Kein Platz für EmotionenSo bereitet sich ein Schweizer eSportler auf Turniere vor
Anatol Heib
12.3.2019
Was unterscheidet den Profi-Spieler vom ambitionierten Hobby-Gamer? In einem Gespräch mit Destan Huynh haben wir es herauszufinden versucht. Als wichtige Komponenten stellten sich Rockmusik, Meditation und Sport heraus.
Destan «Destany» Huynh spielt «Super Smash Bros. Ultimate». Für den 19-Jährigen ist das aber mehr als ein Hobby. Jede Woche nimmt er mindestens an einem Turnier in der Schweiz teil. Will er der Beste sein, muss er in erster Linie alle Bewegungen seiner Spielfigur auswendig kennen und dem Gegner stets einen Schritt voraus sein.
Das Erlernen der zahlreichen Tastenkombinationen vergleicht er mit Velofahren: «Sobald man alle Möglichkeiten kennt, passiert es automatisch», verrät er. Sein Rezept, um im Spiel eine Top-Leistung zu bringen: «Ich höre mir Rock oder Hip-Hop an. Das bringt mich in eine gute Stimmung und erhöht meine Willenskraft.»
Am Morgen eines grossen Turniers wird «Destany» sogar von passender Musik geweckt. Er ist überzeugt, dass der erste Song am Morgen die Denkweise für den Rest des Tages bestimmt. Während einer Partie achtet er darauf, richtig zu atmen und kurz zu meditieren. In der Freizeit hält er sich mit Joggen und dem Gang ins Fitness-Center in Form. «Das Gamen hat mich motiviert, wieder mehr Sport zu treiben. Es ist ein willkommener Ausgleich.»
Kein Spiel auf die leichte Schulter nehmen
«Ich lasse mich im Spiel nicht von Emotionen leiten. Wenn ich in Rückstand gerate, bleibe ich ruhig und fokussiert. Mir ist eine optimistische Einstellung zum Spiel wichtig», verrät der Kantonsschüler. Im Spiel ist im Vorteil, wer schnell das Angriffsmuster des Gegners erkennt. Man müsse deshalb in der Lage sein, laufend seine Strategie anzupassen.
Natürlich ist es verlockend, bei Gegnern einen Gang zurückzuschalten, die man schon mehrmals besiegt hat. «Das kann aber richtig schiefgehen. Denn im eSports spielt auch die Psychologie eine nicht zu unterschätzende Rolle», sagt der erfahrene Spieler.
Nach Niederlagen ist er wie jeder ambitionierte Spieler zuerst einmal enttäuscht. Doch er fängt sich auch schnell wieder. Die Niederlagen spornen ihn an, noch besser zu werden. «Ich hatte jahrelang einen Rivalen namens Zudenka, gegen den ich nicht gewinnen konnte. Doch die Duelle haben mich als Spieler stärker gemacht, und ich habe mich durch ihn weiterentwickelt. Auch darum geht es im eSports», betont «Destany» .
Nach einem Sieg legt er sofort den Fokus auf das nächste Match. Er studiert auf YouTube Videos des Gegners und macht sich Notizen. Wer einen Plan habe, könne eben auch gegen einen vermeintlich stärkeren Gegner ohne Plan siegen.
Nächste Challenge: Duelle gegen Spieler aus Frankreich
Um sich weiter zu verbessern, möchte Destan Huynh gegen Spieler aus Deutschland und anderen europäischen Ländern antreten. Die Szene in den umliegenden Ländern sei richtig stark. Die nächste Bewährungsprobe steht bereits fest: An einem kommenden Turnier in der Schweiz tritt er gegen Spieler aus Frankreich und Österreich an, die als sehr stark eingestuft werden.
Für Destan Huynh ist das die perfekte Herausforderung.
«The International» ist das höchdotierte eSport-Turnier und wird jährlich von Millionen Menschen mitverfolgt. Dieses Jahr wurden hier unglaubliche 24,6 Millionen US-Dollar an Preisgeldern ausgeschüttet.
Bild: Valve
Die Gewinner der 2018er-Ausgabe von «The International» heissen «OG», die Spieler sind zwischen 18 und 26 Jahren alt und dürfen 11 Millionen der Preisgelder unter sich aufteilen.
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Die Ehre des grössten eSport-Events der Welt gebührt der «League of Legends» World Championship mit mehr als 43 Millionen Zuschauern.
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In der «League of Legends» World Championship dominieren Südkoreanische Teams, wie SK Telekom T1, die 2013, 2015 und 2016 das Finale gewonnen haben.
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Der aus Deutschland stammende Kuro "KuroKy" Takhasomi ist der Spitzenreiter unter den eSport-Grossverdienern.
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Kuro hat bereits mit 16 Jahren angefangen, professionell das MOBA «Dota 2» zu spielen und alleine 2017 rund 2,4 Millionen US-Dollar an Preisgelder eingestrichen.
Bild: ESL Helena Kristiansson
Den ersten Platz unter den lohnenden eSport-Spielen nimmt das MOBA «Dota 2» der Entwicklerfirma Valve ein. Gespielt wird in Fünfer-Teams, bei denen jeder Spieler eine feste Rolle einnimmt.
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Auch das MOBA (Multiplayer Online Battle Arena) «League of Legends» steht bei Spielern und Zuschauern ganz hoch im Kurs.
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Wenn Sie sich mit den Fantasy-Figuren in «League of Legends» oder «Dota 2» nicht anfreunden können, wäre vielleicht der Shooter «Counter-Strike: Global Offensive» das Richtige.
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In «Counter-Strike: Global Offensive» kommt es auf blitzschnelle Reaktionen und taktische kluge Zusammenarbeit mit dem Teammitglieder an.
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Weniger martialisch geht es in dem Kartenspiel «Hearthstone: Heroes of WarCraft» zu. Bei diesem Spiel geht es mehr um strategisches Geschick bei der Auswahl der Decks und eine gute Portion Glück.
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Seit 2014 werden eSport-Turniere in «Hearthstone: Heroes of WarCraft» abgehalten und die Preisgelder haben sich in der kurzen Zeit von 250.000 auf 1 Millione US-Dollar bereits beachtlich gesteigert.
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In der Schweiz stellt die mYinsanity eSport-Organisation Teams zu nahezu allen grossen Turnierspielen.
Bild: mYinsanity
Wenn Sie Ballerspielen oder MOBA nichts abgewinnen können, wie wäre es mit einer professionellen Rennkarriere mit «Mario Kart 8 Deluxe» in der Swiss Nintendo League?