Internet-Problematik Experte sieht Spiele-Plattformen als Nährboden für Terrorismus

Von Fabian Gilgen

16.7.2020

Gibt es wirklich mehr Extremisten auf Gaming-Plattformen als sonst wo?
Gibt es wirklich mehr Extremisten auf Gaming-Plattformen als sonst wo?
Bild: Futurezone

Plattformen wie Steam oder Twitch sollen laut einem Anti-Terror-Koordinator der EU ein ernstzunehmendes Risiko des Missbrauchs durch Extremisten und Terroristen bieten. Wie viel steckt wirklich dahinter?

Grosse Social-Media-Plattformen wie Youtube, Facebook oder Twitter werden durch die Betreiber selbst überwacht und reguliert. Gaming-Plattformen jedoch wie Steam oder Twitch würden zu wenig überwacht, sodass sich Extremisten und Terroristen frei austauschen, Propaganda-Material teilen und auch neue Mitglieder rekrutieren könnten. Dies meint der 63-jährige Gilles de Kerchove, Anti-Terror-Koordinator der EU, gemäss Heise online.

Besonders junge Menschen, die sich auf Gaming-Plattformen aufhalten, seien anfällig und gefährdet, radikalisiert zu werden. Weiter meint de Kerchove, dass Gewalt- oder Kriegsthematik das sei, «was Spieler anspricht, die von gewalttätigen und extremistischen Botschaften angezogen werden könnten». Dabei greift er den bereits in die Jahre gekommenen Mythos auf, dass Spiele mit Gewalt Kinder oder Jugendliche negativ beeinflussen würden. Dies wurde aber bereits mit mehreren Studien und Statistiken widerlegt.



Dennoch führt de Kerchoves seine Argumentation weiter aus und bemängelt unter andrem den hohen Grad der Anonymität auf Gaming-Plattformen, was es Extremisten und Terroristen einfacher machen soll, ihre Botschaften zu verbreiten. Anonymität ist jedoch kein besonderes Merkmal von Gaming-Plattformen, sondern vielmehr des gesamten Internets und all seiner Plattformen.

Nicht zuletzt erwähnt de Kerchove das Problem von Geldwäsche in Videospielen. So sollen Kriminelle zum Beispiel mit teuren Skins ausgestattete «Fortnite»-Accounts verkaufen, um ihr Geld reinzuwaschen. Wie auch bei den meisten anderen Spielen ist ein Handel mit Accounts zwar verboten, die Massnahmen von Entwicklern würden aber zu wenig greifen, um diese effektiv zu unterbinden.



Ein voreiliges Urteil?

Insgesamt muss gesagt sein, dass, wenn de Kerchove das Risiko von Extremismus und Kriminalität effektiv richtig einschätzen sollte, dies nichts mit Gaming an und für sich zu tun hat. Vielmehr ist Gaming ein Thema, das schnell wächst und immer mehr Menschen anzieht. Es kann aber durchaus sein, dass dieses Wachstum schneller ist, als das Implementieren angebrachter Regulierungsmassnahmen. Um ein wirkliches Urteil sprechen zu können, müssen aber genauere Untersuchungen stattfinden.

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