SpielekritikDeshalb ist «Demon's Souls» der perfekte Launchtitel für die PS5
Von Martin Abgottspon
1.12.2020
Aus Spiele-Sicht gibt es bisher nicht viele Gründe, warum man unbedingt die neue Playstation 5 haben muss. Die Neuauflage von «Demon's Souls» allein reicht als Kaufgrund aber fast schon aus.
Elf Jahre ist es nun schon her, als «Demon's Souls» auf der Playstation 3 Spieler nicht nur verzweifeln liess, sondern gleichzeitig ein neues Genre begründete. Sogenannte «Souls-like»-Spiele zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie brutal schwer sind. Kampfsequenzen müssen genau einstudiert werden, das Timing beim Ausweichen und Blocken muss sitzen. Wer scheitert, beginnt von vorne. Immer wieder.
Mit dem Verkaufsstart der Playstation 5 ist der Klassiker nun exklusiv neu aufgelegt worden. Und schon nach den ersten Minuten ist man von der Schönheit des Remakes überwältigt. Egal, ob man sich durch altertümliche Burgen schnetzelt, in düsteren Minenschächten den richtigen Weg sucht oder in fauligen Sumpfgebieten durch den Matsch trottet – die Atmosphäre ist einfach gigantisch.
Wer recherchiert, ist klar im Vorteil
Am Kern des Spiels haben die Entwickler von Bluepoint Games zum Glück wenig verändert. Aus dem Nexus startet man in verschiedene Levels, die jeweils mit einem knackigen Endboss aufwarten. Wer stirbt, muss von vorne beginnen, während alle Gegner wieder an Ort und Stelle auf einen warten. Ausserdem gehen auch die gewonnenen Seelen aus den Kämpfen verloren. Einzig die gesammelten Gegenstände darf man behalten und darauf hoffen, dass sie einem beim nächsten Versuch das Leben etwas einfacher machen.
«Demon's Souls» ist so noch das praktisch gleiche, ziemlich geradlinige Rollenspiel wie schon vor elf Jahren. Nur bietet das Spiel ebenso viel mehr Tiefgang, als man es zu Beginn überhaupt für möglich halten würde. Im Nexus kann man seinen Helden ganz nach seinen Vorstellungen und dem bevorzugten Spielstil hochleveln. Egal, ob man seine Feinde lieber aus der Ferne mit Zaubern eindeckt oder doch lieber mit dicker Rüstung und noch einem viel mächtigeren Schild aus der Nähe bekämpft, alles ist möglich.
Richtig spannend wird es aber erst, nachdem man etwa die Hälfte der Dämonen besiegt hat und damit beginnt, gezielt nach bestimmten Gegenständen Ausschau zu halten, die den eigenen Charakter stärker machen. Dabei stellt man auch immer wieder fest, dass bereits besuchte Welten plötzlich wieder neue Gegner und Pfade aufweisen, die auch neue Herausforderungen mit sich bringen.
Wer hier allerdings erwartet, dass er auch ab und zu an die Hand genommen wird, wird enttäuscht. Bei «Demon's Souls» gibt es keine Minikarte, keine Assistenten oder goldene Ausruf- und Fragezeichen, die einem den Weg vorgeben. Praktisch alles muss auf eigene Faust untersucht und ausprobiert werden. Wer dabei verzweifelt, weil er nicht mal weiss, was gewisse Gegenstände überhaupt bewirken, dem seien thematisch relevante Guides oder Youtube-Videos empfohlen. Eigenrecherche ist auf jeden Fall vonnöten, wenn man in dem Spiel vorwärtskommen will. Spätestens, wenn man sich mit der Welttendenz genauer auseinandersetzen will, kann in der Regel wirklich nur noch Google helfen.
Wie viel Next-Gen darf's denn sein?
Die grafische Schönheit habe ich eingangs bereits erwähnt. An dieser Stelle aber fast noch bemerkenswerter ist die damit verbundene Performance. Endlich ein «Soul's»-Game mit flüssigen 60 Frames pro Sekunde zu spielen, ist wie der siebte Himmel. Wer das nicht glauben will, darf gerne einmal während des Spiels in den 4K-Modus mit 30 Frames pro Sekunde wechseln.
Auch ohne Raytracing ist die Detailverliebtheit dabei wirklich ein Augenschmaus. Licht- und Schatteneffekte tauchen die ganzen Welten in ein Meer der absoluten Endzeitstimmung, während man sich gleichzeitig wundert, woher all die Dellen und Kratzer an der Ausrüstung plötzlich herkommen.
Passend unterstützt wird die Atmosphäre zudem auch durch den neu aufgenommenen orchestralen Soundtrack und die authentischen Geräusche wie das Klirren aufeinandertreffender Schwerte oder das Blubbern beim Durchschreiten der Sümpfe.
Auch den neuen DualSense-Controller haben die Entwickler von Bluepoint Games dabei nicht vergessen. Das haptische Feedback wird dezent eingebaut, sodass man beispielsweise den Herzschlag übergrosser Monster spüren kann oder die Zahnräder bei der Benutzung eines Aufzugs zu klappern beginnen.
Ein Kaufgrund für die PS5?
Trotz all der positiven Prämissen muss man sich im Endeffekt aber doch die Frage stellen, ob man sich für dieses Abenteuer so schnell wie möglich die Playstation 5 anschaffen soll. Fans von «Souls-like»-Games kann ich es wirklich nur empfehlen. Selbst wer den Titel schon damals auf der Playstation 3 ausgiebig gespielt hat, wird mit dem Remake nochmal richtig tief in den Sog dieser Dämonenjagd hineingezogen.
Wer hingegen mit solch schwierigen Spielen gar nichts anfangen kann, der wird wahrscheinlich auch mit dem wirklich perfekt umgesetzten Remake nicht viel anfangen können. Aber selbst für Neulinge gibt es Hoffnung, denn im Vergleich zu «Dark Souls» oder «Sekiro» gilt «Demon's Souls» immer noch als einfach. Und das Gefühl, wenn man den einen Boss im achten oder neunten Anlauf endlich bezwungen hat, ist auch in diesem Fall einfach so befriedigend.
Erstes Spiel: Monkey Island Ich spiele gerade: Demon's Souls ...und freue mich auf: Cyberpunk 2077 Lieblingszitat: «The right man in the wrong place can make all the difference in the world» (Halflife 2)