Gespaltene Community «Fortnite»-Sucht bei Jugendlichen? Das müssen Eltern jetzt wissen

Martin Abgottspon

3.12.2018

Mehr und mehr Kinder und Jugendlich verbringen etwas zuviel Zeit mit dem Videospiel «Fortnite».
Mehr und mehr Kinder und Jugendlich verbringen etwas zuviel Zeit mit dem Videospiel «Fortnite».
Bild: Getty Images

Immer mehr Eltern machen sich Sorgen über den Videospielkonsum ihrer Kinder. Schuld daran soll vor allem «Fortnite» sein. Doch stimmt das? Und was lässt sich gegen Sucht tun?

Welchen Hype «Fortnite» in der Gamerwelt ausgelöst hat, dürfte inzwischen auch zahlreichen Nicht-Gamern bekannt sein. Der Battle-Royal-Titel aus dem Hause Epic Games hat bereits mehr als 200 Millionen registrierte Accounts weltweit. Für den Spiele-Entwickler ist das ein gigantischer Erfolg, er bringt aber auch zunehmend negative Begleiterscheinungen mit sich.

Etliche Eltern dürften sich längst Gedanken machen, wie sie ihre Kinder wieder von der Konsole oder dem PC wegbringen. Richtig alarmiert sind insbesondere Amerikaner seit einem Artikel von «Bloomberg»: Er schildert die Situation eines 17-Jährigen, der täglich bis zu zwölf Stunden im Spiel abtauchte und als Folge davon öfter im Schulunterricht einschlief –  mittlerweile befindet sich der Junge in Rehabilitation.

Der australische TV-Sender «ABC News» wollte ebenfalls wissen, ob «Fortnite» süchtig macht.

Youtube

Spieler halten zu Epic Games

Der Vorfall sorgt derzeit in diversen Internet-Foren für Gerede – und spaltet die Community. Für die meisten Spieler ist allerdings klar: Man kann den «Schwarzen Peter» nicht einfach dem Entwickler zuschieben.

Dieser Ansicht ist auch der bekannteste Fortnite-Spieler überhaupt: «Ninja». Der Streamer macht in erster Linie die Eltern für die Sucht ihrer Kinder verantwortlich. In einem Tweet schreibt er: «Der Titel bei Bloomberg sollte eher so lauten: 'Schreckliche Eltern wissen nicht, wie sie ihren Kindern die Konsole wegnehmen'.»

Onlinespielsucht ist nicht neu

So simpel, wie es «Ninja» darlegt, ist die Situation aber auch nicht. Über den richtigen Umgang mit suchtauffälligen Spielern diskutiert man schon seit Jahren. Das Phänomen ist nicht erst durch «Fortnite» aufgekommen, auch wenn der Artikel von «Bloomberg» das vermuten lässt. Schon seit mehr als zehn Jahren beschäftigt beispielsweise «World of Warcraft» viele Suchtexperten.

Man würde wohl bei jedem populären Videospiel einen Jungen mit ähnlichem Verhaltensmuster ausfindig machen können – doch das allein trägt wenig zur Lösungsfindung bei.

Nachfolgend finden sich deshalb die wichtigsten Tipps der Spielsuchtberatung des Kantons Aargau für Eltern oder Angehörige. Weitere Infos findet man unter www.spielsuchtberatung.ch 

Fünf Tipps für Angehörige und Eltern

Interesse zeigen: Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Internet. Fragen Sie Ihr Kind regelmässig, welche Spiele es spielt, was es im Internet alles macht und was an diesen Tätigkeiten so faszinierend ist. Versuchen Sie, sich in Ihr Kind hineinzuversetzen und zeigen Sie Verständnis für seine Vorlieben.

Absprachen treffen: Handeln Sie gemeinsam mit Ihrem Kind verbindliche Zeitabsprachen aus. Erstellen Sie einen gemeinsamen Zeitplan, der verständlich definiert, wie viel Zeit für welche Aktivitäten verwendet wird. Berücksichtigen Sie dabei auch die Zeit für «reale» Aktivitäten wie Treffen mit Freunden, Sport und Hobbys sowie schulische oder familiäre Pflichten.

Vorbild sein: Das Internet ist ein Zeitfresser. Sie kennen das vielleicht aus eigener Erfahrung: Ein Blick auf die Uhr löst häufig ungläubiges Staunen aus: «Wie, schon seit einer Stunde sitze ich hier?» Glaubwürdig sind Ihre Forderungen nach Begrenzung des Konsums nur, wenn Sie selbst Vorbild sind und bewusst mit Medien umgehen. Warum sollte sich Ihr Kind mit Freunden treffen oder sich an der frischen Luft bewegen, wenn Sie das selber auch nicht tun?

Werden Sie Experte: Ihr Kind ist ein «Digital Native», es wächst im Gegensatz zu Ihnen mit dem Internet und dem Umgang mit Bildschirmmedien auf. Informieren Sie sich, welche Möglichkeiten es gibt, Regeln auch durch technische Unterstützung wie etwa das Sperren mittels Kindersicherung von bestimmten Websites oder die Begrenzung von Spielzeiten umzusetzen. Mit PEGI (Pan European Game Information) gibt die Industrie auf den Spielverpackungen Hinweise, ab welchem Alter ein Produkt angemessen ist.

Fördern Sie den Selbstwert und die Sozialkompetenz Ihres Kindes: Je besser Ihr Kind mit täglichen Belastungen wie Konflikten oder Stress umgehen kann, desto besser ist es davor geschützt, das Internet zur Regulation von Gefühlen einzusetzen.

Zurück zur Startseite