Spielekritik «Darksiders Genesis»: Zu Zweit durch Himmel und Hölle

Von Pascal Wengi

17.12.2019

«Darksiders Genesis» überzeugt unter anderem auch mit seinem Comic-Look.
«Darksiders Genesis» überzeugt unter anderem auch mit seinem Comic-Look.
Bild: THQ Nordic

Wer kommt schon auf die Idee, eine gute funktionierende Franchise umzubauen? Die Antwort: Gunfire Games. Mit «Darksiders Genesis» funktionieren die Entwickler ihre bekannten 3D-Action-Adventures nämlich zum isometrischen Actionspiel um. Kann das gut gehen?

Der erste Teil der «Darksiders»-Serie von 2010 war ein Überraschungshit. Das Setting war interessant, denn statt des üblichen Story-Einmalmeins hat man sich dafür entschieden, den Antihelden die Bühne zu überlassen. So dreht sich «Darksiders» um die vier Reiter der Apokalypse. Als Vollstrecker des Feurigen Rats ist es ihre Aufgabe, den Willen des Rats durchzusetzen und so ein Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle herzustellen.



Die Hauptfiguren im Spiel sind dabei nur teilweise an die biblische Offenbarung der Apokalypse angelehnt. Krieg und Tod gibt es auch bei «Darksiders». Digital ergänzen Wut und Streit das Quartett und ersetzen damit die biblischen Originale Pest und Hunger.

«Darksiders Genesis» konzentriert sich auf die Vorgeschichte von Krieg und Streit. Die beiden Brüder sind gerade zurück von einer grausamen Mission und sollen nun niemand Geringeren als Luzifer selbst aufhalten. Denn dieser führt eine Verschwörung an, die das komplette Dasein vernichten könnte. Und so schiessen und schneiden sich die beiden Helden durch Horden von Dämonen und Engeln.

Ein Hauch «Diablo» gepaart mit «Zelda»

Die zwei Reiter steuert man abwechselnd oder holt sich einen Freund hinzu und spielt das komplette Spiel im Coop-Modus. Krieg spielt sich, wie schon im ersten Teil, als Nahkämpfer mit Schwert und wilden Wirbelattacken. Er hält auch einiges mehr aus als sein Bruder und kann sich eine magische Rüstung herbeizaubern, welche Schaden absorbiert.

Streit, der neue Reiter, ist der arrogante Revolverheld, der seine Gegner gerne aus der Ferne bekämpft. Da man zu jeder Zeit per Knopfdruck zwischen den beiden Brüdern hin und her wechseln kann, entsteht ein netter Fluss aus Nah- und Fernkampf. Einige Gegner sind dabei für eine der beiden Angriffsvarianten anfälliger oder schwieriger zu knacken. Das Spiel zwingt einen zwar nie zum Wechsel, dieser bringt aber oft Vorteile, da die beiden Reiter eine separate Lebensanzeige haben und man so kurz vor dem Ableben den Charakter wechseln kann und wieder mit vollem Leben dasteht.



Anders als die drei Vorgänger, spielt sich «Darksiders Genesis» aus der isometrischen Perspektive, also eine Art feste Vogelperspektive von schräg oben. Diese Perspektive kennen vor allem «Diablo»-Spieler und werden sich damit schnell sehr wohlfühlen. «Darksiders Genesis» ist aber kein Rollenspiel und schon gar kein «Diablo»-Klon.

Wer auf schnelles Schlachten von Gegnerhorden und Aufsammeln von neuen Waffen und Rüstungen hofft, der wird enttäuscht sein. Hier hat das Spiel mehr mit einem «Zelda»-Titel gemein, denn statt Waffen und Rüstung finden wir vor allem nützliche Gegenstände, neue Fähigkeiten und die eine oder andere Waffenverbesserung. Vor allem der Einsatz von Gegenständen wie überdimensionierte Wurfsterne oder Bomben erinnert stark an die «Zelda»-Titel, da man mit diesen oft auch Rätsel löst, um im Spiel voranzukommen. Der Vergleich wird auch dann bestärkt, wenn man den ersten Dungeon betritt und Mechanismen sieht, für welche man den Gegenstand noch nicht besitzt. Diesen findet man oft später im Verlauf des Levels und erreicht so Orte, die vorhin nicht zugänglich waren.

Schöner und stimmiger Comic-Stil

Es wäre übertrieben, das Spiel als grafisches Meisterwerk zu bezeichnen, vor allem in Anbetracht dessen, was die Spieleindustrie aktuell auf die Bildschirme zaubert. Der Titel sieht aber wirklich toll aus und will gar keine fotorealistische Grafik bieten. «Darksiders Genesis» punktet vor allem durch die schön kreierten und stimmigen Umgebungen und den coolen Comic-Stil der Zwischensequenzen. Auch im Effektfeuerwerk der actionlastigen Kämpfe behält man immer den Überblick, was nicht zuletzt der neuen Kameraeinstellung zu verdanken ist. Die Level sehen allesamt atmosphärisch aus und vermitteln stets eine interessante Spielwelt, die es zu erkunden gilt.

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