richtlinien zu ändern. Auch das Mikrotargeting, also ganz kleine Gruppen von Wählen gezielt anzusprechen, bleibt weiterhin erlaubt.

Diese Entscheidung hatte sich abgezeichnet. Obskure «Herr der Ringe»-Analogien von Spitzen-Managern und Berichte über die interne Macht-Dynamik machten klar, dass Facebook dem massiven öffentlichen Verlangen nach Änderungen nicht nachgeben würde. Laut der «New York Times» habe der Druck CEO Mark Zuckerberg und COO Sheryl Sandberg nur noch weiter in ihren Überzeugungen bekräftigt. Damit steht Facebook ziemlich alleine da. Twitter und TikTok haben politische Werbung ganz verboten und Google hat zumindest das Mikrotargeting stark eingeschränkt.



Facebook fügt sich Republikanern

Um zu dieser Entscheidung zu kommen, habe man sich mit zahlreichen Interessenvertretern beraten, so auch den Republikanischen und Demokratischen Parteien in den USA, sagt Facebook. Aber Fakt ist auch, dass die nun beibehaltenen Richtlinien exakt den Wünschen der Republikaner entsprechen. Die Trump-Kampagne hatte Facebook öffentlich vor Änderungen gewarnt. Die Demokraten hingegen hatten sich durch die Bank für ein stärkeres Vorgehen gegen Desinformation auf Facebook ausgesprochen. Facebook hat allerdings ein klares finanzielles Interesse daran, dass die republikanische Politik mit niedrigen Unternehmenssteuern und laschen Regulierungen fortgesetzt wird.



Facebooks Position ist, dass man sich nicht zum Hüter über Wahrheit oder Lüge machen will — eine Leitschnur, die freilich sehr selektiv angewendet wird. Statt Werbung einzuschränken, wolle man stattdessen für mehr Transparenz sorgen. So soll die Werbebibliothek mehr Features bekommen, mit denen man politische Anzeigen strenger untersuchen kann. Ausserdem könnten Nutzer bald auch festlegen, einfach insgesamt weniger politische Werbung angezeigt zu bekommen.

Gerade beim Thema Transparenz zeigte Facebook allerdings erst gestern erneut Schwächen. Die Zeitschrift «Teen Vogue» veröffentliche auf ihrer Website ein Kuschelinterview mit fünf Facebook-Mitarbeiterinnen, die für «Wahlsicherheit» bei dem Unternehmen zuständig seien. Zunächst fehlte ein Hinweis, dass Facebook für die Platzierung dieses Interviews gezahlt hatte. Dieser Hinweis wurde zunächst hinzugefügt, später wurde der Artikel dann ganz gelöscht. Zuvor hatte Sandberg das Interview noch auf ihrer Facebook-Seite gepostet und es als einen «grossartigen» Artikel bezeichnet.

Galerie: Das Facebook-Konto absichern

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