Geheime Studie Facebook wusste, dass Instagram für Mädchen schädlich ist

Dirk Jacquemien

15.9.2021

Manchen Mädchen tut Instagram nicht gut.
Manchen Mädchen tut Instagram nicht gut.
Getty Images

Eine interne Untersuchung von Facebook kam zu dem Schluss, dass für fast ein Drittel von Mädchen die Instagram-Nutzung zu einem geringeren Selbstwertgefühl führt.

Dirk Jacquemien

15.9.2021

Facebook wusste offenbar seit Jahren, dass die Nutzung seines Fotosdienstes Instagram für einen grossen Anteil von Mädchen schädliche Auswirkungen hat. Das geht aus internen Dokumenten hervor, über die das «Wall Street Journal» berichtet. Die selbe Zeitung hatte zuvor bereits eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Moderation von Facebook aufgedeckt.

Eine interne Studie von Facebook kam zu dem Schluss, dass Instagram bei 32 Prozent seiner jugendlichen, weiblichen Nutzerinnen zu einem negativen Gefühl gegenüber dem eigenen Körper führe. Unter den Buben waren es immerhin noch 14 Prozent, bei denen die Instagram-Nutzung zu solchen geringeren Selbstwertgefühlen führte. Die Teenager würden Instagram direkt die Schuld für wachsende Angststörungen und Depressionen geben, so die Facebook-Forschung.

Probleme sind einzigartig bei Instagram

In der Öffentlichkeit hatte Facebook die negativen Auswirkungen seiner Plattformen auf die psychische Gesundheit seiner jungen Nutzer*innen heruntergespielt. Erst im Mai sagte Instagram-Chef Adamon Mosseri, diese Auswirkungen seien «ziemlich klein». Facebook betont immer wieder, dass nach seiner Auffassung die positiven Effekte von Facebook und Instagram die negativen überwiegen.

Die Facebook-eigene Forschung zeigte aber auch, dass die erwähnten Probleme Konkurrenz-Apps wie TikTok oder Snapchat nicht im gleichen Ausmass wie Instagram betreffen. Bei TikTok-Videos steht eher die Performance der Nutzer*innen im Vordergrund, bei Snapchat gibt es durch den starken Gebrauch von Filtern einen Fokus auf die Gesichter und nicht die gesamten Körper der Nutzer*innen. Bei Instagram hingegen sind Ganzkörperfotos weit verbreitet.



US-Senat will untersuchen

Der Bericht hat bereits politische Konsequenzen ausgelöst. Der zuständige Ausschuss des US-Senats kündigte eine Untersuchung an. Erst vergangenen Monat hatte der Ausschuss nach Facebook-Unterlagen zum Einfluss seiner Plattformen auf die jugendliche Nutzer*innen gefragt. Das Unternehmen weigerte sich, die Forschungsergebnisse weiterzureichen.

Der Ausschussvorsitzende, Senator Richard Blumenthal, sagte, Facebook nehme sich offenbar die Tabakindustrie zum Vorbild. Das Unternehmen nehme Teenager mit potenziell gefährlichen Produkten ins Visier und verschleiere die wissenschaftliche Forschung dazu in der Öffentlichkeit.

Facebook ist auf jugendliche Nutzer*innen bei Instagram für seinen künftigen Erfolg angewiesen. In den USA nutzen beispielsweise jeden Tag 22 Millionen Teenager Instagram, aber nur 5 Millionen Facebook selbst. Die Nutzerschaft bei der Kern-Facebook-Plattform veraltet also zunehmend und stirbt teilweise schon wortwörtlich aus. Und Konkurrenten wie eben TikTok oder Snapchat schlafen natürlich auch nicht.

Facebook geht gegen unabhängige Forschung vor

Mosseri schreibt in einem Blogpost, dass schon allein die Existenz der Forschung beweise, dass Facebook und Instagram allfällige Probleme mit den eigenen Produkten ernst nähmen. Ingesamt sei die Studienlage uneindeutig, ob Social Media im Allgemeinen schädlich sei. In der Zukunft wolle man transparenter mit Forschungsergebnissen umgehen.

In der Gegenwart geht Facebook jedoch oftmals rigoros gegen unabhängige, externe Forschung vor und sperrt schon mal Accounts von Wissenschaftler*innen mit vorgeschobenen Argumenten. So wurde im August eine Gruppe von New Yorker Forscher*innen ausgesperrt, die sich mit Online-Werbung beschäftigte. Facebook behauptete, die Sperrung sei durch eine Vereinbarung über den Datenschutz mit der Handelsbehörde FTC erzwungen worden. Die FTC bezeichnete diese Begründung als unwahr.