Kontroverse spitzt sich zu «Last of Us»-Mitarbeiter erhalten Morddrohungen

tsch / mar

8.7.2020

Trotz des gigantischen Erfolgs von «Last of Us Part 2» spitzt sich die Kontroverse um das Spiel weiter zu.
Trotz des gigantischen Erfolgs von «Last of Us Part 2» spitzt sich die Kontroverse um das Spiel weiter zu.
Bild: Sony

«The Last of Us Part 2» findet reissenden Absatz, doch das Umfeld ist toxisch. Vermeintliche Fans der Reihe verbreiten hemmungslos ihren Hass. Der Entwicklungschef und eine Schauspielerin berichten von Morddrohungen. Entwickler Naughty Dog reagiert.

Mit über vier Millionen verkauften Exemplaren innerhalb von nur wenigen Tagen gehört Naughty Dogs Endzeit-Abenteuer «The Last of Us Part 2» zu den erfolgreichsten Exklusiv-Titeln für Sonys PS4-Konsole. Trotzdem ist die Games-Community offenbar tief gespalten.



Zunächst liessen manche User ihren Frust über bestimmte Elemente der Handlung, den Tod eines Sympathieträgers und andere dubiose Details nur bei Meinungsaggregatoren wie «Metacritic» freien Lauf. Die populäre Seite verzeichnete binnen weniger Stunden nach der Veröffentlichung eine Flut von Negativkritiken. Andere «Fans» stellten dagegen unverhohlen ihre Ressentiments gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen zur Schau – die Liebe der Heldin zu einer anderen Frau sorgte bereits im Vorfeld für Furore.

Hass und Morddrohungen

Nun sehen sich jedoch Entwicklungschef Neil Druckmann und Schauspielerin Laura Bailey, die der Antagonistin Abby Gesicht und Stimme leiht, einer Vielzahl von homophoben, transphoben und antisemitischen Beleidigungen sowie Morddrohungen aus den sozialen Medien ausgesetzt. Beide veröffentlichten Auszüge daraus bei Twitter, um auf die völlige Enthemmung, den blanken Hass und die fehlende Differenzierung zwischen virtuellem Geschehen und der Realität von manchen Usern aufmerksam zu machen.



Vermeintlicher Stein des Anstosses: Im letzten Spieldrittel gibt man die Kontrolle über Heldin Ellie erst mal ab und schlüpft stattdessen für mehrere Stunden in die Rolle der resoluten Body-Builderin Abby. Auf diese Weise beleuchtet das Spiel die tragische Rache-Geschichte aus zwei verschiedenen Perspektiven – ein ungewöhnliches, aber auch spannend umgesetztes Stilmittel. Bei vielen Fans des Vorgänger-Spiels trifft diese Skript-Entscheidung von Autor Neil Druckmann auf wenig Gegenliebe – und liefert einer kleinen, aber lauten Troll-Gruppe die Vorlage für ihre Angriffe.

Rückendeckung vom Entwickler

Entwickler Naughty Dog hat mit einer offiziellen Stellungnahme reagiert: «Obwohl wir eine kritische Diskussion begrüssen, verurteilen wir jede Form von Belästigung oder Bedrohung, die gegen unser Team und unsere Besetzung gerichtet ist», schreibt das Studio. «Ihre Sicherheit ist unsere höchste Priorität, aber wir müssen alle zusammenarbeiten, um diese Form des Verhaltens mit der Wurzel zu entfernen und einen konstruktiven sowie mitfühlenden Diskurs zu bewahren.» Ob man Anzeigen gegen die Verfasser der Morddrohungen erstattet habe, verriet man nicht.

Zwar stellt sich eine übergrosse User-Mehrheit bei Twitter hinter Naughty Dog, Neil Druckmann und Laura Bailey und verurteilt die Hassbotschaften aufs Tiefste. Aber auch hier fallen immer wieder einige User aus der Reihe und geben den Entwicklern eine Mitschuld an der Situation.

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