Nach Werbeboykott Facebook sperrt Konten eines rechtsextremen Netzwerks

dpa/dj

1.7.2020

Erkennungsmerkmal der rechtsextremen Boogaloos sind Hawaii-Shirts
Erkennungsmerkmal der rechtsextremen Boogaloos sind Hawaii-Shirts
Source: Getty Images

Ein Werbeboykott setzt Facebook unter Druck. Jetzt geht das Unternehmen in den USA gegen rechten Terror vor. Zuvor verdiente es damit aber auch noch Geld.

Facebook hat auf seinen Plattformen rund 320 Konten, mehr als 100 Gruppen und 28 Seiten eines in den USA nach Gewalt strebenden rechtsextremen Netzwerks gesperrt.

Die regierungsfeindliche Gruppe werde ab sofort als «gefährliche Organisation» eingestuft und von allen Plattformen verbannt, teilte Facebook mit. Auch Posts, die Unterstützung für die Organisation äusserten, würden künftig gelöscht, hiess es. Facebook war zuletzt – auch durch einen Werbeboykott – unter Druck gekommen, härter gegen hasserfüllte und rassistische Inhalte vorzugehen.

Bei dem Netzwerk handelt es sich demnach um Gruppen, die sich lose an der rechtsextremen Boogaloo-Bewegung anlehnen und mitunter auch deren Namen nutzen. «Es bemüht sich aktiv darum, für Gewalt gegen Zivilpersonen, Sicherheitskräfte, Beamte und Regierungsinstitutionen zu werben», erklärte Facebook. Daher seien 220 Facebook-Accounts und 95 Konten bei Instagram gelöscht worden. Zudem seien 400 weitere Gruppen und 100 Seiten gelöscht worden, die auch gegen Facebooks Richtlinien verstiessen und ähnliche Inhalte wie das Netzwerk verbreitet hätten. Boogaloo-Inhalte, in denen zu Gewalt aufgerufen werde, würden immer gelöscht, erklärte Facebook.

Facebook akzeptierte Werbung von Boogaloo-Gruppen

Gleichzeitig wurde allerdings auch bekannt, dass Facebook sogar mit Werbeanzeigen von mit der Bewegung assoziierten Accounts Geld verdiente. Eine Anzeige auf Instagram rief Nutzer dazu auf, der Miliz beizutreten und den Staat zu bekämpfen. Ein angehängte Video zeigte, wie Polizisten getötet werden. Erst nach einem Bericht von «BuzzFeed News» wurde die Anzeige entfernt.

Ein Boogaloo-Anhänger ermordete im Mai und Juni zwei Polizeibeamte in Kalifornien. Laut FBI hat er einen Helfer für die Taten in einer Boogaloo-Facebook-Gruppe gefunden, wie «NBC News» meldet.

Werbeboykott breitet sich aus

Facebook war wegen seines von vielen als zögerlich empfundenen Umgangs mit problematischen Inhalten zuletzt immer mehr in die Defensive geraten. Zahlreiche Firmen – darunter bekannte Namen wie Coca-Cola, Unilever, Starbucks und Volkswagen – kündigten an, ihre Werbung in sozialen Netzwerken infolge der Debatte um Hassbotschaften bis auf weiteres auszusetzen. Facebook verweist auf das Recht der Meinungsfreiheit, hat zuletzt aber angekündigt, mehr gegen Hassbotschaften zu tun. Das Unternehmen erklärte am Dienstag: «So lange es in der physischen Welt nach Gewalt strebende Bewegungen gibt, werden sie auch versuchen, digitale Plattformen auszunutzen.»

Kritiker wenden ein, dass Facebook trotz der jüngsten Massnahmen in den USA beim Kampf gegen Hassbotschaften und Extremismus weltweit noch viel Arbeit vor sich hat. Zudem gibt es noch die Fälle, in denen eigentlich legitime Quellen wie US-Präsident Donald Trump nach Ansicht vieler Beobachter die Grenzen zu Gewaltverherrlichung oder manipulativer Darstellung überschreiten. Facebook war zuletzt dafür kritisiert worden, dass das Unternehmen – anders als etwa Twitter – nicht gegen umstrittene Posts von Trump vorgegangen war.

Auch Reddit und Twitch griffen druch

Am Montag hatte die Online-Plattform Reddit neue Schritte zur Bekämpfung von Hassbotschaften und Gewaltverherrlichung bekanntgegeben und dabei auch eine bei vielen Trump-Unterstützern beliebte Gruppe («The_Donald») geschlossen. Zunächst wurden rund 2000 Gruppen gesperrt. Auch die Streamingplattform Twitch sperrte einen Account von Trumps Wahlkampfteam vorübergehend.

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